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7.2. Gespräch mit Michael Cecon

Dr. Michael Cecon (Referatsleiter i. R. beim Amt der Salzburger Landesregierung) spricht mit Marina Wimmer über seine Erfahrungen als „Nikolaus“

Sie haben persönlich sehr intensiv mit Bräuchen und kulturellen Inhalten zu tun. Wie hat sich das ergeben?

Ich bin 1980 nach Seekirchen gezogen und habe dort sofort Anschluss innerhalb der Nachbarschaft gefunden. Dort war es der Brauch, dass man Bekannte besucht hat als Nikolaus. Das wurde zusammen mit der Raika organisiert, 42 Familien werden in zwei Tagen besucht. Das Ganze ist aus einem christlichen Konzept heraus entstanden, da wir mit der Pfarre zusammenarbeiten. Die Spenden, die sich daraus ergeben, werden der Pfarre zur Verfügung gestellt, für sozial Bedürftige.

Wir binden als Nikolaus nicht nur die Kinder ein, sondern auch die Eltern und Großeltern. Wir gehen ohne Krampus, weil wir glauben, dass wir eine dauerhafte Wirkung erzielen, wenn wir das Gute präsentieren. Die Eltern müssen einen Zettel schreiben, in dem sie auch das Positive von den Kindern aufschreiben. Das Gemeinsame ist in unserer heutigen Zeit oft abhanden gekommen, und dies ist eine gute Art, das Gemeinsame wieder in den Vordergrund zu stellen.

Verstehen Sie sich eher als Hüter, Bewahrer, Weiterentwickler oder Neubegründer von Bräuchen?

Man fühlt sich schon etwas als Bewahrer, wenn man als Nikolaus von Haus zu Haus geht. Der heutigen Zeit werden die Bräuche aber angepasst, so gehen wir ohne Krampus. In meiner Kinderzeit war das anders, da waren wir gleichzeitig in froher Erwartung, aber auch in Angst vor den Krampussen.

Was ist für Sie persönlich das Faszinierende an der Person des heiligen Nikolaus?

Mich fasziniert, dass es jemanden gegeben hat, der Leuten in Notsituationen geholfen hat und nicht gefragt hat, woher man kommt usw. Gerade in der heutigen Zeit fehlt diese Spontaneität. Es gibt in jedem Menschen etwas Positives, wir könnten so viel bei unseren Kindern bewirken, wenn wir uns mehr auf das Positive konzentrieren würden.

Welche Ereignisse blieben Ihnen besonders in Erinnerung?

Es gibt so viele, auch lustige Erinnerungen, denn von den Kindern kommt oft so viel Spontaneität. Eine Erinnerung: Das Kind gibt mir die Hand, und ich merkte, dass das Kind abgebissene Fingernägel hatte, ich hab es dann beiseitegenommen und gesagt: „Der Nikolaus sieht das aber nicht so gern.“ – Das war tatsächlich wirksam.

Wie sieht Ihre Nikolaus-Kleidung aus und worauf legen Sie dabei besonders Wert?

Wir hatten am Anfang von der Pfarre Messgewänder, die nach und nach von der Frauenbewegung nachgemacht wurden. Früher war das Messgewand eher vom barocken Stil. Wir tragen eine weiße Perücke und eine rote oder goldene Mütze und einem Stab.

Wer vermittelt Ihre Hausbesuche? Gibt es auch Auftritte außerhalb des familiären Rahmens?

Die Aufträge werden von der Raika vermittelt. Die Nikolausmitglieder sind überwiegend Freunde von der ÖVP. Es gibt auch Auftritte in Kindergärten. Wir haben dort einen Nikolausabend mitgestaltet. Oder am Nikolausmarkt in der Nikolauskirche in Waldprechting kommt auch immer der Nikolaus von uns, der mit dem Weltmeister im Gespannfahren vorfährt.

Wie verbringen Sie persönlich die Weihnachtszeit und Weihnachten?

Ich bin mit meinen Söhnen zu Hause, die Frau ist meistens in Athen bei ihrer Familie. In der Adventzeit kommen immer Freunde aus der Steiermark zu einem Adventabend.

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