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10.7. : Der Mensch als Massentourist. Wanderer zwischen verschiedenen Ordnungssystemen (Burkhart Lauterbach) - Langtext

Das Reisen, kann man in der Fachliteratur lesen, gehört schon immer zur menschlichen Existenz.[3314] Es ist gar die Rede vom „Reisetrieb”[3315] des Menschen. In beiden Fällen haben wir es mit einer anthropologisierenden Betrachtungsweise zu tun, welche davon ausgeht, dass bestimmte Eigenschaften und Bedürfnisse, Interessen und Aktivitäten gewissermaßen „naturwüchsig” zur einmal festgelegten Grundausstattung des Menschen gehören und keinen historischen Wandlungen unterliegen. Reisen wird oft definiert als „zweckorientiertes Handeln”.

Als solches sei das Reisen dann „zu den elementaren Verhaltensformen in menschlichen Kulturen zu zählen”.[3316] Diese Aussage ist nicht falsch; sie gilt allerdings nur dann, wenn man sich darüber bewusst ist, dass das jeweilige zweckorientierte Handeln stets einer genaueren historischen Analyse bedarf, einer genaueren sozio- kulturellen und sozio-ökonomischen Einordnung. Denn zweckorientiertes Handeln zeigt sich zwar in der Pilgerreise genauso wie in der Fahrt eines Kaufmanns zu einer Handelsmesse, in der Migration ebenso wie in der Wallfahrt, in der Entdeckungsreise wie in der Reise in den Krieg, aber jede dieser Handlungen verfügt über je spezifische Inhalte, Formen, Kontexte und Funktionen, welche in unterschiedlichem Maße voneinander abweichen.

10.7.1. Tourismus, was ist das?

Im Gegensatz zu „Reisen” steht das, was wir „Fremdenverkehr” oder „Tourismus” nennen. So arbeitet etwa ein gut sechs Jahrzehnte alter „Grundriss der Allgemeinen Fremdenverkehrslehre” vier zentrale Merkmale heraus, welche den „Fremdenverkehr” charakterisieren:[3317] Fortbewegung zu einem bestimmten Ziel, Aufenthalt dortselbst, Arbeitsfreiheit des Aufenthalts sowie begrenzte Dauer dieses Aufenthalts.

Geradezu verwegen präsentiert sich eine Definition aus dem Jahr 1978, welche unter „Tourismus” ausschließlich „grenzüberschreitende Urlaubsreisen mit dem vorwiegenden Zweck der Erholung und des Erlebens” versteht.[3318] Zwei neue Merkmale gesellen sich den schon bekannten hinzu: die Grenzüberschreitung und der Urlaubscharakter. Dazu ist Folgendes zu sagen:

Die Grenzüberschreitung zum Bestandteil einer Tourismusdefinition zu machen, erscheint wenig sinnvoll, da dann jeder Mensch, der von Salzburg an den Neusiedler See oder in die Ötztaler Alpen zu Urlaubszwecken reist, nicht als Tourist rangiert, sondern in den Genuss einer derartigen Kategorisierung erst dann gelangt, wenn die Reiseziele Seychellen, Grönland oder Bermudas heißen. Und die Formulierung „Urlaubsreisen mit dem vorwiegenden Zweck der Erholung und des Erlebens” verweist zumindest teilweise auf die Verwendung eines Hendiadyoins: Erholung und Erleben gehören nämlich seit jener Zeit, in der dieser gewährt wird, zum Urlaub.

Schlägt man in älteren Wörterbüchern nach, so kann man zwar noch keinen Eintrag zum „Tourismus” finden, der einzelne Handelnde jedoch, der „Tourist”, ist durchaus schon vertreten. Dieser Begriff geht zurück auf das französische Substantiv „le tour” (die Reise). Er ist erstmals um 1800 im Englischen belegt, im Französischen taucht er 1816 auf und im Deutschen um 1830: Unter „Tourist” wird zu jener Zeit ein Reisender verstanden, „der zu seinem vergnügen, ohne festes ziel, zu längerem aufenthalt sich in fremde länder begibt, meist mit dem nebensinn des reichen, vornehmen, unabhängigen mannes”. Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt die „belegreihe für tourist als ‚wanderer'.”[3319] Auch wenn im späteren 19. Jahrhundert, im Gefolge von Dampfschifffahrt und Eisenbahnwesen, Ausdrücke wie „Touristendampfer”, „Touristengesellschaft”, „Touristenland”, „Touristenpublicum”, „Touristenschiff”, „Touristenausstattung”, „Touristenkarte” und weitere begriffliche Zusammensetzungen, auch „Touristik”, aufkommen, findet der Terminus „Tourismus” erst nach dem Zweiten Weltkrieg im deutschsprachigen Bereich weite Verbreitung – und löst „Fremdenverkehr” mehr und mehr ab. Diese begriffliche Ablösung ist auf die zunehmende Internationalisierung von Urlaubsreisen zurückzuführen, die Neuschöpfung „Massentourismus” auf die zunehmende Massenhaftigkeit dieser Aktivitäten.[3320]

Noch 1992, also ein halbes Jahrhundert nach Erscheinen des Werkes „Grundriss der Allgemeinen Fremdenverkehrslehre”, wird definiert, Tourismus sei „lediglich eine spezifische Formung menschlicher Reiseaktivität, die in einer recht ungenauen Perspektive als zweckfrei deklariert wird.”[3321] Nun ist es sicherlich richtig und wichtig, darauf hinzuweisen, dass sich das Zweckfreiheits-Postulat recht ungenau gibt. Gleichwohl genügt dies nicht. Da gibt es beispielsweise Mischformen, etwa den Kongress- und Messetourismus oder den Verwandtenbesuch oder die Reise ins Kurbad, die allesamt durchaus über konkrete Zwecke verfügen, als da sind: die Partizipation an den Verhandlungen eines Kongresses oder an den Objektdemonstrationen einer Messe, die Teilnahme an einem runden Geburtstag oder an einer Hochzeit oder einfach nur an verwandtschaftlicher Kommunikation, das Eingebundensein in ein der eigenen Gesundheit förderliches Aktivitäts-Programm. Alle drei Reiseformen haben aber auch mit Aspekten von Urlaub zu tun, mit Vergnügen, mit Erlebnissen, mit zeitweiser Arbeitsfreiheit. Hier zeigt sich, dass die Kategorie der Zweckfreiheit die Vielfalt historischer und gegenwärtiger touristischer Reisen nicht zu erfassen vermag. Die Konsequenz aus dieser Einsicht sollte es sein, die Gültigkeit des Kriteriums der Zweckfreiheit im Zusammenhang mit der Definition von Tourismus endlich ganz aufzugeben. Denn wohnt nicht auch dem Vergnügen oder dem Erfahren nicht-alltäglicher Erlebnisse ein gewisser Grad an Zweckhaftigkeit inne?

Plausibler scheint eine weitgefasste, offene Begriffsbestimmung aus dem Jahr 1998 zu sein, welche unter Tourismus „alle Reisen, unabhängig von ihren Zielen und Zwecken, zusammen[fasst], die den zeitweisen Aufenthalt an einem anderen als dem Wohnort einschließen und bei denen die Rückfahrt Bestandteil der Reise ist”.[3322]

Die Geschichte des Tourismus hängt mit dem Zeitalter der Industrialisierung zusammen, das bedeutet, mit jenem gewaltigen Umwälzungsprozess, welcher „in kurzer Zeit viele Menschen aus ihrer Umwelt gerissen, zu neuen Klassenbildungen geführt, eine rasche Verstädterung in Gang gesetzt, gigantische Industrieanlagen aufgebaut, neue Waren auf den Markt geworfen und dann auch eine grundlegende Änderung der Lebensformen in Arbeit, Alltag, Haushalt, Freizeit und Familie eingeleitet” hat.[3323]

Industrialisierung und Reisetätigkeit, einschließlich Tourismus, sind vielfach miteinander verschlungen. Erst die Industrialisierung ermöglicht die Herstellung mannigfaltiger Gegenstände, die zum Reisen notwendig sind: Ohne Eisenbahnwaggon keine Eisenbahnreise, ohne Nähmaschine keine serienmäßige Herstellung von Dutzenden von gleichen Kopfkissenbezügen für ein bestimmtes Hotel. Gleichermaßen ist sie von den Reisen von Menschen und Gütern abhängig: Ohne entsprechende Inspektion vor Ort keine Bestellung von Tonnen von Kautschuk, ohne den Transport des bestellten Materials keine Herstellung von Gummireifen für Fahrräder, Motorräder und Automobile.

Darüber hinaus bringt die Industrialisierung, unbeabsichtigt freilich und durchaus paradox, mit sich, dass die von ihr Betroffenen Bedürfnisse und Wünsche entwickeln, ihr vorübergehend auszuweichen, vor ihr zu fliehen. Das heißt dann: ohne die Industrialisierung keine Arbeitsteilung, Arbeitsverdichtung, Arbeitsverlängerung, ohne das Angebot derartiger Arbeitsplätze keine Organisation zur Interessenvertretung, kein Kampf um Freizeit und Urlaub, keine Gewährung von Freizeit und Urlaub. Die Industrialisierung produziert, zugespitzt ausgedrückt, den Tourismus gleich mit.

Auch wenn Momente dessen, was wir „Tourismus” nennen, bereits in der Badereise und in der Grand Tour, jener vom späten 16. bis ins 18. Jahrhundert praktizierten Bildungsreise vorwiegend junger britischer Adeliger nach Italien und in angrenzende Staaten zum Zweck der Persönlichkeitsbildung und der berufsvorbereitenden Ausbildung zum Vorschein kommen – Erholung einerseits, Muße, Vergnügen, Unterhaltung andererseits -, so konstituiert sich der Tourismus letztlich erst durch die Anwendung von industriellen Prinzipien auf die Welt des Reisens, nämlich durch drei Elemente, die eine Entwicklung hin zum Massentourismus erahnen lassen: Normung, Montage und Serienfertigung.[3324]

Normung, was heißt das genau? Indem Reisende auf den Spuren von Johann Gottfried Seume (1763–1810 – „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802”, 1803) oder Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832 – „Italienische Reise”, 1816/17) wandeln und dies bekannt machen sowie propagieren – etwa durch mündliche oder schriftliche oder gedruckte Überlieferungsmedien, von der Erzählung über den Brief bis hin zum Zeitungsartikel -, leisten sie einen Beitrag zur Normung der touristischen Ziele und Objekte. Oder: Indem sie sich auf ihren Reisen ab 1836 an den Ausführungen von John Murrays (1778–1843) „Red Books” oder ab 1839 an den Ausführungen von Karl Baedekers (1801–1859) Reiseführern zur Rheinreise oder einer Alpenreise in die Schweiz oder einer Reise an eine bestimmte Meeresküste orientieren und durch ihre Nutzung die Auflage der Beratungsbücher steigern helfen, leisten sie einen Beitrag zur Normung der touristischen Ziele und Objekte, der Wege und Verkehrsmittel, der Unterkünfte und der Verhaltensweisen. Schriftlich und gedruckt festgehaltene Diskurse über Sinn und Unsinn des Reisens, Reiseberichte sowie Reisehandbücher werden als ganz konkrete Handlungsanleitungen benutzt, als Gebrauchsanweisungen.

Montage, was ist das? Sind Ziele, Objekte, Verkehrsmittel erst einmal genormt, müssen sie nur noch zu einer Route zusammengefügt werden, welche sich in einer bestimmten Zeit bewältigen lässt, etwa drei Tage Rom, zwei Tage Florenz, ein Tag Ravenna, zwei Tage Venedig; schon ist das Prinzip der Montage realisiert. In die Reisepraxis wird dieses Prinzip eingeführt durch Reiseunternehmen, Reisebüros also, ab 1845 durch Thomas Cook (1808–1892) in England, ab 1863 durch Louis Stangen (1828–1876) und seinen Bruder Carl Stangen (1833–1911) in Berlin, die Gesellschaftsreisen zu veranstalten beginnen.[3325] Wiederholt man derartige Veranstaltungen, gleich wie viele Male pro Zeitraum, so hat man das Prinzip der Serienfertigung eingeführt, was zur Folge hat, dass man eine Italienreise auf den Spuren von Seume oder Goethe für den Juni, Juli oder August des einen Jahres oder gar für den März oder April des nächsten oder übernächsten Jahres buchen kann.

Zum Thema Normung nach bestimmten Mustern lässt sich jede Menge anschaulicher Beispiele in einer neueren Studie aus Schweden finden. Diese Studie befasst sich etwa mit der Entstehung und Ausbreitung des scheinbar naturbelassenen, tatsächlich jedoch bewusst geplanten und kalkulierten unregelmäßig-wilden englischen Gartens im Zeitalter der Romantik. Dieser stellt eine Gegenbewegung zum französischen Garten des Barockzeitalters mit seiner streng reglementierten Ästhetik dar, die am deutlichsten in der Symmetrie der Anlage und der damit verbundenen Disziplinierung der Natur zum Ausdruck kommt: „Die Standardisierung von Landschaftsszenerien [...] wurde ermöglicht durch Studienreisen nach England und vor allem durch die weltweit zirkulierenden Pläne und Anleitungen, wie man einen solchen Garten anlegt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es eine Reihe von weitverbreiteten Handbüchern über die Gestaltung romantischer Gärten. [...] Als Ergebnis dieser Standardisierung konnten sich Touristen in jedem englischen Garten wie zu Hause fühlen, gleich ob er sich in Deutschland, Dänemark, Schottland oder Nordamerika befand. Die Parks entstanden einer nach dem anderen, sie waren ausgestattet mit der annähernd gleichen Kollektion landschaftlicher Gestaltungselemente und Requisiten.”[3326]

Die Normung oder Standardisierung zeigt sich darin, dass man durch eine Vielzahl von Ländern reisen kann und immer wieder auf immer ähnlicher werdende, eher nicht- regional, sondern international beeinflusste Hotelbauten trifft, auf sich immer internationaler gebende Speisekarten, die gewährleisten, dass Touristen in München wie in Sydney, in Moskau wie in Miami, in Reykjavik wie in Rio de Janeiro Wiener Schnitzel, Pizza, Spaghetti oder Chop Suey essen können. Als Leihwagen und Rundfahrtbusse werden keine exotischen Gefährte angeboten, sondern das, was man von zu Hause kennt. Die Charterflugwoche dauert von Samstag bis Samstag. Sehenswürdigkeiten werden weltweit in ähnlicher Weise ausgestattet: Man kann Postkarten oder Broschüren kaufen, an einer Führung teilnehmen, gleich ob mündlich direkt oder durch ein Tonbandgerät vermittelt, gleich ob in der einheimischen Sprache oder in einer Vielzahl von Fremdsprachen. Auch tourismusbezogene Souvenirs entsprechen mehr und mehr einer gleichartigen Ausprägung: Überall kann man Fahnen und Wimpel, Wappen und Tücher, Biergläser und Kleidungsstücke erwerben, die in irgendeiner Weise darauf hinweisen, dass man schon da war, in Rom oder Stockholm, Buenos Aires oder San Francisco, Bangkok oder Johannesburg.[3327]

Mit der Skizzierung der drei Prinzipien Normung, Montage und Serienfertigung sind wir schon bei der unmittelbaren Gegenwart angelangt. Folgende Entwicklungstendenzen lassen sich allgemein formulieren: Der Tourismus ist weltweit immer noch eine der Wachstumsbranchen überhaupt. Immer mehr Menschen reisen immer öfter, zu nahen wie auch zu immer entfernteren Zielen. Auch auf europäische Verhältnisse bezogen, spielen Bahn und Bus als Verkehrsmittel eine nur noch untergeordnete Rolle, das Flugzeug dagegen eine immer größere Rolle; ansonsten dominiert der Pkw. Der Urlaub ist für immer mehr Touristen mittlerweile eine Auslandsreise. Der Veranstaltertourismus weitet sich aus.[3328]

10.7.2. Wer reist, seit wann?

In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, einen Blick auf ein Schaubild aus einem Einführungswerk in die Freizeit- und Fremdenverkehrsgeographie zu werfen, das eine Übersicht über „Phasen der touristischen Entwicklung”[3329]

Tabelle 10.2.

AdelBürgertumUnterschicht
17./18. JahrhundertGrand Tour
8. JahrhundertKurortGrand Tour/ Bildungsreise
18. Jahrhundert/Anfang 19. JahrhundertSeebadKurort
Mitte 19. JahrhundertMittelmeer (Winter) RheinreiseSeebadAusflug per Zug
Ende 19. JahrhundertAlpinismus Mittelmeer (Sommer)Rheinreise Mittelmeer (Winter)Seebad
Anfang 20. JahrhundertWeltreiseAlpinismus Mittelmeer (Sommer)Seebad Kurort


Das vorliegende Schema verdeutlicht, dass bestimmte touristische Modelle offensichtlich quer durch die verschiedenen Sozialschichten verfolgt werden, dies in hierarchischer Reihenfolge: zuerst „Oben”, dann „in der Mitte”, schließlich „Unten”. Man hüte sich jedoch davor, diese Modelle als „gesunkenes Kulturgut”[3330] zu charakterisieren. Viel zu wenig ist bekannt darüber, wie diese Übernahmen geschehen, welcher Qualität sie sind, welche Umformungen dabei geschehen, kurz, ob sich, um ein Beispiel zu nennen, eine Reise von Lord X ins südenglische Seebad Brighton um 1800 überhaupt vergleichen lässt mit der zu demselben Ziel führenden Reise des Fabrikbesitzers Y ein halbes Jahrhundert später oder gar mit der ebenso nach Brighton führenden Reise des Bergarbeiters Z kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Das Ziel bleibt in allen drei Fällen weitgehend identisch, gilt dies aber auch für den jeweiligen Kontext?

Auch wenn das Schema nur zur groben Veranschaulichung dienen mag, kann es zweifellos keine Auskunft darüber geben, was den jeweiligen historischen Wandlungen unterliegenden Kontext ausmacht, nämlich Qualität und Quantität des gesellschaftlichen Absonderungsverhaltens, der Arbeitsverhältnisse, der Wohnverhältnisse sowie des Transportwesens, Modalitäten der Entdeckung bestimmter Gegenden und Objekte für touristische Zwecke, Modalitäten der Aufbereitung bestimmter Gegenden und Objekte für touristische Zwecke, schließlich Stellung (kulturelle Wertigkeit) des Reisens im Leben des Einzelnen, einer Gruppe, einer Schicht oder einer gesamten Gesellschaft.

Das Schema „Phasen der touristischen Entwicklung” will nicht den Eindruck vermitteln, dass sich diese Phasen gewissermaßen nahtlos ablösen. Es geht vielmehr darum, bestimmte Hochzeiten anzugeben. Es kann also durchaus sein, dass noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowohl Adlige als auch Bürger nach Bath, dem wohl berühmtesten Kurbad Großbritanniens, reisen, auch wenn ihre „große Zeit” dort längst passé ist.

Noch etwas anderes macht das Schema klar: Der Beginn dessen, was wir heutzutage unter „Tourismus” verstehen, lässt sich je nach Standpunkt unterschiedlich datieren. Wenn wir die unscheinbarsten Andeutungen bereits als Indizien anerkennen, dann beziehen wir uns auf die Grand Tour; wenn wir das Kriterium der tendenziellen Massenhaftigkeit zum Ausgangspunkt eigener Überlegungen machen, dann beziehen wir uns besser erst auf die Zeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Es gibt gute Gründe für beide Herangehensweisen. Gleichwie, es scheint insgesamt am sinnvollsten, Tourismus als das Produkt einer bestimmten geschichtlichen Situation zu betrachten, als ein „Syndrom politischer, sozialer, wirtschaftlicher, technischer und geistiger Züge, deren Gemeinsames in ihrem revolutionären Wesen liegt”,[3331] worunter das Zusammenwirken von Französischer Revolution, individuellem Freiheitsbewusstsein, neuer Produktionsweise und technischem Fortschritt, aber auch romantischem Blick auf die Umwelt zu verstehen ist: Möglichkeiten zur vorsichtigen Demokratisierung bahnen sich an.

Die ursprüngliche Vorherrschaft des Adels,[3332] zu beobachten etwa beim Küstenaufenthalt in England und Frankreich, teilweise auch an der Ostseeküste, wird langsam aufgehoben; als Hauptträger des Tourismus treten mehr und mehr Bourgeoisie und Bildungsbürgertum in Erscheinung: Seit den 1830er Jahren „verreiste nun auch der wohlhabende Manufakturbesitzer oder der höhere Staatsbeamte”.[3333] Sehr viel später tritt dann auch der so genannte neue Mittelstand in den Kreis der Touristen ein. Diese Ausweitung kann man durch ein Schreiben der „Centhral-Abteilung” der Siemens & Halske Aktiengesellschaft in Berlin veranschaulichen, welche am 20. August 1900 dem Fabrikanten Herrn W. Spindler aus Spindlersfeld bei Coepenick mitteilt, „dass die in unserem Betriebe beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen einen Sommerurlaub nicht erhalten, dagegen gewähren wir unseren Unterbeamten, Hilfsbeamten und Beamten einen Urlaub”,[3334] und zwar fein abgestuft nach Anciennität, Verdienst und Status. Die verschiedenen Beamtenkategorien bezeichnen hier nichts anderes als verschiedene Typen von Angestellten, die insgesamt den Kern des neuen Mittelstands bilden.

Apropos 1900: Von volkskundlicher Seite wird die Frage gestellt, warum damals „immer wieder vom ‚Reisen en masse' gesprochen und geschrieben” wird, wenn es doch völlig klar ist, dass erstens für den weitaus größten Teil der Bevölkerung Urlaubsreisen unerschwinglich sind, zweitens die Regelungen der Arbeitszeit längere Reisen unmöglich machen, und drittens viele Menschen, denen Urlaub gewährt wird, entweder zu Hause bleiben oder kurze Reisen in den Nahbereich unternehmen, zu Verwandten oder in die Sommerfrische.[3335]

Die Frage zielt aber weniger auf die vordergründigen Zusammenhänge, als vielmehr auf solche ideologischer Art: „Masse” und „Massenreise” gelten in der Zeit um 1900 bestimmten, nämlich bürgerlichen, reisenden Kreisen als das, was man „als negative Utopie, als Vorwegnahme einer befürchteten Zukunftsentwicklung”[3336] bezeichnen könnte. Diese vermeintlich pessimistische Prophezeiungs-Praxis beruht auf ganz massiven Eigeninteressen und hat die Funktion, das eigene Distinktionsgebaren, die eigenen Abgrenzungsstrategien nach unten, in verbalisierter Form zum Ausdruck zu bringen.

Ideologische Rhetorik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es damals tatsächlich Momente gegeben hat, welche auf tendenzielle Massenhaftigkeit dieses Reisens hinweisen. Drei Zusammenhänge lassen sich erkennen. Fremdenverkehr konzentriert sich, erstens, zunächst auf eine kleine Anzahl von Orten und Regionen, die trotz ständiger Erweiterung von Reisepublikum wie auch Reisezielen nicht an Attraktivität verlieren – und daher schon im 19. Jahrhundert zum Teil ein „bewegtes Leben” aufweisen; als Beispiele werden genannt: Bäder wie Baden-Baden und Wiesbaden, Wintersportorte wie St. Moritz, das mittlere Rheintal, schließlich der Genfer See, darüber hinaus Ereignisse wie die Pariser Weltausstellungen 1867 und 1900. Die solchermaßen beliebten und belebten Reiseziele verfügen, zweitens, lange Zeit nicht über die Infrastruktur, saisonal auftretende Massen aufnehmen zu können; das Gleiche gilt für die Verkehrsmittel. Und es werden, drittens, mehr und mehr Reisen von mehr und mehr Reisenden unternommen, es sind also um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert mehr und mehr Menschen unterwegs.[3337]

Massenhaftigkeit des Reiseverkehrs ist zu bestimmten Zeiten in bestimmten Orten durchaus zu registrieren. Dennoch kommt es immer noch darauf an, wie man über dieses Phänomen denkt und dieses in Worte fasst: Man kann sachliche Einschätzungen von sich geben. Man kann ebenso gut Stereotypen produzieren und verbreiten, unkritische Verallgemeinerungen, auf Vorurteilen beruhende Klischees. In der volkskundlichen Literatur findet sich ein anschauliches Beispiel dafür, präsentiert in einer Art von fiktiven Gegenüberstellung zweier – damals wie heute – aktueller ideologischer Positionen: „Euer Urlaub demonstriert das Nichtvorhandensein von Kultiviertheit. Ihr gebt Euch billigem Vergnügen hin und kauft schäbige Souvenirs. Zurückhaltung oder Mäßigkeit gibt es für Euch nicht. Ihr eßt zuviel, trinkt zuviel, gebt zuviel aus. Ihr seid viel zu passiv, Ihr döst in der Hängematte, treibt Euch am Schwimmbecken herum, laßt Euch von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit karren. Ihr lebt über Eure Verhältnisse, verplempert Euer Geld für die falschen Dinge. Eure Ferienerlebnisse sind oberflächlich. Wir dagegen verfolgen mit unserem Urlaub höhere Ansprüche. Wir wollen Neues erleben, unser Bewußtsein erweitern, Geschichte oder fremde Kulturen verstehen. Wir suchen das Echte und Unverfälschte. Sogar während unseres Urlaubs leben wir ein gehaltvolleres Leben als Ihr.”[3338]

Diese Argumentation bleibt letztendlich unverständlich, wenn man nicht weiß, dass etwa in Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine 80- bis 90-Stunden- Woche für Arbeiter in Manufaktur- und anderen vorindustriellen Betrieben keine Seltenheit darstellt, dass dieser Wert um 1900 immer noch bei rund 60 Stunden liegt, und erst nach dem Zweiten Weltkrieg und der Wiederaufbauzeit die 40-Stunden-Woche auf dem Programm zu stehen beginnt. Einen Minimalanspruch auf mehrere arbeitsfreie Tage gewährt bereits das Reichsgesetz für öffentliche Beamte von 1873, während Arbeiter und ihre Organisationen erst 1891 die Festlegung erreichen, dass Sonn- und Feiertagsarbeit – außer in Ausnahmefällen – untersagt wird. In der Metallindustrie zum Beispiel gibt es vor 1933 nur drei Tage Urlaub, in den dreißiger Jahren dann sechs Tage, nach 1925 zwölf bis 15 Tage und erst 1967 18 bis 24 Tage. Erst 1963 gibt es ein Bundes-Urlaubsgesetz.[3339] Und nicht zuletzt ist es durchaus aussagekräftig, dass nach wie vor nicht alle Bürger etwa der Bundesrepublik Deutschland eine jährliche Urlaubsreise, geschweige denn eine solche in ein fernes Land, unternehmen.[3340]

Dazu gibt es folgende Einschätzung: „Wohl hat sich der Tourismus demokratisiert, ist geradezu zur Volksbewegung geworden. Aber keineswegs alle nehmen an seinen Segnungen teil. Dies zeigt sich in der sozialen Zusammensetzung der Reisenden wie erst recht der Nichtreisenden. Der typische Urlauber ist ein (gemessen am Bevölkerungsdurchschnitt) jüngerer, gebildeter Angestellter aus kleineren Haushalten der größeren Städte. Bei den Auslandstouristen ist das noch ausgeprägter. Es dominieren eindeutig die Mittelschichtsangehörigen”,[3341] also leitende Angestellte und Beamte, sonstige Angestellte und Beamte, Selbständige und Angehörige freier Berufe, aber auch Personen in Ausbildung, worunter Studierende die Mehrheit ausmachen dürften. Wer aber reist weniger oder gar nicht? Nun, es sind Facharbeiter, nicht-privilegierte Hausfrauen, Pensionäre, Arbeiter, sowie ganz am Ende der Tabelle, mit großem Abstand, selbständige Landwirte.[3342]

Was sich 1978 klar bestimmen lässt, sieht gegen Ende des 20. Jahrhunderts nicht sehr viel anders aus: Bis zum Jahr 1990 haben vor allem die drei Berufsgruppen leitende Beamte und Angestellte, Selbständige und freie Berufe sowie sonstige Beamte und Angestellte zugelegt, so dass nun 85 bzw. 75 bzw. 80 Prozent von ihnen eine Urlaubsreise unternehmen. Dem stehen die Facharbeiter mit 69 und die sonstigen Arbeiter mit 55 Prozent gegenüber.[3343] Und die Deutschen insgesamt werden immer wieder von den Massenmedien als Reiseweltmeister bezeichnet, weil sie in Europa die höchsten Reiseintensitätswerte erreichen, vor Schweizern, Dänen, Schweden, Norwegern, Franzosen, Briten und Niederländern.[3344]

10.7.3. Warum wird gereist?

Die Urlaubsmotive lauten, seit Jahren konstant bleibend: abschalten, ausspannen, aus dem Alltag herauskommen, Tapeten wechseln, frische Kraft sammeln, mit netten Leuten zusammen sein, mit neuen Leuten zusammenkommen, wieder einmal draußen an der frischen Luft sein, Zeit füreinander haben, ganz neue Eindrücke gewinnen, etwas anderes kennen lernen; usw. usf. Man sieht, es geht vorherrschend um die eigene Erholung, außerdem darum, zwischenmenschliche Kontakte herzustellen.[3345] Völlig ausgespart bleiben hier kulturelle Motive im engeren Sinn. Offensichtlich spielen sie keine zentrale Rolle im Urlaubsalltag während der so genannten Hauptsaison, höchstens im Rahmen von Städtereisen, jenem immer beliebteren Typ von kurzzeitigem Tourismus, der weitgehend außerhalb der Hauptsaison stattfindet.

Die Motive der Nichtreisenden haben fast durchgängig mit dem Hemmfaktor Angst zu tun. Da gibt es einerseits die Angst, „die Kontrolle über die heimatliche Umgebung zu verlieren – man fürchtet, die Wohnung bzw. die Familienmitglieder zu lange allein zu lassen, ... man glaubt, am Arbeitsplatz ginge es nicht, ohne daß man da wäre”. Andererseits gibt es die Angst, „sich in fremden, ungewohnten Verhältnissen orientieren zu müssen”. Und zum dritten gibt es die Angst vor fremden Personen und Völkern.[3346]

Diese Anti-Motive sollten in der kulturwissenschaftlichen Tourismus-Diskussion ernst genommen werden, stellen sie doch Reaktionen auf tatsächliche oder nur erwartete Konflikte zwischen dem eigenen alltäglichen Ordnungssystem und dem fremden alltäglichen Ordnungssystem dar. Vergessen wir nicht, dass Partizipation am Tourismus auch bedeutet, sich auf das eigene Zurechtfinden in anderen räumlichen und zeitlichen Ordnungen umzustellen, mehr noch, auf das eigene Konstruieren oder gar Konstruieren-Müssen der erwarteten Erlebnisse: „Reisen stellt immer eine interpretative Leistung der Menschen dar. Dem territorialen Verhalten im fremden Raum ist strukturell eine Bedeutungszuschreibung dieses Raumes vorgelagert. Dies rührt daher, daß das Tourismus- bzw. Reiseprodukt bei der Buchung, dem Kauf schlichtweg nicht als tangible Substanz vorliegt”, also nicht als greif- und fühlbare Materie. Das heißt aber auch, dass der Tourist eine „nachhaltige Deutungsmacht” besitzt: „[...] erst durch eigenes Zutun, durch aktives Handeln, erfährt er, ob das Versprochene und Erwartete eintritt. [...] Der Tourist ist also nicht nur Konsument, sondern auch Produzent von Tourismusgütern.”[3347] Und der genaue Charakter der Bereitschaft zu (oder Verweigerung von) eigener Produzententätigkeit dürfte eine Funktion vom jeweiligen Grad an Bildung und/oder touristischer Sozialisation darstellen. Nicht von ungefähr ist die Rede von der „Mittelschichtenveranstaltung Tourismus”.[3348]

Diese Differenzierungen sind im Auge zu behalten, wenn man sich mit Touristen und ihren Motivationen sowie Nicht-Touristen und deren Motivationen befassen will. Ein bestimmtes touristisches Motiv unmittelbar etwa aus der spezifischen Arbeits-, Bildungs- oder gar Wohnsituation[3349] eines Reisenden oder einer Reisenden als quasi-folgerichtig herauszuarbeiten, das bedarf keiner nennenswerten Anstrengung. Aber macht man es sich damit nicht ein wenig zu einfach? Hier Arbeit, Bildung und Wohnung, dort Tourismus: Ist das alles? Gibt es keine weiteren Größen im alltäglichen Lebensvollzug der Menschen?

Diesbezügliche Beschreibungs- und Erklärungsansätze diverser Wissenschaften gibt es zuhauf, zum einen übergreifende Motivationsansätze: zu diesen gehören die Defizittheorie (Reisen als Flucht vor den Verhältnissen), die These vom Reisen als Suche nach Authentizität, den physiologischen Erklärungsansatz (Urlaub zum Abbau der kumulierten Ermüdungsstoffe) sowie drei verschiedene psychologische Erklärungsansätze (Selbstverbesserung und symbolische Selbstergänzung; Urlaubsreise als Kontrast zum Alltag; Reise als Zeitverlängerung und Abmilderung der Wirkungen des Alltags).

Zum zweiten gibt es spezielle Motivationsansätze, so die These vom Reisen aus Gründen des Erhalts oder der Förderung der Gesundheit, die These vom Ausleben von Sexualität als Reisemotiv, schließlich die These vom Reisen selbst als Motiv für das Reisen.[3350] Da lassen sich zum einen Wander- vs. Freiraum- vs. Landschafts- vs. Rundfahrer- vs. Promenier- vs. Sport- vs.) Bildungstypen gegenüberstellen, zum anderen ein S-Typ (Sonne-, Sand- und See-orientierter Erholungsurlauber) vs. F-Typ (Ferne- und Flirt-orientierter Erlebnisurlauber) vs. W–1-Typ (Wald- und Wander- orientierter Bewegungsurlauber) vs. W–2-Typ (Wald- und Wettkampf-orientierter Sporturlauber) vs. A-Typ (Abenteuer-Urlauber) vs. B-Typ (Bildungs- und Besichtigungsurlauber).[3351] Und nicht zuletzt gibt es da noch die aus einer empirischen Untersuchung herausgeschälten Gruppen „Psychocentrics” und „Allocentrics”, also die Selbstbezogenen und die Fremdbezogenen. Die Selbstbezogenen bevorzugen das altbekannte Urlaubsziel, das man am besten per Auto erreichen kann, altbekannte, aber nicht zu dynamische Urlaubsaktivitäten, am besten als Pauschalangebot mit festgelegtem Programm. Die Fremdbezogenen bevorzugen dagegen neue Urlaubsziele, die man am besten mit dem Flugzeug erreichen kann, neue und vor allem höchst dynamische Urlaubsaktivitäten sowie ein Höchstmaß an individueller Freiheit und Flexibilität.[3352]

Alle diese Beschreibungs- und Erklärungsmodelle greifen viel zu kurz, weil sie völlig losgelöst psychologische Typenbildung betreiben, ohne die jeweiligen ökonomischen, geographischen, sozialen und kulturellen Hintergründe auch nur ansatzweise zu beleuchten.[3353] Zudem scheint es, dass diese Beschreibungs- und Erklärungsansätze viel zu sehr auf eine Festlegung klar und eindeutig definierbarer Typen zielen. Kann es nicht sein, dass in der tatsächlichen Reisepraxis sich die Menschen stets zwei oder drei oder gar vier dieser Klassifikationsgruppen zuordnen lassen, bei ihnen also eine Kombination verschiedener Faktoren vorliegt? Und ist es nicht nachvollziehbar, wenn derartige wissenschaftliche Ansätze bisweilen in polemischer Manier als „plattfüßige Soziologie und einfallslose Psychologie”[3354] charakterisiert werden?

10.7.4. Was wird touristisch unternommen?

Zu den weltweit verbreiteten Aktivitäten, welche Touristen während des Reisens unternehmen, heißt es etwa: „Eine Hauptattraktion des Urlaubmachens besteht in der Möglichkeit, zwischen einer großen Anzahl von Aktivitäten und Stimmungen auswählen zu dürfen; man kann Sehenswürdigkeiten besichtigen, seine Einkäufe erledigen, am Strand herumdösen, einen Spaziergang unternehmen, einen Roman lesen oder zu viele Gläser Tequila Sunrise leeren.”[3355]

Leider fehlt es der multidisziplinären Tourismusforschung immer noch so gut wie vollkommen an Daten über die konkrete Zeitverbringung oder Zeitverwendung von Touristen in ihrem touristischen Alltag auf der Reise oder am Urlaubsort. Dabei wäre die Erfassung genau dieser Daten von zentraler Bedeutung, könnten sie doch Aufschluss über die Art und Weise geben, wie Touristen tatsächlich mit der Fortbewegung als solcher umgehen, mit reproduktiven Tätigkeiten (Reisevorbereitungen, Ernährung, Ruhe, Sich-Sonnen), mit sportlichen Aktivitäten, mit kommunikativen Tätigkeiten, schließlich mit kulturkonsumierenden Tätigkeiten (Besuchen, Besichtigungen).

Touristisches Reisen hat mit Alltag zu tun, darauf ist bereits hingewiesen worden. Von Interesse sind, genauer gesagt, zwei Arten von Alltag, die sich deutlich voneinander unterscheiden können, aber nicht unterscheiden müssen, auf jeden Fall aber in einem komplementären Verhältnis zueinander stehen. Gemeint ist der Alltag zu Hause, der von Arbeit, Weg zur Arbeit, Heimweg, Tätigkeiten zur Reproduktion (Einkaufen, Haushalt, Körperpflege), Feierabend und vielem anderen mehr gekennzeichnet ist. Gemeint ist zum anderen der Alltag eines Touristen in der Fremde. Hier kann man, wie es in der Migrations-Soziologie[3356] heißt, sowohl „push”-Motive als auch „pull”-Motive ausmachen. Es gibt einen Alltag, der Menschen dazu bringt, auf Reisen zu gehen, dies im Sinne von Weggehen oder Weggehenmüssen oder Abgestoßenwerden, etwa von der Kälte in der eigenen Heimat, von zu häufigem Regen, von Übervölkerung, vom Nichtvorhandensein einer touristischen Infrastruktur. Es gibt einen weiteren, nämlich fremden Alltag, der Menschen dazu bringt, auf Reisen zu gehen, dies im Sinn von Anderswo-Ankommenwollen und Angezogenwerden, etwa von der Wärme in der touristischen Zielregion, von längerfristiger Trockenheit ebendort, von dünner Besiedlung, vom Vorhandensein einer touristischen Infrastruktur, vom positiv empfundenen Anderssein der Zielregion in Relation zur Herkunftsregion. Im einen Fall wirkt der Herkunftsalltag als Abstoßungskraft und zwingt dazu, eine Reise zu unternehmen; im anderen Fall wirkt der Alltag einer Zielregion als Anziehungskraft und zwingt gleichermaßen dazu, eine Reise zu unternehmen. Analytisch sollte zwischen diesen beiden Schritten sinnvollerweise unterschieden werden, um zu genaueren Befunden über das breite Spektrum von Beweggründen zu gelangen.

Wenn man sich etwa aus einer bestimmten Situation heraus nach Nordamerika zu touristischen Zwecken begibt, drückt das einiges über den zu verlassenden Alltag zu Hause aus, aber auch über sich selbst, nicht zuletzt hinsichtlich des gewählten Ziels. Man könnte sich ja auch für Grönland oder Paraguay entscheiden. Hinzu kommt die dialektische Perspektive, die Forschende dazu zwingt oder zwingen sollte, auch den jeweiligen Alltag der Bereisten, der Verlassenen und der Aufgesuchten in den Blick zu nehmen.

10.7.5. Wie nehmen Touristen die Bereisten wahr?

Menschen unternehmen touristische Reisen, um einen vorübergehenden Tapetenwechsel vorzunehmen, um abzuschalten, um Zeit füreinander zu haben, das ist bereits bekannt. Bei dieser Gelegenheit nehmen sie auch Sehenswürdigkeiten wahr, ohne dass diese bei Befragungen ein eigens genanntes Reisemotiv darstellen würden. Wie nehmen reisende Menschen indessen die so genannten bereisten Menschen wahr? Einem Volkskundler drängt sich sofort der Begriff auf: „folkloristisch”. Was aber ist das, Folklorismus?

„Der Begriff Folklorismus”, so heißt es, „ist nicht streng definiert, bezeichnet weniger klar umschriebene Attribute als eine bestimmte Richtung: die Richtung einer Volkskultur aus zweiter Hand. Er zielt auf den weitverbreiteten Sachverhalt, daß Folklore – und zwar Folklore im weitesten Sinne, nicht etwa nur die sprachliche Überlieferung – in Zusammenhängen erscheint, in die sie ursprünglich nicht gehörte”.[3357]

Da hier nicht der Folklorismus generell interessiert, sondern der Zusammenhang zwischen diesem und dem Tourismus, sei ein anschauliches Beispiel gebracht, eine „Gasthausscene in Tirol”, welche in der satirischen Zeitschrift „Fliegende Blätter” in der Zeit vor dem Jahr 1870 abgedruckt wurde: „Der Gast, unverkennbar ein preußischer Tourist, sitzt am Tisch, der Wirt steht in Tracht daneben. Der zugehörige Text: ‚Guten Abend, mein Herr!', sagt der Wirt: ‚Wünschen Sie über Nacht hier zu bleiben?' – darauf der Tourist: ‚Ja. Aber warum dutzest du mich nicht?' – Der Wirt geht auf die Aufforderung ein: ‚Willst auch was zum Essen?' – Der Tourist bejaht, und der Wirt sagt darauf zur Kellnerin: ‚Sie, Stanzi, holen Sie für diesen Herrn gleich eine Flasche Wein!' – Der Tourist, überrascht: ‚Warum sprichst du denn das Mädel mit ‚Sie' an?' – Darauf der Wirt: ‚Weißt, bei uns da sagt man halt nicht mehr ‚Du' zueinander. So grob sind wir nur mehr mit den Herren Engländern und Norddeutschen, oder auf besonderes Verlangen'.”

Die Szene mag „etwas konstruiert” klingen, man erkennt aber darin durchaus Momente des folkloristischen Umwandlungsprozesses:

  1. "Die Fremden treten den Einheimischen mit einer normierten Rollenerwartung entgegen; sie suchen nicht ihresgleichen, sondern den starken Zauber des Urwüchsigen.

  2. Die Einheimischen akzeptieren diese Erwartung und suchen ihr gerecht zu werden; sie übernehmen die ihnen zugemutete Rolle.

  3. Soweit sie dadurch in Konflikt geraten mit ihren eigenen Normen, spielen sie eine Doppelrolle: untereinander und in ihrem Privatleben machen sie sich die wirtschaftlichen und kulturellen Fortschritte zu eigen; den Fremden gegenüber geben sie sich dagegen als lebende Relikte einer vergangenen Zeit.”[3358]

In diesem Zusammenhang mit den nicht nur heimatpflegerischen Kategorien „echt” und „unecht” operieren zu wollen, stellt, das lässt sich aus diesen Ausführungen weiterentwickeln, einen zum Scheitern verurteilten Analyseversuch dar, da eines klar geworden sein dürfte: Die Zurichtung der eigenen Person wie die anderer Personen hat zwar mit Rollenspiel zu tun, besitzt aber über die „realitätsstiftende Wirkung”[3359] hinaus einen gewissen Wahrheitsgehalt insofern, als die Rollen nicht den gesamten Lebensvollzug durchdringen.

Was veranschaulicht aber diese touristische Begegnung? Nun, zunächst findet das statt, was wir uns „interkulturelle Kommunikation” zu nennen angewöhnt haben. Interkulturelle Kommunikation geschieht in zweierlei Varianten, einmal als direkte interkulturelle Kommunikation, einmal als indirekte interkulturelle Kommunikation. Also, österreichische Reisende begegnen auf dem Marktplatz von Seoul oder im einheimischen Bus von Insallah nach Tamanrasset oder bei einer Wanderung hoch droben im Kaukasus anderen Menschen, die anderer Nationalität sind und zu einer anderen Kultur gehören. Sie unterhalten sich darüber, wie sie ihre Reise gestalten, worin ihre berufliche Tätigkeit zu Hause besteht, wie sie dort wohnen, wie viele Kinder in welchen Altersgruppen sie haben und so fort. Das wäre ein Beispiel für direkte interkulturelle Kommunikation. Von indirekter interkultureller Kommunikation spricht man dann, wenn „die Informationen durch die Zwischenschaltung von Vermittlungsinstanzen bei räumlicher und/oder zeitlicher Distanz zwischen den Kulturträgern (als Sendern und Empfängern) gegeben werden”.[3360] Das heißt, indirekte interkulturelle Kommunikation ist dann gegeben, wenn man in diesem thematischen Zusammenhang Medien jeglicher Art, von Büchern bis zu audiovisuellen Medien, rezipiert.

Beide Varianten bieten Chancen und gleichermaßen Probleme. Reisende Menschen können, auch wenn sie ihren eigenen Alltag mit auf die Reise nehmen, also nicht sofort nach Reiseantritt zu anderen oder neuen Menschen mutieren, via Partizipation am Tourismus bisweilen überhaupt erst einmal in die Lage versetzt werden, kulturelle Verschiedenheit zu erkennen, gleich ob das nun unterschiedliche Arbeitsmoral, unterschiedliche religiöse Praxis, unterschiedliches Ess- und Trinkverhalten, unterschiedliche Verhältnisse in Sachen Nähe und Distanz zum Fremden, zum Arbeitskollegen oder zu Mitgliedern der eigenen Familie betrifft. Reisende können, wie gesagt, derartige Unterschiede erahnen, sie können sie erkennen, was aber noch lange nicht bedeutet, dass sie diese Unterschiede auch verstehen, also geistig und begrifflich durchdringen. Diesbezüglich heißt es in einem tourismuswissenschaftlichen Einführungswerk: „Wer andere Länder, fremde Lebensweisen und Kulturen, und sei es auch noch so flüchtig, kennengelernt hat, sieht nicht nur, daß es viele unterschiedliche Optionen für die Lebensgestaltung gibt, sondern wird auch seine eigene Umwelt mit anderen Augen sehen und relativieren können.”[3361]

Kann man, so ist hier zu fragen, tatsächlich von derartigen Wirkungen touristischer Reisen auf breiter Basis ausgehen? Und welche Handlungsimpulse lassen sich ausmachen als Folge der veränderten Sichtweise auf die eigene Gesellschaft? Die italienischen Arbeitsmigranten im Deutschland der späten 1950er und der 1960er Jahre jedenfalls haben nichts davon, dass deutsche Touristen ihre Heimat massenhaft erkunden und für italienische Alltagskultur etwa im Ernährungsbereich zu schwärmen beginnen: Sie wurden nämlich keineswegs freundlich aufgenommen.[3362]

10.7.6. Wie geht es weiter, wohin geht die Reise?

Im gegebenen Argumentationszusammenhang gilt es daher aktuelle Problemlösungs- Trends zu eruieren: Auf welche potentiellen Entwicklungen verweisen die gegenwärtigen touristischen Praktiken? Die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit” lässt in einem einschlägigen Artikel zu Beginn des Jahres 2002 sowohl Tourismuspraktiker als auch Tourismuswissenschaftler zu Wort kommen. Zwei Entwicklungslinien kristallisieren sich dabei heraus, zunächst eine etwas anders geartete, als es die in eher herkömmlichen Bahnen verlaufende Entwicklung des Massentourismus erahnen lässt: Da gibt es einen anhaltenden „Trend zum Skurrilen und Außergewöhnlichen”, der sich laut einem Verbandsfunktionär etwa an Urlaubsreisen zum Südpol mit einem Forschungsschiff, an Überlebenstrainings am Nordpol, am Regenwürmer-Essen unter Gleichgesinnten in Lappland oder an den Bemühungen um die Partizipation an einem Ausflug in den Weltraum ablesen lässt. Einschränkend wird allerdings die Einschätzung vertreten: „Auch wenn solche futuristischen Angebote sicherlich wachsen werden, wird sich der Markt fürs Extreme in 20 Jahren weiterhin nur im Promillebereich bewegen.”

Zu Formen eines exklusiven und stets auf der Suche nach ausgefallenen Zielen und Aktivitäten befindlichen Tourismus für gesellschaftliche Minderheiten gesellen sich sodann Formen eines eher schon bekannten Tourismus für gesellschaftliche Mehrheiten: Erholung, Rekreation, „Auszeit vom Alltag”, darum wird es nach wie vor gehen, wenn man eine Urlaubsreise unternimmt. Abzusehen ist allerdings, „dass auch die ‚normale' Reise der Zukunft sich verändern wird. Der ‚Megatrend der Gesellschaft' zur spirituellen Suche nach dem Sinn des Lebens werde sich gerade im Reiseverhalten wiederfinden”, sei es durch die Austragung und Bewältigung innerfamiliärer Konflikte, sei es durch Aktivitäten zur Selbsterfahrung.[3363]

Tourismuspraktiker und Tourismusforscher, welche sich mit der Weiterentwicklung dieser freizeitkulturindustriellen Sparte befassen, erkennen im Wesentlichen, und das ist allen hier genannten künftigen Ausprägungen gemeinsam, stets ausschließlich Ego- Bezogenes. Es geht stets nur um die Sicherung des eigenen Lebens. Die Kommunikation mit Einheimischen – unter denen man dann vorübergehend lebt -, kommt in diesem Kalkül nicht vor; so etwas wie Kulturaustausch spielt keine Rolle, was dazu führt, dass Überlegungen über die Folgen der verschiedenen touristischen Entwicklungen aufseiten der Einheimischen, aufseiten der so genannten Bereisten, konsequenterweise keinerlei Erörterung erfahren, gleich ob es um interregionalen oder internationalen Reiseverkehr geht.

Dabei ist dieser Kulturaustausch in einer zusammenwachsenden Welt, in einer Welt im Zeitalter primär wirtschaftlicher und darüber hinaus zunehmend politischer und auch kultureller Globalisierung, keineswegs nur ein notwendiges Übel, denn: „Eine Welt setzt zum Überleben ein hohes Maß an Kommunikation voraus. Ohne direkte Begegnung, ohne Überwindung der Fremdheit [...] ist keine friedensfähige Weltgesellschaft denkbar [...].” Dieser Einsicht wird jedoch im Tourismussektor keineswegs entsprochen, da hier das Primat der Ökonomie herrscht: „Tourismus wird, im Gegensatz etwa zu Kulturpolitik, Gesundheitspolitik, zu den auswärtigen Kulturbeziehungen und zahlreichen anderen Bereichen, fast vollständig dem Markt überlassen.”[3364]

Und die Bereitschaft zu dieser Kommunikation fehlt oder ist nur rudimentär vorhanden, weil der solchermaßen marktgängige Massentourismus auf einem strukturellen Widerspruch aufgebaut ist: „In der Freizeit sollen andere permanent präsent (= arbeitsbereit) sein.”[3365] Es sollen also während des Urlaubs der Mitglieder einer je bestimmten Herkunftsgesellschaft die Mitglieder einer je bestimmten Gastgesellschaft als Dienstleistende zur Verfügung stehen. Damit stehen sich zwei räumliche, zeitliche und soziale Ordnungssysteme diametral gegenüber. Es gibt „in einer komplexen Gesellschaft [...] ein ganzes System von Ordnungen [...], die aufeinander bezogen sind, aber auch aufeinander stoßen können. Konflikte sind damit prinzipiell gegeben.”[3366] Konflikte aber sind in der Regel ebenso gut lösbar.

Aus der Benennung der verursachenden Kräfte für die spezifische Tourismusentwicklung folgt, dass weder „Anti-Tourismus”[3367] noch „Rücksicht auf Land und Leute”[3368] noch „Sanftes Reisen”[3369] allein ausreichen, um als erfolgreiche Problemlösungen im Sinn von Gegenmodellen zur vorherrschenden touristischen Praxis fungieren zu können. Es geht zunächst vielmehr darum, als (multidisziplinäre) Tourismuswissenschaftler und als Tourismuspraktiker, gleich ob Seite an Seite oder im Widerstreit miteinander, Überlegungen anzustellen, bei denen der Mensch als Massentourist im Zentrum steht, Überlegungen, die das Ziel verfolgen, das Wandern desselben zwischen verschiedenen kulturellen Ordnungssystemen zu ermöglichen und in einem genuin humanen Sinn bewältigen zu helfen.

Wie schreibt doch der 14-jährige Schüler Erwin Harris aus Antigua in der Karibik? „Mit Euch Touristen zu kommunizieren, ist eine Sache für sich. Sobald Ihr auf unserer Insel angekommen seid, bleibt Ihr unter Euresgleichen und versucht nicht, Euch mit uns zu verständigen. Verständigung ist vielleicht zuviel gesagt. Doch nur einige Worte würden genügen, um Freunde zu werden – und Freundschaft suchen doch die meisten Menschen. Um Freunde zu haben, müssen wir mit anderen Menschen reden, doch es scheint, daß Ihr dazu nicht bereit seid.”[3370]

Verwendete Literatur:

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[Mandel 1996] Mandel, Birgit: Wunschbilder werden wahr gemacht. Aneignung von Urlaubswelt durch Fotosouvenirs am Beispiel deutscher Italientouristen der 50er und 60er Jahre. Frankfurt am Main 1996.

[Mundt 1998] Mundt, Jörn W.: Einführung in den Tourismus. München, Wien 1998.

[Naumann 1922] Naumann, Hans: Grundzüge der deutschen Volkskunde. Leipzig 1922.

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[Prahl/Steinecke 1981] Prahl, Hans-Werner; Steinecke, Albrecht: Der Millionen-Urlaub. Von der Bildungsreise zur totalen Freizeit. Frankfurt am Main [u. a.] 1981 (Ullstein-Buch 3405).

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[Spode 1987] Spode, Hasso: Zur Geschichte des Tourismus. Eine Skizze zur Entwicklung der touristischen Reisen in der Moderne. Starnberg 1987.

[Treibel 1999] Treibel, Annette: Migration in modernen Gesellschaften. Soziale Folgen von Einwanderung, Gastarbeit und Flucht. 2. Aufl. Weinheim [u. a.] 1999.

[Wöhler 2001] Wöhler, Karlheinz: Aufhebung von Raum und Zeit. Realitätsverlust, Wirklichkeitskonstruktion und Inkorporation von Reisebildern. In: Köck, Christoph (Hg.): Reisebilder. Produktion und Reproduktion touristischer Wahrnehmung. Münster [u. a.] 2001 (Münchner Beiträge zur Volkskunde 29), S. 79–88.



[3314] Vgl. etwa [Becher 1990], S. 198.

[3316] [LutzR 1992], hier S. 230.

[3319] [GrimmJ/GrimmW 1931], hier Sp. 922/923.

[3320] [GrimmJ/GrimmW 1931], hier Sp. 923; [Prahl/Steinecke 1981], S. 227f.

[3321] [LutzR 1992], hier S. 230.

[3323] [Dülmen 1989b], hier S. 11.

[3324] [Enzensberger 1962], hier S. 196.

[3325] [Enzensberger 1962], hier S. 194.

[3326] [Löfgren 1999a], S. 25. Übersetzung B.L.

[3327] [Löfgren 1999a], S. 195, 277.

[3328] [Mundt 1998], S. 26–33, S. 47–62.

[3329] [Kulinat/Steinecke 1984], S. 50. In der Originalfassung in englischer Sprache gebrachte Begriffe erscheinen hier in übersetzter Form. „Grand Tour“ dagegen ist ein feststehender Begriff: Vgl. [Brilli 1997].

[3331] [Enzensberger 1962], hier S. 189/190.

[3332] Vgl. [Corbin 1990], S. 344–357.

[3334] Siemens-Forum München. Archiv. Sign. SAA 32/Li 751.

[3335] [Bausinger 1995], hier S. 133/134.

[3336] [Bausinger 1995], hier S. 134.

[3337] [Bausinger 1995], hier S. 135–139.

[3338] [Löfgren 1999a], S. 266. Übersetzung B.L

[3342] [Armanski 1978], S. 15/16. Vgl. [Bausinger 1974], S. 174–181.

[3344] [Mundt 1998], S. 31/32. Vgl. [Bausinger 2000], S. 58.

[3345] [Armanskiki 1978], S. 13/14. Vgl. [Mundt 1998], S. 118.

[3346] [LehmannKD 1975], S. 24–26.

[3347] [Wöhler 2001], hier S. 82/83.

[3350] [Mundt 1998], S. 119–144.

[3354] [Löfgren 1999a], S. 267. Übersetzung B.L.

[3355] [Löfgren 1999a], S. 267. Übersetzung B.L.

[3356] [Treibel 1999], S. 40/41.

[3358] [Bausinger 1999], S. 162–164.

[3359] [Bausinger 1988], hier S. 13.

[3360] [Greverus 1978b], hier S. 97.

[3362] [Mandel 1996], S. 131/132. Vgl. [Dunkel/Stramaglia-Faggion 2000], S. 199–184.

[3364] [KramerD 1988], hier S. 332/333.

[3365] [Wöhler 2001], hier S. 81.

[3366] [KramerKS 1974b], hier S. 17/18.

[3369] [Jungk 1980], hier S. 156.

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