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7.12. Das Osterfest in der Evangelischen Kirche (Lieselotte Eltz-Hoffmann) - Langtext

Ostern ist das älteste und größte Fest der Christenheit, dessen Glanz alle anderen überstrahlt. In ihm gewinnt das Wesen des Christentums seine höchste Leuchtkraft: der Glaube an das Erlösungswerk und die Auferstehung. Er hat den Sieg über Tod und Sünde errungen. Über alle Unterschiede der Konfessionen hinweg weiß sich die gesamte Christenheit in diesem Glauben zutiefst verbunden. Ostern ist die frohe Botschaft, die das Dunkel dieser Welt erhellt: Christus ist auferstanden. Noch heute begegnen einander die Gläubigen in der Ostkirche zu Ostern mit dem Freudengruß: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!” Keine andere Religion hat ein Fest aufzuweisen, in dem sich, wie im Christentum, der grundlegende Glaubensgedanke mit solcher Deutlichkeit vergegenwärtigt.

Dennoch kannte das Urchristentum in seinen Anfängen das Osterfest noch nicht. Vielmehr wurde zunächst der Sonntag als Auferstehungstag Christi begangen. Da man glaubte, dass die Wiederkunft Christi unmittelbar bevorstehe, hinderte diese Naherwartung vorerst die Festlegung einer Jahresfeier, bei der man in besonderer Weise des Opfertodes Christi gedachte. Erst im 2. Jahrhundert kam es in der frühchristlichen Gemeinde neben dem Sonntag zur Ausbildung einer eigenen Osterfeier, bei der, in Erinnerung an das jüdische Passahfest , Christus als das Opferlamm gedeutet wurde. Nach dem Bericht des lateinischen Kirchenschriftstellers Irenäus (gest. 202 n.Chr.) soll bereits Polycarp von Smyrna, der im Jahr 156 den Märtyrertod starb, in jungen Jahren mit dem Apostel Johannes Ostern begangen haben. Daraus ergab sich der erste Ansatz zur Entstehung des Kirchenjahres.

In dieser Feier, die sich allmählich in den Gemeinden durchsetzte, war gleichsam der Glaube der Christen zusammengefasst: Christus hat uns aus der Knechtschaft zur Freiheit, aus der Finsternis zum Licht, aus dem Tod zum Leben geführt. Das Sterben Jesu und seine Auferstehung standen bei dieser altkirchlichen Osterfeier in engstem Zusammenhang. Der Tod war in das Heilswerk Christi eingeschlossen. Aus diesem Spannungsbereich zwischen Tod und Leben und ihrem wechselseitigen Bezug entwickelten sich die Liturgie und der Ablauf der Feier, die in der Osternacht stattfanden. Die Feier begann mit Gesang, Gebet und Schriftverlesung und mündete in der dritten Morgenstunde beim Hahnenschrei in der Eucharistie. Das heilige Mahl bildete den Höhepunkt und war zugleich der Auftakt zur Freude und dem Jubel, der die Gläubigen erfüllte.

Seit dem 4. Jahrhundert bahnte sich jedoch ein grundlegender Wandel und eine tief greifende Umgestaltung des Osterfestes an. Das Ostermysterium, das als göttliches Geheimnis von zeitloser Bedeutung in einer einzigen Nacht begangen wurde, erfuhr nun im Zuge einer Historisierung eine Erweiterung und Gliederung in einzelne Abschnitte. Während ursprünglich Leiden, Sterben und Tod Jesu mit seiner Auferstehung und der göttlichen Erhöhung eine miteinander verbundene, in sich geschlossene Einheit bildeten, die das Kennzeichen der Osternacht ausmachte, wurden nun die einzelnen Ereignisse nebeneinander gestellt und jeweils gesondert gefeiert. Entsprechend den Berichten der Evangelien, die in bestimmter Reihenfolge vom Einzug Jesu in Jerusalem, der Fußwaschung, der Gefangennahme, der Kreuzigung und schließlich seiner Auferweckung von den Toten erzählen, beging man diese Ereignisse an verschiedenen Tagen vom Palmsonntag über den Gründonnerstag und den Karfreitag bis zum Ostersonntag. Daraus entstand die Karwoche, und der Ostersonntag wurde im Gedenken an die Auferstehung Christi zum krönenden Haupttag des Ostergeschehens. Die Osternachtsfeier verlor damit zwar nicht ihre zentrale Bedeutung, aber doch ihre absolute Stellung und der Akzent verlagerte sich vom Heilsgeschehen in seiner Gesamtheit auf den Gedanken der Auferstehung.

In welcher Weise im 4. Jahrhundert Ostern begangen wurde, geht aus der berühmten Schilderung der Pilgerin Ätheria hervor, die um 381/84 die weite und gefährliche Reise in das Heilige Land unternahm, um die biblischen Stätten zu besuchen. Ihren ungemein lebendigen Reisebericht, der noch heute eine der wichtigsten Quellen für die Erforschung des Lebens der frühchristlichen Gemeinden bildet, verfasste sie für die Nonnen ihres Klosters, das sich in Nordspanien oder Nordfrankreich befand. Sie hatte selbst an den Osterfestlichkeiten in Jerusalem teilgenommen und tief beeindruckt von diesem Erlebnis, bot sie in ihren Aufzeichnungen ein farbiges Bild von dem feierlichen Gottesdienst in der Grabeskirche, dem Lichterglanz und den Wechselgesängen der christlichen Gemeinde.

Im Jahr 325 n.Chr. wurde auf dem Konzil von Nizäa das Datum des Osterfestes festgelegt. In diese Zeit fällt auch die Ausbildung einer vierzigtägigen Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern, dem die fünfzigtägige Freudezeit bis Pfingsten folgte. Der Name des jüdischen Passahfestes, das nun mit christlichem Gehalt gefüllt wurde, lebte noch in den romanischen Sprachen fort, während sich im germanischen Sprachraum die Bezeichnung „Ostern” durchsetzte. Dieser Name geht auf das althochdeutsche „Ostara” zurück und bedeutet die Morgenstunde, das Licht der aufgehenden Sonne. Mit einer heidnischen Göttin der Morgenröte, wie der englische Gelehrte Beda Venerabilis (geboren um 673, gestorben 735) im 8. Jahrhundert vermutete, hat es jedoch nichts zu tun. Aus dem althochdeutschen Wort „kar”, das „Klage” im Sinne von Wehklage bedeutet, entstand der Name der „Karwoche” und des „Karfreitag”, während der „Gründonnerstag” seine Bezeichnung von „greinen”, dem „Weinen” ableitete.

Um dem einfachen Volk, das die lateinisch gesprochene Liturgie nicht verstand, das Ostergeschehen nahe zu bringen, entwickelten sich im Mittelalter szenische Darstellungen, in denen die einzelnen Vorgänge dramatisch gestaltet wurden. Dafür eignete sich besonders der Gang der Frauen zum Grab und ihr Zwiegespräch mit dem Engel sowie der Wettlauf der beiden Jünger Johannes und Petrus zum Grab. Auch die Umzüge mit dem geschmückten Palmesel kamen auf und erfreuten sich besonderer Beliebtheit. Da manche dieser österlichen Gepflogenheiten mitunter mehr der Volksbelustigung als der geistlichen Erbauung dienten, wurden sie später von der Kirche verboten. Dennoch entwickelten sich aus diesen vornehmlich auf das visuelle Erlebnis und die Anschaulichkeit ausgerichteten Darstellungen die österlichen Mysterienspiele.

Zu den Eigenarten der mittelalterlichen Osterfeiern gehörte auch das Ostergelächter – es wurde bald darauf von den Bischöfen verboten, um die Emotionen in der Kirche nicht ausarten zu lassen -, das einen Teil des gottesdienstlichen Festverlaufes ausmachte und seine Begründung im Osterpsalm hatte: „Dies ist der Tag, den der Herr macht, lasset uns freuen und fröhlich darinnen sein.” (EG 42) Am ersten oder zweiten Osterfeiertag pflegte der Priester eine Predigt zu halten, in der er lustige Geschichten und herzhafte Anekdoten zum Besten gab, so dass die Gemeinde in schallendes Gelächter ausbrach: das Ostergelächter. So kam es zu einer Vielschichtigkeit der Riten, die zwar zur Anteilnahme des Volkes beitrugen, aber auch eine Anhäufung sekundärer und weltlicher Elemente mit sich brachten. Damit vermischten sich liturgische Handlung und Volksfrömmigkeit, Ritus und Andacht. Große Verbreitung fand auch die Segnung von Speisen wie Brot und Butter, Eier und Käse. Auf diese Weise bestand die Gefahr, die Symbole der Liturgie zu vergegenständlichen und abergläubische Bräuche zu fördern. Nicht mehr die Feier und ihre Sinnbilder standen im Mittelpunkt, sondern die geweihte Sache. Da die Weihe von Dingen der Magie und dem Aberglauben Vorschub leistete und Anlass zu Missbrauch gab, wurde sie später von den Reformatoren abgelehnt.

Mit einer Anzahl von Osterbräuchen verbanden sich aber auch uralte vorchristliche, heidnische Vorstellungen, die erneut zum Durchbruch kamen, dann aber christlich verbrämt wurden. So war das Ei ursprünglich ein Fruchtbarkeitssymbol, das im Zeichen des Christentums zu einem Sinnbild der Schöpfung wurde. In dieser Bedeutung fand es auch Eingang in die Visionen der Hildegard von Bingen (1098 –1179). Erst im 17. Jahrhundert kam jedoch das Verschenken bunter Ostereier auf, die kunstvoll bemalt und verziert wurden. In den Briefen der Liselotte von der Pfalz, die eine genaue Schilderin der Sitten und Gebräuche am französischen Hof war, werden erstmals künstliche Ostereier erwähnt. Als Fruchtbarkeitssymbol gilt auch der Hase, der zum Eier legenden „Ostenhasen” wurde. Obwohl der Hase nicht zu jenen Tiergestalten gehörte, die wie etwa der Pfau oder der Pelikan in der Darstellung der Kunst zu hervortretenden christlichen Symbolen wurden, findet er sich dennoch auf altchristlichen Tonlampen, Sarkophagen, Epitaphen und Mosaiken abgebildet. Mitunter dargestellt, wie er auf das Christusmonogramm zuläuft oder eine Weintraube verzehrt und damit nach vollbrachtem Lebenslauf die Frucht des ewigen Lebens genießt, verweist er auch symbolhaft auf Christus.

Schließlich vermischte sich die altgermanische Verehrung der Sonne, die Licht und Leben spendete, und mit dem Erwachen der Natur im Frühling im Zusammenhang stand , mit den Vorstellungen von Christus als der wahren Sonne und führte zum Brauch des „Osterfeuers”. Der Sieg des Lichtes über das Dunkel fand auch Ausdruck in der Osterkerze, der man schon im 4. Jahrhundert in den Kirchen begegnet. Ihre Besonderheit erhielt sie durch die ihr aufgedrückten fünf Weizenkörner, die auf das Gleichnis vom Weizenkorn, das in der Erde sterben muss, ehe es Frucht bringt, anspielen und zugleich auf die fünf Wunden Christi hinweisen.

Die Reformation stand in ihrer Rückbesinnung auf die biblischen Grundlagen der liturgischen Ausgestaltung der Osterfeierlichkeiten und vor allem den sich entwickelnden Bräuchen eher ablehnend gegenüber. Allerdings hatte auch Luther die Tradition der Karwoche und die Feier des Osterfestes übernommen. Besondere Bedeutung erhielt im evangelischen Raum der Karfreitag, weil im Kreuzestod Jesu das Heilsgeschehen beschlossen lag. Dennoch hat Martin Luther (1483–1546) mit wundervollen Worten das Wesen des österlichen Auferstehungsereignisses veranschaulicht: „So wie die Sonne alle Welt durchflutet und ihr Licht alle Welt erneuert, so wie der Frühling ein Schöpfer aller Kreatur, ein Erneuerer alles Toten ist, so ist nun unser Herr Christus allerorten gegenwärtig.”

Der charakteristische Beitrag des Protestantismus zur Feier von Ostern lag in einer Fülle eindrucksvoller Kirchenlieder und dem Reichtum österlicher Kirchenmusik. Luther selbst hatte dank seiner hohen künstlerischen Begabung, die dem deutschen Kirchenlied seinen Aufschwung gab, auch mit dem evangelischen Osterlied den Anfang gemacht:

Christ lag in Todesbanden,
  für unsre Sünden gegeben,
  der ist wieder erstanden
  und hat uns bracht das Leben.
  Des wir sollen fröhlich sein,
  Gott loben und dankbar sein
  und singen Halleluja, Halleluja.
     (EG 101, 1524 entstanden, Text und Musik von Martin Luther)
  

Unter den rund l50 Liedern des heutigen evangelischen Kirchengesangsbuches, die den Festen des Kirchenjahres gewidmet sind, bezieht sich ein Drittel auf die Passion Jesu und das Ostergeschehen. Der bedeutendste Dichter, der dem Protestantismus erstand, war Paul Gerhardt, (1607–1676) der im 17. Jahrhundert inmitten des Dreißigjährigen Krieges die herrlichsten Choräle verfasste, die zum unverlierbaren Liederschatz der evangelischen Gemeinde wurden. Bei keinem anderen geistlichen Dichter gewann die Sonne als Symbol christlicher Freude und Zuversicht solche Bedeutung: „Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesu Christ, das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist”, heißt es zum Abschluss seines glaubensstarken Siegesliedes „Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich”, das sich an eine Stelle des Römerbriefes anlehnt. Dennoch war es ein Passionslied, das sich die Herzen der Gläubigen eroberte und noch heute an jedem Karfreitag erklingt und die Feier dieses Tages erhöht. In barocker Anschaulichkeit und voll tiefem Gefühl erstehen vor dem Auge die Leiden Christi, die er um unserer Sünden willen am Kreuz erduldet:

O Haupt voll Blut und Wunden,
  (EG 85, 1656 geschrieben, Musik von Hans Leo Hassler 1601)
  
  voll Schmerz und voller Hohn,
  o Haupt, zum Spott gebunden
  mit einer Dornenkron',
  o Haupt, sonst schön gezieret
  mit höchster Ehr und Zier, 
  jetzt aber hoch schimpfieret, 
  gegrüßet seist du mir!

In den nachfolgenden Strophen wird die Macht des Todes, der dem edlen Antlitz alle Farbe nimmt und des Leibes Kraft dahinrafft, weiter ausgemalt. In der letzten Not des Menschen, im Leiden und Sterben wird dieser gekreuzigte Christus unser Bruder, zu dem wir voll Zuversicht aufblicken können:

Wenn ich einmal soll scheiden,
  so scheide nicht von mir,
  wenn ich den Tod soll leiden,
  so tritt du dann herfür,
  wenn mir am allerbängsten
  wird um das Herze sein,
  so reiß mich aus den Ängsten
  kraft deiner Angst und Pein.

Erscheine mir zum Schilde
  zum Trost in meinem Tod
  und lass mich sehn dein Bilde
  in deiner Kreuzesnot.
  Da will ich nach dir blicken
   da will ich glaubensvoll
 dich an mein Herze drücken.
  Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Den ergreifendsten Osterchoral aber, in dem der Glaube an die Auferstehung Christi in vollen Tönen aufrauscht und die Gewissheit der eigenen Auferstehung in sich schließt, schuf ein Jahrhundert später der deutsche Dichter Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769):

Jesus lebt, mit ihm auch ich!
  Tod, wo sind nun deine Schrecken?
  Er, er lebt und wird auch mich
  von den Toten auferwecken.
  Er verklärt mich in sein Licht;
  dies ist meine Zuversicht!
  (EG 115, Musik wurde 1653 in Berlin komponiert, Komponist unbekannt)

Neben den Liederdichtern waren es Meister der Tonkunst, die aus dem Geist evangelischer Frömmigkeit Schöpfungen hervorbrachten, die Weltberühmtheit erlangten. Schon Johann Walther (1496–1570), der Freund Luthers, komponierte eine Matthäuspassion, die am Palmsonntag aufgeführt wurde, und eine Johannespassion, die für den Karfreitag vorgesehen war. In der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert erlebte die evangelische Kirchenmusik ihre höchste Blüte. Bereits mit Heinrich Schütz (1585–1672) zog die „Konzertmusik” in die Kirche ein, und die Motette wurde zur Kantate umgestaltet. Mit Dietrich Buxtehude (geboren um 1637, gestorben 1707), Georg Friedrich Telemann (1681–1767) und einer Reihe anderer namhafter Komponisten nahm die evangelische Kirchenmusik einen weiteren Aufschwung. Ihren alles überragenden Höhepunkt erreichte sie mit Johann Sebastian Bach (1685 –1750), der wie kein anderer die Bibel in der Sprache der Musik zum Leuchten brachte. Die Leidensgeschichte Jesu und das Ostergeschehen standen im Mittelpunkt seiner beiden grandiosen Werke, der Matthäuspassion und der Johannespassion. In vollendeter Kunst gelang es ihm, in der Matthäuspassion die Passionshandlung gemäß dieses Evangeliums darzustellen und zugleich das fromme Empfinden zu wecken, während er in der Johannespassion vor allem die Hoheit der Gestalt Jesu durch seine ergreifende Musik zum Ausdruck brachte. Aber auch andere Kompositionen, wie etwa das „Osteroratorium”, galten dem Lobpreis Gottes und dem österlichen Heilsgeschehen.

Karwoche und Osterzeit waren im protestantischen Raum vor allem auf Einkehr und Besinnung ausgerichtet. Den österlichen Bräuchen suchte man eher Einhalt zu gebieten und bot ihnen nur wenig Spielraum. Überliefert ist jedoch die Sitte der evangelischen Brüdergemeinde, am frühen Morgen des Ostersonntag auf dem Gottesacker Auferstehung zu feiern. Auch pflegte man am Ostermontag einen Spaziergang ins Grüne zu unternehmen, den so genannten „Emmausgang”, der an die beiden Jünger erinnerte, denen sich auf dem Weg nach Emmaus Christus zugesellte, bis sie ihn schließlich als den Auferstandenen erkannten.

Dieser Emmausgang, der an eine der schönsten Ostergeschichten erinnert, bürgerte sich in vielen Gemeinden ein. Die österliche Stimmung, die bei solcher Wanderschaft – begünstigt durch den Anblick der erwachenden Natur -, die Herzen der Menschen erfüllte, hatte auch Johann Wolfgang Goethe, der sich einst vom Pietismus angezogen fühlte, zu seinem berühmten „Osterspaziergang” im ersten Teil des „Faust” angeregt:

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
  Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, 
  Im Tale grünen Hoffnungsglück ...

Jeder sonnst sich heute so gern.
  Sie feiern die Auferstehung des Herrn ...

Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
  Sind sie alle ans Licht gebracht ...

Auch in moderner Zeit wird im Protestantismus Ostern vor allem auf besinnliche Weise mit Andachten, Meditationen, kirchenmusikalischen Darbietungen und feierlichen Gottesdiensten begangen. In der Karwoche, die der stillen Einkehr und dem Gedenken an das Sterben Jesu gewidmet ist, wird oft eine Fastensuppe geboten, eifrige Frauenkreise sind um die Herstellung von Ostergebäck bemüht, und Palmkätzchenzweige, mit bunt bemalten und verzierten Eiern behängt, dienen symbolhaft als österlicher Schmuck. Sie sind Ausdruck der Freude und der Zuversicht, doch magische Bedeutung kommt ihnen nicht zu.

Erst vor wenigen Jahrzehnten besann man sich erneut auf die altkirchliche Osternachtfeier, wie sie einst die Christen der frühen Kirche begingen. Mit ihrer Wiederbelebung erstand eine neue Gepflogenheit, die in den Kreisen der evangelischen Kirche viele Anhänger fand. Salzburg bot für diese Auferstehungsfeier in der Osternacht einen ehrwürdigen Ort: die Katakomben im Friedhof von St. Peter, eine Stätte der ersten Christen in diesem Land. Noch zu nächtlicher Stunde steigt man die Stufen zur kleinen Felsenkapelle empor, die im Kerzenlicht erstrahlt. Begleitet von Gitarrenklängen werden Auferstehungslieder gesungen, Bibeltexte verlesen und eine Andacht mit kurzer Predigt gehalten. Die erhebende Feier endet mit dem Anbruch des Tages, wenn über Stadt und Land hin die Osterglocken zu läuten beginnen.

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