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4.10. Die musikalische Spielwiese (Hermann Härtel und Mitarbeiter)

Tipp

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4.10.1. Bewährte Konzepte aus der Steiermark

Zur musikalischen Entfaltung und Integration von Musikausübung ins persönliche Leben bedarf es des Eintauchens in Stimmungswelten, des Dabeiseins und Festefeierns, des Ausprobierens, Lernens und Abschauens – kurz: Es bedarf der Gelegenheiten zur spielerischen Begegnung mit der eigenen Musikalität, der musikalischen Spielwiese eben.

Das Steirische Volksliedwerk versucht über verschiedene Wege, Menschen in direkten Kontakt mit Musik zu bringen und zur Eigenbetätigung anzuregen. Die vier zentralen Aufgabenbereiche des Volksliedwerkes – lapidar: Sammeln, Vermitteln, Weitergeben und Veröffentlichen – ranken um diesen Auftrag zur musikalischen Begeisterung der Menschen. Je früher das gelingt, umso besser.

Bewährte Spielwiesen des Steirischen Volksliedwerkes sind die Initiative „Musik beim Wirt“, mit den Aktionen „Sänger- und Musikantenstammtisch“, „Interkultureller Musikstammtisch“, „Lust auf Singen“ und „Stadtmusikszene“ wie auch ein breites Kurs- und Veranstaltungsangebot. Unterstützend wirken das Liederservice, zahlreiche Notenpublikationen und die Volksliedwerk-Mundharmonika.

4.10.2. Das Steirische Volksliedarchiv und die Suche nach eigenen Klängen (Doris Grassmugg und Eva Payer)

Das Steirische Volksliedarchiv ist seit 1905 Dokumentationsstelle für Volkslied, Volksmusik und Volksdichtung. Urväter der steirischen Volksmusikforschung, Dr. Josef Pommer (1845–1918), Viktor von Geramb (1884–1958), Viktor Zack (1854–1939) und viele andere haben zusammen rund 30.000 handschriftliche Aufzeichnungen hinterlassen. Auch heute wird im Rahmen von Feldforschungen im ganzen Land das Archiv laufend erweitert. Dieses Material dient sowohl der Forschung als auch dem Gebrauch.

Das Archiv besteht heute aus vielen Teilgebieten. Dazu gehört die kostbare Handschriftenabteilung, das Tonarchiv, das Fotoarchiv (Feldforschungsaufnahmen, Veranstaltungsdokumentationen und historische Fotobelege, Schallplattenproduktionen, CDs und eine Fachbibliothek mit rund 8.000 Bänden. Einen besonderen Schwerpunkt bildet alljährlich die Arbeit im Büro für Weihnachtslieder.

Das Volksliedarchiv bildet das Herzstück des Steirischen Volksliedwerkes. Neben der Forschung und Dokumentation widmet sich das Steirische Volksliedwerk auch der Vermittlung, Wieder- und Neubelebung musikalischer Umgangsformen und der Weitergabe gesammelten Liedgutes. Das Angebot reicht von Jodelkursen über Harmonika- und Mundharmonika-Schnupperlehrgänge bis zu Harfenseminaren, speziellen Kursen für Eltern und Kinder, dem Steirischen Geigentag und dem Treffen der Dudelsack- und Drehleierspieler.[160]

4.10.3. Lieder auf Abruf – ein Liederdienst kümmert sich um vielfältige Wünsche (Inge Härtel)

Die Sehnsucht der Menschen, zu singen und die Gestaltung der Feste und Feiern im Jahres- und Lebenslauf selbst in die Hand zu nehmen, ist nach wie vor sehr groß. Das Steirische Volksliedwerk bietet einerseits Seminare zum „Selbertun“ an, andererseits wurde der Liederdienst, eine internationale Servicestelle des Steirischen Volksliedwerkes, eingerichtet.

Der Liederdienst hat sich zur Aufgabe gemacht, das Archiv zu öffnen und den Menschen „ihre Lieder“ wieder zurückzugeben. Vor zwanzig Jahren eingerichtet, gab es in der ersten Zeit nur wenige Anfragen. Heute (2003) sind es jährlich über tausend „Liederkunden“, die wiederum etwa 6.000 Einzeltitel aus dem Archiv abfragen. Im Advent wird der gesamte Bestand an Weihnachtsliederbüchern, wie auch weihnachtliche Gedichte und Geschichten, aus dem Volksliedarchiv ins „Büro für Weihnachtslieder“ in der Grazer Innenstadt ausgelagert. Mehr als im übrigen Jahr wird hier Hilfe zur Selbsthilfe angeboten (auch in der praktischen Anwendung).

Bei der Vielfältigkeit der Anfragen aus ganz Österreich und dem Ausland ist die Zusammenarbeit mit den Volksliedwerken der Bundesländer, mit Bibliotheken der Musikuniversitäten und Konservatorien von großer Bedeutung. Sowohl Chöre als auch sangesbegeisterte Einzelpersonen nehmen einerseits unser Service gerne in Anspruch, sind aber auch wichtige Ansprechpartner, wenn der Liederdienst Hilfestellungen benötigt.

4.10.4. Erste Tanzschule neben dem Küchenherd (Monika Mogel)

Mit der Aufforderung „Alles Walzer“ werden wir – wenn es um die ersten Tanzschritte mit Kindern geht – wohl weniger Erfolg haben, da schon eher mit „Einmal hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer ...“. Probieren Sie es aus, neben dem Küchenherd, wenn der Braten im Rohr brutzelt und die letzten Sätze der Deutschaufgabe gerade geschrieben werden.

Einen Versuch ist es wert, dachten sich zwei Familien und brachten diese hausgemachte Musik auf CD heraus, ein Buch zum Mitsingen und Tanzen wurde gleich mitgeliefert – „Kinderlieder hopsassa“ und „Weihnachtszeit in der Familie“ entstanden. Große und Kleine beim Singen und Tanzen, gemeinsames Erleben, der Klebstoff zwischen den Generationen …

Die musikalische Früherziehung beginnt nicht erst mit der Kindergarten- oder Schulzeit, die ersten Vorbilder und Ansingpartner sind nun einmal die Eltern. Wenn Eltern diese Chance nützen, können sie ihren Kindern behilflich sein, über die ersten Tonstufen zu steigen, in ein klingendes Leben mit Musik.

4.10.5. Musikerziehung in der Familie (Hermann Härtel)

Kinderlieder sind fertige, vollwertige Werke in kleinerer Form. In ihnen steckt die große Welt der Poesie in Wort und Ton, denn Einfachheit bedeutet nicht „minder ausgestattet“, sondern „auf das Wesentliche bezogen“. Ein Zeichen für deren Qualität ist, wenn sie ebenso von Erwachsenen gesungen werden, wie zum Beispiel das Lied: „Wås is heit für Tåg?“. Bei genauerer Betrachtung von Kinderliedern findet man große Tonsprünge, Mundarttexte und lange Aufzähllieder, die Durchhaltevermögen erfordern. Kindliche Texte kommen kaum vor; da Kinder auf dem Weg ins Erwachsenenleben sind, mögen sie es ohnehin gar nicht so gerne, wenn sie mit Kindlichkeit gefüttert werden.

Die Lieder der Weihnachtszeit sind unter anderen für unsere Kinder besonders wichtig – sie sind ein Teil des alljährlich wiederkehrenden Rituals der Festabfolge. Besonders wirkungsvoll sind Lieder „von Kindern für Kinder“ gesungen, da das Gefühl, auf gleicher Stufe mit dem Interpreten zu stehen, gegeben ist.

In jedem Fall findet die früheste Musikerziehung im Kreise der Familie statt. Die spielerische Vermittlung von Musik stellt die Grundlage für das spätere Musikempfinden dar. Dabei soll es sich nicht um das Lernen von Musiktheorie handeln, sondern um das Entdecken der Melodie an sich und die damit verbundenen Gefühle.

4.10.6. Das Wirtshaus zum Klingen bringen (Herbert Krienzer)

Das Projekt „Musik beim Wirt“, eine Initiative des Steirischen Volksliedwerkes in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Steiermark Fachgruppe Gastronomie, wurde Anfang der 1980er-Jahre begonnen und dient der Förderung der autonomen musikalischen Selbstversorgung in Gaststätten der Steiermark.

Im Mittelpunkt steht das Bemühen, die bedeutsame Rolle der Wirtshäuser als Zentren der örtlichen Kommunikation und Geselligkeit zu stärken und dem urtümlichen, menschlichen Bedürfnis nach sozialer Interaktion und Begegnung Raum zu verschaffen. Musik und Gesang spielen dabei eine wesentliche Rolle: einerseits als Wegbereiter – also um die Annäherung zwischen Menschen zu erleichtern –, andererseits als Ausdruck innigen Wohlbefindens.

Die Umsetzung erfolgt auf bewährte Weise durch die Veranstaltung von Sänger- und Musikantenstammtischen. Durch den bewussten Verzicht auf Verstärker- und Bühnenanlagen wie auch auf Musikberieselung und Moderationen bleibt die musikalische Gleichberechtigung gewahrt und selbstbestimmtes, spontanes Singen und Musizieren möglich. Wirtsleute, die dem spontanen, emotional motivierten Singen und Musizieren zugetan sind, werden so zu Förderern regionalen Musiklebens. Denn sie unterstützen zwischenmenschliche Begegnung und einen lebendigen Umgang mit der eigenen Musikalität. Hier ist der Boden bereitet für Geselligkeit und Gastlichkeit im überschaubaren Rahmen.

4.10.7. Ausdrucksmittel Musik an öffentlichen Orten (Herbert Krienzer)

2002 beteiligten sich in der Steiermark ca. 180 Gaststätten an der Aktion „Musik beim Wirt“, es waren ca. 120 Gastbetriebe im Besitz der Auszeichnung „Musikantenfreundliche Gaststätte“ und es fanden ca. 450 Sänger- und Musikantenstammtische statt. Die vielfältige Unterstützung durch das Steirische Volksliedwerk wird dabei gerne in Anspruch genommen. Eine Erweiterung des Projektes bilden die interkulturellen Musikstammtische, die es seit April 2000 in Graz gibt und die gemeinsam mit dem Verein ISOP (Innovative Sozialprojekte) durchgeführt werden. Sie richten sich ausdrücklich an alle in Graz lebenden Nationalitäten und ethnischen Gruppen und stellen den Versuch einer multikulturellen Verständigung über das Ausdrucksmittel Musik dar.

Die relativ junge Initiative „Lust auf Singen“ trägt dem fundamentalen Bedürfnis nach Gesang ohne hohen künstlerischen Anspruch Rechnung. OSR Josef Ertl und Regina Dietrich-Sponring haben sie 1999 in der südsteirischen Gemeinde Gamlitz begründet. Seither hat sich die Idee wie ein Lauffeuer verbreitet und hält 2003 bei 17 Tochter-Initiativen mit ca. 120 Veranstaltungen im Jahr.

Der musikalischen Belebung von Grazer Wirtshäusern hat sich das Projekt „Stadtmusikszene“ verschrieben, das über ein „Kontaktbüro“ Verbindungen zwischen Wirtsleuten und Musikern knüpft. Über ein unkompliziertes und kostenloses Vermittlungssystem versucht man, die Kluft zwischen den wenigen etablierten Stars und den vielen musikbegabten Menschen zu verringern.

4.10.8. Wirtshauskultur im Dorf (Hermann Härtel)

Das Steirische Volksliedwerk beschäftigt sich neben der Volksmusikforschung und -archivierung und Betreuung des Steirischen Volksliedarchives mit der Publikation dieses reichen Volksliedschatzes und entwickelt Initiativen zur Förderung der musikalischen Umgangssprache. Vordergründig geht es um das „Selbersingen und Selberklingen“ als Gegengewicht zur heute permanent angebotenen Musikkonserve, zur Musikberieselung und zum rein passiven Musikkonsum als (Volksmusik-)Konzertbesucher.

Ein besonders erfolgreiches Projekt ist „Musik beim Wirt“. Das Steirische Volksliedwerk ist seit 1980 Initiator und Träger der Aktion „Wieder aufspiel’n beim Wirt“ und hilft damit, Lieder und Weisen als Alternative oder Ergänzung zur Konzertmusik erklingen zu lassen. Das „Hausgemachte“ und das Verlassen der Anonymität gewinnt auch bei den Touristen wieder an Popularität – ein wichtiger volkskultureller Beitrag.

Bisher wurden etwa 120 Betriebe mit der Urkunde „Musikantenfreundliche Gaststätte“ ausgezeichnet, die sich um die Musikpflege ihres Ortes besonders verdient gemacht haben. Die Urkunde verpflichtet die genannten Gaststätten auch weiterhin zur „Freundlichkeit“ und Musikpflege. Nach der Steiermark, die auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle gespielt hat, haben andere Bundesländer und auch die Nachbarländer mit ähnlichen Veranstaltungsreihen begonnen (z. B.: Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, Bayern u. a.).

4.10.9. Richtlinien aus der Steiermark zum Projekt „Musik beim Wirt“ (Herbert Krienzer)

Angestrebt wird maximale Eigenständigkeit, d. h. im Idealfall werden Impulse von außen – letztlich auch die Unterstützung durch das Steirische Volksliedwerk – überflüssig. Es gibt auch keine stilistischen Vorgaben: von Klassik bis Jazz, von Volksmusik bis Multi-Kulti, von Ethno bis Schlager und Schnulze. Stellen sich dauerhafte oder kurzzeitige Schwerpunkte ein, so kommen diese ausnahmslos von den Akteuren selbst.

Sänger- und Musikantenstammtische laden zum Mittun ein. Spontanes, aus der Emotion entstandenes Singen und Musizieren steht im Vordergrund; daher werden feste Programmabläufe und Konzertsituationen vermieden (keine Bühnenveranstaltungen).

Im Idealfall zerfließen die Grenzen zwischen Akteuren und Zuhörern. Jeder bringt sich ein, soweit er will und so gut er kann. Aktives „Sich-Unterhalten“ geht vor passives „Unterhalten-Werden“. Im Geschehen liegt das Bestreben und nicht im Endergebnis. Unterhaltungswert geht vor Perfektion und Stiltreue. Auch das Ineinanderfließen von verschiedenen Musikwelten verhindert Ausgrenzung und Isolation und birgt reizvolle Spannungsmomente in sich. Besonders wichtig ist der Zufall. Musikanten und Sänger haben größtmögliche Freiheit, ebenso das Publikum. Sänger- und Musikantenstammtische sind bei freiem Eintritt zu besuchen.

4.10.10. Gedanken zum Projekt „Musik beim Wirt“ (Herbert Krienzer)

Ausschlaggebend für ein gutes Gelingen ist die Wahl eines entsprechenden Lokals. Vor allem der Gastwirt muss der Sache positiv gegenüberstehen, er muss sich mit der Idee identifizieren und Musikstammtische nicht bloß als gute Gelegenheit sehen, sein Geschäft zu machen. Am besten eignen sich Gaststätten mit mehreren kleinen Stuben, in denen zugleich gesungen oder gespielt werden kann. Große Räume führen oft zu einer konzertanten Aufführung. Der Wunsch nach musikalischer Äußerung ist stimmungsabhängig. Ungünstige Rahmenbedingungen (grelles Licht, kühle Ausstrahlung, nüchterne Raumgestaltung usw.) bremsen und verhindern mitunter die Lust am freien Singen und Musizieren.

„Musik beim Wirt“ ist nur indirekt ein touristisches Konzept. Zunächst geht es darum, die musikalische Alltagskultur zu fördern. Aus diesem Grund soll versucht werden, alle Besucher (zumindest als Sänger) einzubinden. Es würde an der Idee vorbeigehen, wenn (semi-)professionelle Musiker das Geschehen allein bestimmen und die übrigen Gäste „stumm“ blieben. Ein weiteres Ziel ist es, heimische Künstler aus sämtlichen Sparten („Reimschmiede“, Geschichtenerzähler, Maler usw.) mit einzubeziehen. Der Anspruch eines „fehlerlosen“ Vortrages steht nicht im Vordergrund – Sänger- und Musikantenstammtische sind als „Übungsfeld“ für die ausführenden Musiker zu sehen. Musikalische Abende dieser Art unterliegen keinem vorgegebenen Programm – der Zufall und spontane Ideen bestimmen den Ablauf, welcher sich dadurch stark von konzertanten Aufführungen unterscheidet. „Musik beim Wirt“ unterliegt einem Entwicklungsprozess, der zum selbstverständlichen Singen und Musizieren führen soll – zum Gebrauch von Musik als Lebensmittel.

4.10.11. Die musikantenfreundliche Gaststätte (Herbert Krienzer)

Geselligkeit, Gastlichkeit und Musikgebrauch vereinen sich zu einem Lebensgefühl der besonderen Art. Sie stehen in unmittelbarem Zusammenhang und sind für das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Menschen von zentraler Bedeutung. Der geeignetste Platz für das Zusammenwirken dieser Faktoren ist zweifellos das Wirtshaus – es ist die regionale Begegnungsstätte ersten Ranges.

Wirtsleute, die in besonderer Weise diese Funktion ausfüllen, werden vom Steirischen Volksliedwerk und der Wirtschaftskammer Steiermark mit dem Prädikat „Musikantenfreundliche Gaststätte“ ausgezeichnet. Sichtbares Symbol der Wertschätzung dieses Wirkens ist eine Urkunde, die in einem feierlichen Akt überreicht wird.

Die ausgezeichneten Betriebe – mit April 2003 waren es 120 in der Steiermark – geben dem spontanen Singen und Musizieren den Vorzug gegenüber der Musikberieselung aus dem Lautsprecher, sie ermuntern den Gast zur musikalischen Eigenbetätigung in Geselligkeit und verschaffen ihm die Möglichkeit mit einzutauchen, wenn sich Musikanten und Sänger, in einer immer wieder neuen Zusammensetzung, auf eine abenteuerliche musikalische Reise voller Überraschungen begeben. Vielfach sind sie Heimstätten für die örtlichen Musik-, Tanz- und Gesangsgruppen.

4.10.12. Öffentlichkeitsarbeit und Werbemittel (Herbert Krienzer)

Sänger- und Musikantenstammtische funktionieren in der Steiermark vor allem dann in ausgezeichneter Weise, wenn sich folgende Partnerschaft einstellt: 1) motivierte Wirtsleute, die sich mit der Idee identifizieren, 2) ein Promotor aus der Region (Musikant, Sänger, Chorleiter, Kapellmeister, Kulturtreibender usw.) und 3) das Steirische Volksliedwerk mit seinem reichen Erfahrungsschatz und den Möglichkeiten der Bewerbung und Unterstützung.

Bewerbung der Veranstaltungen: Pressemeldungen an Radio, Fernsehen, freie Journalisten und Printmedien; Terminankündigungen in Fachzeitschriften und Kalendern; Plakate; Einladungen (Handzettel) – auch individuell gestaltet; Veranstaltungshinweise in der Vereinszeitschrift „Der Vierzeiler“; Termine im Internet; Info-Service für Interessierte (im Zwei-Monats-Rhythmus). Öffentlichkeitsarbeit: Urkunde „Musikantenfreundliche Gaststätte“; Gaststätten im Internet; Berichterstattung im „Vierzeiler“; Beiträge in diversen Zeitungen und im Rundfunk; Beratungstätigkeit: Wie komme ich zu Musikanten, Sängern und Gruppen? Welche Räumlichkeiten sind günstig? Wie organisiere ich meinen Musikantenstammtisch?

Animationshilfen zum Selbersingen: Liederbücher „Singen im Wirtshaus“ und „Singen im Buschenschank“; Notenmaterial (Kopierservice); Werbemittel: Luftballons, T-Shirts u. a.; Angebote des Steirischen Volksliedwerkes: Liederservice; Liederbücher, Noten, Fachbücher; CDs; Kursangebote (auch speziell für Wirtsleute z. B. Harmonika-Schnupperkurse oder Einführungen in die Liedbegleitung auf der Gitarre).

4.10.13. Interkultureller Musikstammtisch: „singers and musicians – come together“ (Herbert Krienzer)

Menschen unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit und Herkunft treffen sich in der Grazer Innenstadt zum gemeinsamen Singen und Musizieren. Derzeit (2003) leben in Graz Menschen aus nahezu 100 verschiedenen Ländern – eine faszinierende Vielfalt an Sprachen und Ausdrucksformen. Im gemeinsamen Projekt „Interkultureller Musikstammtisch“ versuchen ISOP (Innovative Sozialprojekte) und das Steirische Volksliedwerk, mittels Musik zwischenmenschliche Begegnungen anzubahnen und den kulturellen Austausch zu fördern.

Die interkulturellen Musikantenstammtische sind eine Sonderform der Sänger- und Musikantenstammtische im urbanen Raum. Auch sie stehen für freies, aus der Emotion geborenes Singen und Musizieren und laden jeden zum Mittun ein. Sie richten sich in besonderer Weise an alle in Graz lebenden Minderheiten und stellen ein freies Forum der freundschaftlichen musikalischen Begegnung dar.

4.10.14. Wenn die Seele Purzelbäume schlägt ... die Initiative „Lust auf Singen“ (Herbert Krienzer)[161]

Man könnte sagen: Die Zeit ist reif! Die viel zu oft verleugnete, urtümliche Lust am Singen, die jedem Menschen eigen ist, drängt immer mehr auf Befreiung. Ein elementares Bedürfnis fordert seine Umsetzung. Die Seele des Menschen frohlockt, kann sie singen! Da gelingt der unmittelbare Brückenschlag zu inneren Stimmungen, Gefühle verwandeln sich in Klänge und Harmonien. Eine große Sehnsucht wird deutlich – besonders in Zeiten der Überbetonung des Rationalen, der Gewinnmaximierungen und des Leistungsgedankens, aber auch des exzessiven Kulturkonsums. Eine Sehnsucht nach dem Beschaulichen, Überschaubaren, dem Menschgerechten wird spürbar.

„Lust auf Singen“ ist eine neue Möglichkeit der musikalischen Begegnung. Sangesfreudige Menschen, Geübte wie Ungeübte, treffen sich zum freien, zwanglosen Singen in einer zur Geselligkeit einladenden Umgebung (Buschenschänken, Gasthäuser, Bauernhöfe usw.). Dabei geht es nicht so sehr um perfekte musikalische Leistungen als vielmehr um die Freude am gemeinsamen Singen. So wird der einfachen Zweistimmigkeit gegenüber komplizierten Chorsätzen der Vorzug gegeben. Niemand braucht zu fürchten, überfordert zu sein! Mit fachkundiger Hilfe werden Lieder nach Vorschlägen der Teilnehmer gesungen und auf Wunsch geübt. Vielfach findet dabei das Liederbuch „Singen im Wirtshaus“ Verwendung. Jeder ist eingeladen mitzumachen, der Eintritt ist frei! Ohne Voranmeldung, einfach nur hinkommen.

4.10.15. Stadtmusikszene – Graz geigt auf (Wolfram Märzendorfer)

Unter dem Titel „Stadtmusikszene“ hat das Steirische Volksliedwerk ein Projekt für das Kulturjahr 2003 entwickelt. Es handelt sich dabei um die Idee der Vermittlung von Musik an Gaststätten jeder Art via Internet. Dabei soll die Intimität, die ein musikalisches Ereignis im Wirtshaus vom Konzert unterscheidet, ein wesentliches Kriterium sein.

Mit dem Projekt „Stadtmusikszene“ wird versucht, eine neue Live-Musikszene in Graz aufzubauen. Die vorhandene Musikalität und das Bedürfnis nach direktem Musikerlebnis werden dabei verknüpft. Die Stadtmusikszene umfasst jede Art Musik – von Klassik bis Jazz, von Volksmusik bis Multi-Kulti, von Ethno bis Schlager. Spielplätze, und damit Zentren der musikalischen Kommunikation der Stadtmusikszene, sind die Gastronomiebetriebe von Graz.

Ansprechpartner und Akteure der Stadtmusikszene sind einerseits die Gaststättenbetreiber und andererseits die Musikerinnen und Musiker. Die Initiative geht von beiden Seiten aus. Beide Gruppen kommunizieren miteinander über die Homepage www.stadtmusikszene.at. Das Organisationsbüro (Griesgasse 24, 8020 Graz) bietet den Gastwirten und Musikern Beratung und Hilfe an und übernimmt die Bewerbung der jeweiligen Veranstaltungen. Das Projekt wurde für die Europäische Kulturhauptstadt Graz im Kulturjahr 2003 entwickelt, ist aber grundsätzlich auf Dauerhaftigkeit, Autonomie und Überregionalität angelegt.

Literatur

[HärtelH 1999] Härtel, Hermann: Vorträge, Leitartikel, Reden, Glossen, Zitate ... Gnas 1999 (Sätze und Gegensätze 10).

[HärtelI/Mogel 2001] Härtel, Ingeborg; Mogel, Monika: Weihnachtszeit in der Familie. Lieder, Sprüche, Rätsel. 1. Aufl. Graz 2001.

[HärtelI/Mogel 2003] Härtel, Ingeborg; Mogel, Monika: Kinderlieder hopsassa! Lieder, Reime, Tänze ... 1. Aufl. Graz 2003.

[Helmhart/Stanicek 2002] Helmhart, Marion; Stanicek, Wolfgang (Red.): Wo ein Wirtshaus erbaut, ein Musikant vorbeischaut. Volkskultur Niederösterreich (Jahrbuch). Atzenbrugg 2002.

[Steirisches Volksliedwerk 1999] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Mein Leben – meine Lieder. Vierzeiler 19/3 (1999).

[Steirisches Volksliedwerk 2001] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Singen im Wirtshaus. Die erste Runde. Eine Initiative des Steirischen Volksliedwerkes und der Wirtschaftskammer Steiermark. 1. Aufl. Graz 2001.



[160] Aktuelle Infos und Termine auf der Homepage des Steirischen Volksliedwerks.

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