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4.30. Kunst und Kultur in die Region gebracht (Heinz Kaiser)[223]

Tipp

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4.30.1. Kultur in der Stadt! – Und auf dem Land?

Vor mehr als 30 Jahren (Stand 2003) entstanden im Land Salzburg die ersten Kulturinitiativen, die die Einseitigkeit des bestehenden kulturellen Stadt-Land-Gefälles zu korrigieren versuchten, denn Kultur auf dem Land war mit den Begriffen Brauchtums- und Heimatpflege gleichzusetzen. Wenn von „Kultur“ die Rede war, konnte nur Salzburg – die Stadt – gemeint sein: Theater und Konzerte, Ausstellungen oder Festivals gab es allenfalls dort. In den 1970er-Jahren wurden dann ausgehend von Einzelpersönlichkeiten Aktivitäten gesetzt, die auf dem Land ungewöhnlich waren und bis dahin nur im städtischen Raum vorzufinden waren. Die Kulturinitiativen brachten das aufs Land, was man mittlerweile Kulturleben nennt. So manches kulturelle Highlight, so manche künstlerische Neuheit war plötzlich auch außerhalb des „Wasserkopfes Salzburg“ zu finden.

Heute (2003) bestehen im Land Salzburg mehr als 50 Vereinigungen, die gegen dieses kulturelle Stadt-Land-Gefälle kämpfen; ihnen und ihren zumeist ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es zu verdanken, dass sich das Kulturleben nicht einzig und allein auf die Stadt beschränkt. Naturgemäß herrscht in dieser über die Jahrzehnte entstandenen Kulturszene des Landes (bzw. auf dem Land) ein personales „Kommen und Gehen“, andererseits ist es unbestritten, dass es mancher Initiative gelingen konnte, über die Jahre hinweg nicht den Atem zu verlieren und ein eigenständiges Profil sowie ein unverwechselbares Programm zu entwickeln. Die jahrzehntelange Entwicklung, auf die die Institution „Kulturinitiative“ mittlerweile zurückblickt, verpflichtet aber zu professioneller Kulturarbeit. Erscheinungsbild, Eigenwerbung, Pressearbeit und Programmkonzeption sind die Stichworte, die für einen professionellen Kulturbetrieb relevant sind. Auch eine Website gehört zu einer zeitgemäß geführten Vereinigung.

4.30.2. Kulturinitiativen im Land Salzburg

Als Vorreiter der regionalen Kulturszene im Land Salzburg gilt der 1967 gegründete Kunstverein Galerie Zell am See. Erst in den ausgehenden 70er- und 80er-Jahren kam es zur eigentlichen Ausprägung der Szene auf dem Land, zu der mittlerweile (2003) mehr als 50 Kulturinitiativen zählen, darunter Jazz Szene Lungau, Jazz im Sägewerk, die LeogangerKinderKultur, das Kulturforum Hallein, der Kulturverein Pongowe oder der Kulturverein Werfen. Meist prägen Einzelpersönlichkeiten die Aktivitäten.

1971 fanden in Rauris die ersten Rauriser Literaturtage statt und 1972 wurde erstmals der Literaturpreis vergeben (Preisträger: Bodo Hell). 1975 gründete der HS-Lehrer Josef Schneider mit vier Freunden in Altenmarkt den Verein „Filmforum das andere Kino“, wofür das bestehende Kino in Radstadt genützt wurde. Die Renovierung des Radstädter Kapuzinerklosters brachte eine Neugründung des Vereins mit sich, der sich seitdem Kulturkreis „Das Zentrum“ Radstadt nennt.

Gerhard Eder veranstaltete im Jahr 2003 zum 25. Mal das Jazzfestival Saalfelden, das mittlerweile eine international bekannte Veranstaltungsreihe ist. In Goldegg beschlossen 1982 einige Bürger die Gründung des Kulturvereins um das Schloss Goldegg, das für die Landesausstellung des Jahres 1981 erneuert worden war. Es entwickelten sich daraus das regionale Kulturzentrum Schloss Goldegg und die international bekannten „Goldegger Dialoge“.

4.30.3. Kulturverein Schloss Goldegg

Die Arbeit des Kulturvereins Schloss Goldegg ruht auf mehreren Säulen und auf einem weit gefassten Kulturbegriff. Grundsätzlich versteht sich der Kulturverein als regionales Zentrum, das in vielfältigster Weise anregt, vermittelt und veranstaltet. Den Kunst- und Kulturschaffenden der Region will man Raum und Förderung, den Besucherinnen und Besuchern ein vielseitiges Programm bieten. Die Veranstaltungen reihen sich in ein Jahresthema („Mobilität“, „Heimat“, „Zeit“, „Brauch – Ritual – Mythos“, „Was aber ist das Schöne?“) ein. Neben dem roten Faden „Jahresthema“ baut die Kulturarbeit in Goldegg auf Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, die seit Jahren bestehen. Beispiele dafür sind die „Goldegger Dialoge“, die Seminarreihe „Begegnungen – Gesundheit und Lebens-Lust“, die „Blues- und Folktage“ sowie die Werkstattwoche „Spiel Raum Musik“.

Die „Goldegger Dialoge“ fanden 2003 zum 22. Mal statt. Sie sind das Herzstück im Veranstaltungskalender und werden unter dem Motto „Gesundheit ist lernbar“ jedes Jahr einer anderen Thematik (zum Beispiel 2002 „Grenzen sprengen – Mitte finden“, 2003 „Aus der Egoismusfalle – Selbstfindung zwischen Einsamkeit und Geborgenheit“) gewidmet. Das Angebot der „Goldegger Dialoge“ wird ebenso wie jenes der „Begegnungen“ dank bekannter Referenten sehr gut angenommen. Von Anfang an erfolgreich war auch das Projekt „Spiel Raum Musik“. Dabei handelt es sich um die Begegnung von professionellen Musikern, Tänzern und Malern mit Menschen mit Behinderung. Die Lebenshilfe Schwarzach veranstaltet in Zusammenhang mit dem Kulturverein Schloss Goldegg im Innenhof des Schlosses die „Blues- und Folk-Tage“.

4.30.4. Jahresthema 2002/2003 – „Was aber ist das Schöne?“

Der Kulturverein Schloss Goldegg reiht seine Veranstaltungen in ein Jahresthema – 2002/2003 „Was aber ist das Schöne?“ – ein. Geboten wurden Ausstellungen, Kinovorführungen, Konzerte und Vorträge. Der erste Schritt des Kulturvereins zum Jahresthema 2002/2003 war ein spezieller „Schönheits-Wettbewerb“, bei dem Kunst- und Kulturschaffende aufgefordert wurden, ihre Meinung über das Schöne mitzuteilen.

Die Ausstellung gliederte sich in die beiden Teile „SCHÖN“ und „SCHÖNER“. Jeweils vier Positionen aus dem Bereich der bildenden Kunst wurden gezeigt (Beteiligte „Schön“: Christina Breitfuß, Peter Haas, Reinhart Mlineritsch, Gerold Tusch; Beteiligte „Schöner“: Modelabel rosa mosa, Margherita Spiluttini, Walter Strobl, The Video Sisters). Im Vorfeld der Eröffnungen wurden von Otto Neumaier (Kunsttheoretiker) und Otto Penz (Soziologe) Vorträge gehalten.

Im Rahmen der Film-Veranstaltungen im Innenhof von Schloss Goldegg wurden 2002 fünf mit dem Prädikat „sehenswert“ ausgezeichnete Filme gezeigt. Bei den über das Jahr verteilten Ansammlungen von Konzerten aus verschiedenen musikalischen Welten und Zeiten waren unter anderen der Pianist Matthias Soucek, das Duo :nota bene:, die Sopranistin Hilde Kappes, die Klarinettistin Petra Stump und der Kammerchor Salzburg vertreten.



[223] Kurzfassung von Heinz Kaiser, Ilona Lindenbauer und Melanie Wiener-Lanterdinger, Langtext HIER.

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