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Zünfte und Bräuche in Berchtesgaden (Franz Schned) – Langtext

Jahrtag der Maurer- und Zimmerleutezunft in Berchtesgaden

Bis zum Jahr 1777 gab es in der Fürstpropstei Berchtesgaden zwei Zimmermeister, den Hof- und zugleich bürgerlichen Zimmermeister sowie den Gäu-Zimmermeister in Schellenberg. Die beiden Meister mit 50 Gesellen gehörten der Zimmerleutezunft in Salzburg an. Außer den zunftmäßig anerkannten Zimmerleuten waren 60 ungelernte Zimmerer, so genannte „Zaunhasen“, unterwegs, die als „Störer“ nicht mit heutigen „Pfuschern“ vergleichbar sind. Nachdem die zünftischen Zimmerleute der Hauptlade in Salzburg angehörten (d. h. von dieser Lade ihren Ausgang und ihre Berufserlaubnis nahmen), erlebten sie in ihrer Berufssparte nicht die Gnade des eigenen Landesherrn. Die Auflagegelder (also die Gewerbesteuer) gingen außer Land. Die Handwerksgottesdienste wurden ebenfalls in Salzburg abgehalten und die Auslagen für solche kirchlichen Feiern blieben dort, unter anderem das Kerzengeld. Die Zehrgelder bei den Handwerkstagen entgingen wiederum dem heimatlichen Stiftland. Der Hauptgrund für eine Zunft im eigenen Land war aber vor allem, den ungelernten Zimmerleuten entgegentreten zu können. Trotzdem war die „wilde Zimmerei“ nicht zu verhindern. Diese wirtschaftlichen und kulturellen Verluste veranlassten schließlich die Meister und Gesellen, dem Fürstpropst die Bitte für eine eigene Zunft vorzutragen. Nach dem Reichsgesetz von 1530 hatte er das Recht, Zünfte zu errichten und Handwerksordnungen zu erlassen.

Im Jahr 1778 war es dann so weit. Der eigenen Lade gehörten drei Meister an. Das geistliche Fürstentum Berchtesgaden wurde in die drei Bezirke Berchtesgaden, Schellenberg und Ramsau eingeteilt. Dem neuen Gäu-Zunftmeister wurden die Gnotschaften Ramsau, Schönau, Schellenberg und Au, dem zweiten Zunftmeister die Gnotschaften Scheffau und Ettenberg zugewiesen. Dem Hofzimmermeister stand der Burgfried Berchtesgaden mit den übrigen Gnotschaften zu.

Die so genannten „Zaunhandwerker“, denen offensichtlich seinerzeit verschiedentlich auch fachliche Kompetenz zuerkannt wurde, konnten der Zunft beitreten, mussten aber ein Aufnahmegeld bezahlen. Die Zunftinsignien wurden angeschafft (das Handkreuz, die Zunftfahne und Zunftstangen). Als Zunftpatron wurde der Heilige Josef (19. März, u. a. Patron der Zimmerleute) verehrt, an dessen Festtag der Jahrtag des Handwerks stattfindet. Im 19. Jahrhundert wurde der Jahrtag drei Wochen nach Ostern begangen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam für die Zunft eine bessere Zeit. Wenn bisher der Fürstpropst und Landesherr strenge Regeln erließ – sei es die Arbeitszeitzuweisung, Bewilligung zur Anschaffung von Zunftzeichen –, so durften ab 1807 auf Befehl der Landesregierung keine Zwangsbezirke (bereits eine Aufweichung des alten Zunftrechtes, nach der Säkularisierung von 1803) mehr sein. Laut Dekret wurde den Zunftmeistern die Einführung des Gesellenkreuzes, also ein eigenes Vortragkreuz, bewilligt. Danach wurde jedoch ein alter Brauch abgeschafft: Jeder Meister, der einen Lehrling freisprach, erhielt bislang ein „Massl“ (Bayerische Maß bis 1871: 1,021 Liter; davor regional zwischen 1,07 und 1,2 Liter) Wein. Dass diese Sitte aberkannt wurde, hat die Meister sehr verärgert; einer blieb deshalb sogar ein ganzes Jahr dem Handwerksgottesdienst und den Zusammenkünften fern. 1817 wurden die Maurer und Zimmerleute in der „Zunft der Zimmerleute und Maurer in Berchtesgaden“ zusammengeschlossen. Da die Auflagegelder jedoch unterschiedlich waren, hielt man es 1820 für zweckmäßig, beide Laden – ohne das Handwerk zu trennen – fortbestehen zu lassen und gesondert Rechnung zu führen. Die gemeinsame Jahrtagfeier – getrennt vom „Handwerk“ (d. i. Jahreshauptversammlung) – wird bis heute fortgeführt bzw. abgehalten. Diese heutige Jahreshauptversammlung entspricht in etwa der Jahrtagsfeier. Nach dem im Jahr 1822 neu geordneten Lehrlingswesen konnte ein Lehrling nur am Tag des „Ordentlichen Handwerks“ aufgedungen, also in die Zunft aufgenommen, werden.

Da die Zunftkasse gut gefüllt war, konnte 1836 das gesamte Zunftinventar (die öffentlichen und internen Zunftsymbole) erneuert werden – u. a. wurde das Zunftkreuz vergoldet, ein Fahnenbild 1837 angeschafft und das Zunftschild instand gesetzt. Im Jahr 1855 wurde ein zweites Handkreuz gekauft. Die heute noch gebrauchten Gegenstände sowie die Zunftfahne wurden 1879 bzw. 1890 besorgt. Ab 1903 hat die eingeführte Gesamtinnung die Aufgabe der Freisprechung übernommen. Die 1906 eingeführten Statuten gelten in der „Zunft“ im Wesentlichen noch heute bzw. sie werden noch angewendet.

Mit der im Jahr 1803 erfolgten Säkularisation des Stiftes und dem 1825 erlassenen Gewerbegesetz (als Ende des alten Zunftrechtes) mit Übergang von der Gewerbezulassung zur Gewerbefreiheit wurden die Zünfte in ihrem Bestand erheblich beeinträchtigt und existieren seither nur mehr auf privatrechtlicher Basis im Sinne des Vereinsrechtes. War im frühen 16. Jahrhundert das kirchliche Element im Handwerk vorherrschend, verschob es sich – wohl im Zuge der Gegenreformation – mehr und mehr auf das religiös-gemeinschaftliche Leben der Bruderschaften und deren öffentliche Repräsentation im Zuge von Kirchen- und Zunftfesten. Die seinerzeit verstärkt einsetzende öffentliche Selbstdarstellung in festlich ausgerichteten Umzügen und Jahrtagen wird in den gegenwärtig gebräuchlichen Handlungen im kirchlichen Jahreskreis in Berchtesgaden noch in Erinnerung gehalten.

Die Maurer und Zimmerleute in Berchtesgaden und den umliegenden Gnotschaften haben nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges die zwangsläufig unterbrochenen, jahrhundertealten Bräuche wieder aufleben lassen. Sie formierten sich in zunftähnlichen, aber privatrechtlichen Vereinigungen, die sie auch wieder „Zunft“ nennen und in denen die Hierarchien und Positionen nach den alten Zunftbegriffen benannt werden.

Jeweils 14 Tage nach Ostern, sonntagabends um 18.30 Uhr, treffen sich die „Zunftmitglieder“ gemeinsam mit ihren „Zunftmeistern“ am Schlossplatz vor der Stiftskirche im Markt Berchtesgaden. Aufrecht und würdevoll tragen die Maurer und Zimmerleute, in ihre Zunftgewänder gekleidet, ihre Standarte bzw. Zunftfahne (vor wenigen Jahren restauriert) in die Kirche zum Altar. Dort stellen sie sich beidseits des Altares auf, der während des Gottesdienstes mit den Zunftkreuzen und brennenden Kerzen feierlich geschmückt ist. (Aus praktikablen und organisatorischen Alltagsgründen hat man in den letzten Jahren den Sonntagvormittagsgottesdienst auf den Abend verlegt.)

Nach dem feierlichen Lob- und Dankamt in der Stiftskirche, das von einer Musikkapelle begleitet wird, begeben sich die „Zunftmitglieder“ mit ihren Angehörigen und Gästen in die nebenan befindliche fürstpröpstliche Stiftstaverne „Neuhaus“. Dieses aus dem 16. Jahrhundert stammende Gasthaus schließt mit einem Torbogen den bürgerlichen Markt zum Stifts- und Residenzbereich ab. Es war bereits zur fürstpröpstlichen Zeit Herberge der Zünfte. Als bedeutendes Baudenkmal bildet es den Abschluss des historisch kaum veränderten bürgerlichen Zentrums mit den zum Teil hochinteressanten, bemalten und stuckierten Giebelfassaden (Marktplatz).

Nach fröhlicher Begegnung im „Neuhaus“ bei Speis und Trank und ausgiebiger Unterhaltung werden die in der Gaststube aufgestellten Zunftschilder von ihren Plätzen genommen und „in den Saal geblasen“ (von „Zunftmitgliedern“, die im Saal an einem ganz bestimmten Ort mit Trompeten aufgestellt sind). Diese Zeremonie gilt als das Startzeichen, dass der Tanz eröffnet ist. Ein „Altgeselle“ richtet eventuell noch vorher einige Grußworte an die Festversammlung und die geladenen Gäste. Zu meist später Stunde werden in derselben rituellen Handlung die Zunftschilder wieder an ihren angestammten Platz im Gastraum zurückgebracht, was das Ende der Feier bedeutet. Alt und Jung, „Meister und Gesellen“ haben wieder einmal in einer Art Großfamilie gemeinsam in fröhlicher Stimmung mit ihren Angehörigen nach altem Brauch den „Jahrtag der Maurer und Zimmerleute“ in Berchtesgaden gefeiert.[2841]

„Zunftbräuche“ der Maurer- und Zimmerleute in der Pfarrei Ramsau

Die Maurer und Zimmerleute in den Gnotschaften (Ansiedlungen[2842]) der Gemeinde Ramsau gehören als Mitglieder der „Maurer- und Zimmerleutezunft in Berchtesgaden“ an. Sie unterhalten keine eigene „Zunft“ mehr, da diese Handwerke dort zu wenig vertreten sind (mangels zugehöriger Handwerksleute).

Trotzdem halten sie am überlieferten Brauch fest. Am Prangertag (Fronleichnamstag) und am Erntedankfest werden die in der Sakristei aufbewahrten Insignien der früheren Zunft mitgetragen, als Zeichen der christlichen Gemeinschaft innerhalb der vertretenen Ortsvereine. Es sind dies das Vortragkreuz der Zunft und die Engel-Stangen (Vortragstangen) mit brennender Kerze, welche meist von Maurerlehrlingen und das Kreuz seit Jahren vom „zweiten Zunftmeister“ (ein Ramsauer Mitglied) bei der „Zunft“ in Berchtesgaden mitgetragen werden. Diese Träger haben kein eigenes „Zunftgewand“. Sie haben die Festtagstracht an (lange schwarze Hose, weißes Hemd mit Bindl, Bandljoppe, Schützenhut mit Schmuck (Spielhahnstoß, Gamsbart, Reiherfeder) und Haferlschuhe).

Die Umzüge beginnen bei der Pfarrkirche zum westlichen Ortsausgang zur Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau am Kunterweg“. Dort wird ein feierliches Lob- und Dankamt zelebriert. Danach geht es wieder in derselben Ordnung mit der Ramsauer Blaskapelle zurück zur Pfarrkirche im Ort.[2843]

Die „Zimmerleute-Zunft“ im ehemals fürstlichen Berchtesgaden

Alljährlich am Josefi-Tag (19. März) wird mit einem Lob- und Dankamt das Handwerk gefeiert. Der „Zunftmeister und die Mitglieder“ treffen sich abwechselnd in den Kirchen von Berchtesgaden-Markt, Ramsau, Schönau-Unterstein, um alle Gnotschaften in den genannten Pfarrgemeinden zu berücksichtigen.

Nach dem gemeinsamen Abendgottesdienst erfolgt in einem Gasthaus des Pfarrortes um 20.00 Uhr der „Zunftabend“. Dabei werden gemäß den Statuten von „Zunftmeister“, Schriftführer und Kassier die Jahresberichte vortragen. Nach dem Dank der Versammlung für die geleistete Arbeit und Entlastung der „Zunftleitung“ beginnt der gemütliche Teil des Abends, der in hergebrachter Weise die Eigenheiten der überlieferten christlichen Handwerksgemeinschaft bekundet.

Mitgliederneuaufnahmen erfolgen nur an diesem Tag. Derzeit zählt diese „Zimmerleute-Zunft“ einhundert Mitglieder. Im Gegensatz zum Jahrtag wird das Handwerk separat gefeiert.[2844]

Die „Zimmerleute-Zunft“ in Markt Schellenberg

Bis in das frühe 16. Jahrhundert zurück wird mit der seinerzeit bestehenden Bruderschaft der Pfannhauser zu „Unserer Lieben Frau“ (im Mittelalter ist eine Bruderschaft dieses Namens bereits in Hallein bezeugt) und dem Heiligen Sebastian (später et Vincenti), der die Küfer und Kleizler angehörten, die enge Verbindung einerseits von Wirtschafts-, Brauch- und Religionsgeschichte und andererseits konkret von Bruderschaft und Handwerk deutlich. Im zunftmäßig zusammengefassten Handwerk führten drei Zunftmeister die Bruderschaft an. Aus den, Mitte des 17. Jahrhunderts erfassten, gottesdienstlichen Verpflichtungen der Bruderschaften wird ersichtlich, dass die Rekatholisierung ihr Augenmerk auf die zünftischen Bruderschaften gelegt hatte. Aus dieser Zeit stammt wohl die jährliche Beteiligung der Zimmerleute-Zunft im Markt an der Fronleichnamsprozession (die als Demonstration katholischen Glaubens gegen die Protestanten galt). Wieweit die Teilnahme am Erntedankfest zurückgeht, bleibt offen.

Mit allerhöchster Entschließung wurden am 10. Oktober 1817 die Handwerke der Zimmerleute und der Maurer zu der „Zunft der Maurer und Zimmerleute in Berchtesgaden“ vereinigt. Trotz Beschwerden einiger Gäu-Zimmermeister und weiterer Bemühungen zur Rückgängigmachung, so zum Beispiel von Sebastian Hillebrand von Schellenberg, blieb es bei der Entscheidung. Da jedoch die „Auflagegelder und Giebigkeit“ (die zunftinternen Abgaben) derselben unterschiedlich hoch waren, fand man es 1820 für zweckmäßig, die beiden Laden zu trennen. Die Handwerkszunft selbst blieb vereinigt. Die beiden Laden der Zunft, Maurer wie Zimmerleute, führten getrennte Kassen, was bis heute so gehandhabt wird.

Wenn auch nicht jedes besondere Handwerk in der Fürstpropstei mangels ausreichender Werkstätten über eine eigene Zukunft verfügte, konnten sie durchaus – nach 1825 – einer benachbarten „Zunft“ angehören bzw. angeschlossen sein. So verblieben die Maurer und Zimmerleute in der Ramsau bei der „Zunft in Berchtesgaden“. Die „Zunftmitglieder“ aus Schellenberg hingegen begründeten ihre „Zunft der Zimmerleute“ eigenständig. Die „Zimmerleute-Zunft“ im Markt Schellenberg verfügt heute über ihre eigenen Insignien, zum Beispiel die Zunftfahne, das Zunftkreuz, zwei Engel-Stangen mit Kerzen. Der Schellenberger Markt war lange Zeit der mehr florierende, in Schellenberg war das bürgerliche Marktbewusstsein hoch.[2845]

Im Jahr 1903 gingen das Lehrlingswesen und die Gesellenprüfungen auf die „Gesamtinnung“, also die zeitgemäße, rechtliche Gewerberepräsentanz über, was für das „Zunftwesen“ insgesamt ein bedeutender Rechtsentzug und eine enorme Einnahmeminderung bedeutete. Der Bestand der „Zunft“ in Berchtesgaden war in Gefahr. Einstimmig hat man jedoch durchgesetzt, die „Zimmerleute-Zunft“ in Berchtesgaden aufrecht zu erhalten, um den seit Jahrhunderten bestehenden kirchlichen und weltlichen Gebräuchen weiterhin gerecht werden zu können. Nach den 1906 neu gefassten Statuten wird folglich auch heute noch im Allgemeinen verfahren. Das Josefiamt (19. März), das „Kleine Amt“ am „Handwerk“ und der Jahrtag werden weiterhin beachtet, wenn sie auch in den einzelnen Zünften etwas unterschiedlich gehandhabt werden.[2846]

Schellenberg und Ramsau bildeten seinerzeit Zweigvereine der „Zunft“, mit eigener Rechnungslegung und jährlicher Beitragsabgabe an die Hauptkasse nach Berchtesgaden. Die Schellenberger Zimmerleute beantragten 1906, ihrem Zweigverein die alte Fahne zur Prozession zu überlassen, nachdem diese ursprünglich in Schellenberg verwendet worden war und später von dort nach Berchtesgaden kam. Dabei handelte es sich jedoch nicht um die alte Fahne aus dem Jahr 1787, sondern um eine noch ältere. Die heutige „Zimmerleute-Zunft“ im Markt Schellenberg beteiligt sich mit ihren Insignien bei jeder Fronleichnamsprozession und beim Erntedankumzug. Nach persönlichen Angaben des jetzigen Zunftmeisters, Hansi Köppl, Scheffau, wurde die „Zunft“ am 7. Mai 1905 als eigenständige der „Zunft der Zimmerleute in Schellenberg“ gegründet.

Eine Abordnung trägt die Zunftfahne mit, ein weiterer Zimmermann das Zunftkreuz. Sie reihen sich in Festtagstracht gekleidet mit den übrigen Orts- bzw. Gnotschaftsvereinen vor dem Geistlichen ein. Einige Schulbuben (die Scheffauer Buben) führen den Heiligen Sebastian, ihren Schutzheiligen, als Holzplastik mit. Sie tragen auch die Festtagstracht, jedoch ohne die blaugraue Bandljoppe, sondern lediglich die weiße Pfoad (Hemd) mit einer rosaroten Schleife am linken Oberarm (die sie als Träger kennzeichnet).

Am Josefitag (19. März) wird das Jahramt in der Pfarrkirche gehalten. Dabei wird der Altar mit dem Zunftkreuz geschmückt. Nach dem Gottesdienst wird in einer Gastwirtschaft das Handwerk mit dem Jahrtag verbunden, ohne eine besondere Feier. Der „Zunftmeister“ bringt seinen Jahresbericht. Der Kassier verständigt die Mitglieder über den Kassenbestand und hält die vereinsrechtlich geforderte Sitzung ab.[2847]

Die Holzmeisterzunft im Markt Berchtesgaden

Die Holzmeisterzunft ist seit dem Jahr 1673 dokumentiert. Dazu zählten früher die Holzknechte, Fuhrleute, Waldarbeiter, Sägewerksbesitzer und weitere Berufe, die mit Holz bzw. der Holzarbeit zu tun hatten. Die Holzmeister beschäftigten damals etwa 300 Personen. Sie hatten Unmengen an Brennholz für die Saline bereitzustellen. Dazu brauchte es neben Holzknechten auch Triftleute, Fuhrwerker, welche die Holzhöfe (Holzlagerplätze) versorgten. Heute ist diese Gemeinschaft auf etwa ein Zehntel der seinerzeitigen Mannschaft geschwunden. Laut Aufzeichnung waren im Jahr 1652 bei einer Gesamteinwohnerzahl von 5.067 Personen 17 Holzmeister, 1 Förster, 55 Holzknechte, 3 Zimmerleute, 5 Wagner, 6 Tischler, 22 Binder, 6 Fassbinder, 6 Räder- und 1 Rechenmacher tätig.

Das Forstamt hatte im Jahr 1870 die Holzaufbereitung und Holzbringung selbst übernommen. Für die Beschäftigten aus der bäuerlichen Bevölkerung war der bisherige Erwerbszweig eine kaum zu ermessende Einbuße. Heute sind es noch etwa 30 Holzfacharbeiter, die in Berchtesgaden beschäftigt sind.

Trotzdem finden die traditionellen Bräuche, wenn auch in etwas abgewandelter Art, statt. Um den „Vinzenzitag“ (Heiliger Vinzenzius, 22. Januar, Patron der Holzarbeiter), am dritten Samstag des Monats, halten die Holzknechte und Forstleute ihren Jahrtag ab. Am Vormittag treffen sich die Beteiligten auf dem Schlossplatz in Berchtesgaden in der dortigen Stiftskirche zum Lob- und Dankamt. Gleichzeitig wird für ein gutes kommendes, neues Jahr gebetet. Während der Zelebration des Hochamtes werden die Zunftfahne und das Zunftkreuz (Vortragkreuz), auf einer Halterung gut sichtbar befestigt, aufgestellt. Beidseits des Altares werden die beiden Trägerstangen mit Engeln (Vortragstangen) und einer brennenden Kerze in feierlicher Weise präsentiert. Der Festgottesdienst wird von einer Musikkapelle begleitet.

Nach dem Gottesdienst begeben sich die Forstleute und Holzknechte (Holzfacharbeiter) zusammen mit den geladenen Gästen in eine Gaststätte im Markt Berchtesgaden. Die gesellige Feier mit Speis und Trank bei ausgiebiger Unterhaltung wird ebenfalls von der Musikkapelle umrahmt. Das Forstamt bzw. der Personalrat des Forstamtes Berchtesgaden ist der Einladende und gibt die Feier (Vinzenzifeier) außerdem in der Tagespresse bekannt. Die oben angeführten Teilnehmer werden persönlich eingeladen.

Dieser gemütliche Feiertag zieht sich in altherkömmlicher Weise bis in die späten Nachmittagsstunden hin. Er ist nicht mehr wie bei den anderen „Zünften“ durch Statuten geregelt. Aber das Forstamt mit den Holzfacharbeitern und den dazugehörigen Gästen kann man sich ohne diese gebräuchliche, jahrhundertealte Vinzenzifeier nicht vorstellen.[2848]

Das Ramsauer Holzbier

Im Gegensatz zum Jahrtag der „Holzmeisterzunft“ in Berchtesgaden wird in Ramsau der Vinzenziustag (22. Januar) nicht am dritten Samstag des Monats als Feiertag begangen. Er wird vielmehr am Faschingmontag festlich gefeiert. Dieser Festtag der Holzknechte in der Ramsau bezeichnet sich als das „Ramsauer Holzbier“. An dem Tag treffen sich die Holzknechte im Ramsauer Festgewand (Bandljoppe mit langer schwarzer Hose, auf keinen Fall eine Bundlederhose) und selbstverständlich mit Trachtenhut beim „Oberwirt“. Sie begeben sich im Festzug, mit der Zunftfahne (Holzknechtfahne) voran, um 9.30 Uhr zur Pfarrkirche zum Lob- und Dankamt. Nach dem Festgottesdienst wird wieder im Festzug zum Oberwirt zurückgegangen. Diese Gastwirtschaft gilt im Volksmund als die ehemals fürstpröpstliche Stiftstaverne, tatsächlich aber ist die einzige Stiftstaverne das heutige Gasthaus Neuhaus. Das Gasthaus trägt eine Wappentafel von 1637 und ist an der alten Salzstraße zum Hirschbichl in den Pinzgau gelegen. Es ist ein gut erhaltenes Baudenkmal mit Hinweistafel.

Der Personalratsvertreter begrüßt sodann die Festversammlung mit den geladenen Gästen. „Seit alters her“ gibt es zum Auftakt eine kostenlose Nudelsuppe mit Weißwürsten. Bei ergiebiger und fröhlicher Unterhaltung und dem freudigen Wiedersehen der meist bekannten Gäste, die eben mit der Forstwirtschaft zu tun haben, spielt die Musikkapelle, welche auch den Festgottesdienst begleitet hat, schneidig auf.

Die fröhliche Runde zieht sich oft bis in die späten Nachmittagsstunden hin. Die Musiker spielen bis drei Uhr nachmittags und beenden so den offiziellen Teil des Feiertages, was nicht heißen mag, dass die letzten Teilnehmer nicht doch etwas später das Wirtshaus verlassen.

An diesem für alle Forstleute bekannten Feiertag haben noch vor wenigen Jahren beim Holzknechttanz die Familienangehörigen teilgenommen. Diese allseits bekannt und beliebt gewesene Abendveranstaltung musste leider eingestellt werden. Dies hängt wieder einmal damit zusammen, dass durch die Technisierung und in Ramsau auch durch die Teilung der Holzknechtgemeinschaft in zwei Forstbereiche (Nationalpark und Forstamt Berchtesgaden) nur noch wenige Holzknechte beschäftigt sind.

Die „Holzknechtzunft“ in der Ramsau war, wegen der Art des Berufes, niemals eine Handwerkerzunft, sondern die religiöse Bruderschaft dieser Berufsgemeinschaft. Sie erinnert noch an Zeiten, als der Forstbetrieb mit den Holzknechten zu einem der Haupterwerbszweige in der Gemeinde zählte. Die heutige Benennung entspricht der freieren Begriffsverwendung heute und dem Bedürfnis nach historischer Anbindung.

Die Tradition der Holzknechte bleibt auch heute im kirchlichen Bereich lebendig. So wird zum Beispiel am Prangertag (Fronleichnam) der Umzug zu den vier Evangelien (mit Blumen geschmückten Altäre, an denen die Anfänge der vier Evangelien verlesen werden: beim Knotzenboden, Wolfenlehen, Kunterwegkirche, Kalvarienberg) von den Holzknechten mit der Fahne (Holzknechtfahne), deren Träger im Festtagsgewand gekleidet sind und sich nach dem Allerheiligsten (das ist die wichtigste Position in der Prozessionshierarchie) einreihen, begleitet. Beim Erntedankfest – am dritten Sonntag im September – wird im Festzug von der Pfarrkirche im Dorf zur Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau am Kunterweg“ zum Dankamt und zurück, in Begleitung der Musikkapelle Ramsau, die Holzknechtfahne mitgetragen. Zwei Männer begleiten den Fahnenträger, ein Holzknecht und ein Haumeister, die sich abwechselnd auch als Vorbeter betätigen. Im Festzug hinter den Holzknechten tragen vier Dirndl (Mädchen) in Festtagstracht den Heilige Vinzenzius (Patron der Holzknechte) als Holzplastik mit.

Bei der Beerdigung eines verstorbenen Holzknechtes wird die Holzknechtfahne im Trauerzug zum offenen Grab mitgetragen. Ein „Zunftzeichen“ gab es in der Ramsau nicht.[2849]

„Holzhandwerkerzunft“ – Ordentliches Handwerk und Jahrtag

Viele unserer heutigen Bräuche stammen aus Zeiten der ständischen Gesellschaft. Im Berchtesgadener Land waren dies lange Zeit in erster Linie die unfreien Bauern und Holzarbeiter, die leibrechtlich an einen Grundherren – großteils an das Augustinerchorherrenstift – gebunden waren.

Wenn bereits zu Beginn des Bergbaues in Schellenberg die Holzarbeit eine bedeutende Rolle gespielt hat (Lohnarbeit zur Anfertigung von Salzfässern, Kufen, Taufeln usw.), war es später das fortentwickelte und spezialisierte Heimhandwerk, das arbeitsteilig als Nebenerwerbsrecht der Holzarbeiter (dezentrale Manufaktur) betrieben wurde. Neben dem Salzbergbau hat es sich zur bedeutenden Exportwirtschaft etabliert hat. Die so genannte „Perchtsgadner Waar“[2850] wurde zum Markenartikel ihrer Zeit. Jahrhunderte war Holz der wichtigste Energieträger und Werkstoff im Land. Das in aller Welt beliebte Spielzeug mit seinen bunt bemalten Reiterlein, Holzpuppen („Docken“; Reifenware), Miniaturmöbelstücken, Vögeln (Grobschnitzerei) und Pfeiferln wurde durch tüchtige Verlegerfamilien aus Berchtesgaden weltweit vertrieben. Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs (Essgeschirr, Truhen, Löffel usw.) wurden aus Holz gefertigt. Begabte Handwerker nahmen sich alsbald anspruchsvollerer Aufgaben an. Musikinstrumente wie das „Berchtesgadener Fleitl“ (Holzflöte) und neuerdings das bekannte Alphorn aus Berchtesgaden sind Zeugnisse hoher Handwerkskunst. Im ausgehenden 16. Jahrhundert unterhielten die Verleger im Markt Berchtesgaden Handelsniederlassungen unter anderem in Venedig, Genua, Antwerpen und Cádiz. Im 18. Jahrhundert spielte die Berchtesgadener Ware auch auf den Messen in Frankfurt, Leipzig, Wien eine wichtige Rolle. Während im 18. und 19. Jahrhundert die traditionelle Ware am Aufschwung der Industrie niederging, blühten Teile davon, bereits als Volkskunst und Kunstgewerbe gefördert, auf. Nahezu die gesamte bäuerliche Bevölkerung war mit der Herstellung von Holzhandwerksware befasst. Nur so konnten sie ihr kärgliches Einkommen etwas aufbessern. Die Spezialisierung der verschiedenen Handwerke und die sozialen Verhältnisse förderten die Gründung von Zünften.

Diese Aufbruchstimmung und finanzielle Besserstellung des Handels bezeugen noch heute die schmucken Bürgerhäuser im Markt Berchtesgaden. Aber auch der örtliche Kleinhandel mit seinen so genannten Kopfkraxenträgern florierte mit der Berchtesgadener Ware in allen europäischen Ländern. Der wohl bekannteste unter ihnen war der angeblich 117-jährig verstorbene Anton Adner, dessen Gedenkstätte im alten historischen Friedhof in Berchtesgaden alljährlich auch von vielen Kurgästen und Touristen besucht wird.

Die Holzhandwerker erhielten im Jahre 1535 ihren Handwerkerbrief für die Drechsler, Löffelmacher, Spindelmacher, die als Bruderschaft sowie Zunft und Zeche zugleich der „Bruderschaft zu Ehren des Heiligen Sebastian und aller gläubigen Seelen“ in der Pfarrkirche St. Andreas in Berchtesgaden angehörten. Berchtesgaden war geistliches Fürstentum und Stiftland und wurde folglich von kirchlichen Würdenträgern, den Fürstpröpsten, regiert. Weitere Zünfte folgten: Es waren 1581 die Pfeifenmacher, 1596 die Fassbinder und Schaffelmacher, 1637 die Schnitzer.

Im Jahr 1659 kam es zur Neuordnung des Handwerks. Eine Handwerkslade und in diese hinein eine zweite, die kleine Gesellenlade, wurden angeschafft. Die Zweiteilung der Gemeinschaft in Meister und Gesellen hatte sich damit vollzogen. Diese Neuordnung gewährte auch erstmals Einblick in die bestehenden Zunft- und Handwerksbräuche. Sie regelte unter anderem die Lehrlingsaufnahme, die Rechtsstellung der Gesellen und die Art des Meisterstückes. Den Gesellen wurde zum Beispiel verboten, beim Handwerksgottesdienst ein „Schernfell“ (Kleidungsstück mit Maulwurfspelz) zu tragen. Der Lehrling wurde zur Freisprechung auf das Handwerk (Freisprechungsgremium) geschliffen und von zwei „Schleifgöden“ (Paten) begleitet.

Auch heute fühlen sich nach wie vor die Maurer, Zimmerleute und Holzhandwerker ihren „Zünften“ zugehörig.

Beim Jahrtag alljährlich am dritten Fastensonntag treffen sich die Schachtelmacher, Schaffelmacher, Drechsler und Schnitzer mit ihren „Zunftmeistern“ auf dem Schlossplatz in Berchtesgaden und begeben sich gemeinsam zum Lob- und Dankamt in die ehrwürdige Stiftskirche nebenan. Der Altar ist während des Festgottesdienstes mit Zunftkreuzen und der Zunftfahne feierlich geschmückt. Danach folgt die Mitgliederversammlung im „Neuhaus“.

Wenn bei dieser handwerklichen Bruderschaft von einer Besonderheit im „Zunftwesen“ die Rede ist, dann deshalb, weil die Mitglieder sich auf die seit über 450 Jahren bestehende Tradition berufen. Obwohl es durch Zunftgesetzgebung und wirtschaftliche Veränderungen vielerlei Brüche in der Tradition gab, hat sich durch die frühe Heimatschutz- und Pflegebewegung in Berchtesgaden ein besonderes Bewusstsein für Traditionen entwickelt. Dieses führte dann auch zur Neu- bzw. Wiedererrichtung der heutigen „Zünfte“.

Das Holzhandwerk ist mit Reichnissen[2851] (Holzbezugsrechte vom Staatsforst, die auf die alten „Lehensstämme“ oder „Handwerkerstämme“ zurückgehen) ausgestattet, was weitgehend einmalig ist und nur eine Entsprechung in den „Lehensrechten“ (auf Haus und Arbeit) der Dürrnberger Knappen findet. Vielfältig produzierende Handwerke setzen dieses traditionsreiche Holzhandwerk fort, das so alt ist wie die ehemalige Fürstpropstei selbst. Bereits im 12. Jahrhundert wurde von einem Chronisten die Schnitzerei erwähnt. Im 17. und 18. Jahrhundert stand nahezu das gesamte Stiftland im Zeichen dieser Heimarbeit. Aus dem Jahr 1393 gibt es nachweislich die ersten Verkaufsurkunden von der „Perchtsgadner Waar“. „Zunftmeister“ Sepp Hölzl und seine Mitgliedern sind besonders stolz, dass heute noch genauso nach den im Jahre 1872 erlassenen Richtlinien gearbeitet wird und dass das aus dem 17. Jahrhundert stammende Zunftkreuz[2852] in den vergangenen Jahren, kostbarst restauriert, wieder zu Ehren kommen kann (1987). Seit über zehn Jahren lassen sich die einzelnen Handwerker bei einer alljährlichen Handwerkerschau „Lebendiges Holzhandwerk“ über die Schulter schauen. Sie zeigen ihr Warensortiment und praktizieren ihr Handwerk vor Ort im Heimatmuseum Schloss Adelsheim in der überlieferten Technik. Sie erklären der Bevölkerung, insbesondere der Jugend, die ihnen nicht mehr bekannten Arbeitsgeräte. Dieser Brauch wird von Jung und Alt mit großer Begeisterung angenommen.

Zum Alltag der „Zünfte“ gehört auch der Tod eines Mitgliedes. Das Zunftkreuz als Zeichen der christlichen Gemeinschaft, also auch der Trauer, begleitet den Meister wie auch den Gesellen bis zu seinem Grab. Während des Trauergottesdienstes ist das Zunftkreuz auf dem Altar aufgestellt. Danach trägt der „Altgeselle“, in sein historisches Gewand gekleidet, das Zunftkreuz unmittelbar nach der Fahnenabordnung mit bis zum offenen Grab.

Ein weiterer Brauch wird auch beim Schreinerhandwerk heute noch gepflegt. Wenngleich die Freisprechung heutzutage nach den Richtlinien der Schreinerinnung erfolgt, so wird das altehrwürdige Zunftkreuz bei jeder Freisprechung auf dem Tisch des Freisprechungsgremiums aufgestellt. Nach der Handlung, zum Zeichen des Fortbestandes der ehemals aktiven „Zunftgemeinschaft“, wird das Zunftkreuz wieder sicher von einem Mitglied aufbewahrt.[2853]

Die „Zunft“ der Bergknappen

Malereien an Hausfassaden im Markt Berchtesgaden bekunden den Salzbergbau vor Ort. Am „Mundkochhaus“ zum Beispiel segnet der Heilige Rupertus den Bergmann und Salinenarbeiter (Wandmalerei R. Troll, München 1913).

Um das Jahr 1193 begann man am Tuval, nahe dem Gutratsberg, mit dem Salzabbau. Nahe Rif an der Salzach wurde der Salzstadel als Depot für die Salzverfrachtung errichtet. Die Salzproduktion war jedoch alsbald erschöpft. Kurz darauf sollte Schellenberg als Salinenstandort dienen. Die kurz später einsetzende Rivalität mit Hallein-Dürrnberg war vorprogrammiert. Um in diesem Wettbewerb bestehen zu können, waren Betriebsorganisationen gefordert. Diesen folgte frühzeitig eine Knappschaftsvereinigung. Es kam zur Bildung einer Bruderschaft, die seinerzeitiger Volksfrömmigkeit entsprach und dem Standesbewusstsein diente. Bereits im Jahr 1442 wird von einer Bruderschaft, der „Legerer-Zeche“, berichtet. Dazu muss man anmerken, dass Zünfte immer Handwerkerverbände waren, Bergknappen also niemals Zünfte besaßen, sondern in Berufszechen, Verbänden, zusammen geschlossen waren.

Im Jahr 1517 wurde nächst dem Markt Berchtesgaden das Salzgebirge aufgeschlossen, das in seiner Mächtigkeit zu einem ungeahnten wirtschaftlichen Schwerpunkt werden sollte. Die Saline Frauenreuth (heutiges Bahnhofsgelände mit Triftplatz = früherer Holzhof, Deponie für Salinenholz) ging im Jahr 1564 in Betrieb.

Am 1. Oktober 1617 bekamen die im Bergbau tätigen Arbeiter ihre gewünschte „Zechordnung“, wiederum ein wichtiges Datum, dass auf eine gegenreformatorische Handlung schließen lässt, was sich in den Artikeln bestätigt. Diese ist in acht Artikel gegliedert und lässt mit ihrer Eingangsaussage noch heute gebräuchliche Handlungen deutlich erkennen bzw. herleiten. „Zu Beginn wird Gott dem Allmächtigen gedankt, der dieses ‚Ländl‘ mit dem Salz so reichlich gesegnet habe. Der Bergmeister und die gesamten Bergleute erklären sich deshalb freiwillig bereit, jährlich Gott und der Jungfrau Maria [auch in Salzburg wurden die Bergknappen entgegen ihrer Begeisterung für die Reformation auf die Jungfrau Maria, also auf den katholischen Glauben, eingeschworen] zu Ehren vier Lobämter abzuhalten.“ Mit Bestätigung dieses „Freibriefes“ der Knappen und der Ergänzung der Zechordnung im Jahr 1692 wurde die Spezialisierung der verschiedenen Aufgaben im Bergbau eingeleitet und das erweiterte Privileg hierfür anerkannt.

Das Holzhandwerk ist es vor allem, das zu weiteren Ehren kam. Aufgrund der anerkannten persönlichen Fertigkeiten der Knappen wurde ihnen dieses als weiterer Erwerbszweig zugesprochen. Ob sie das Holzhandwerk erlernt oder es sich selbst angeeignet hatten, war dabei nicht ausschlaggebend. Wichtig war das geschickte Können, das sie in geeigneter Weise auch den unkundigen Knappschaftskameraden weitergeben sollten, wozu auch das „Gadlmellen“ (= Bemalen der Spanschachteln) gehörte. Das Privileg dieser nach den allgemeinen Zunftordnungen nicht üblichen Selbstaneignen des Handwerks schloss auch noch die Mitarbeit der männlichen Nachkommen der Bergknappen, die nicht alle im Salzbergbau beschäftigt werden konnten, mit ein.

Zum glücklichen Anschlag des Ferdinandberg (Standort im Ortsbereich des Salzbergwerk-Areals Berchtesgaden) im Jahr 1628 verlieh der Fürstpropst den Bergknappen eine eigene Fahne. Sie war Symbol und diente vor allem der Repräsentation bei Aufzügen, zum Beispiel beim Bergfest am Pfingstmontag. Die Engel-Stangen, die zum festen Bestand der Prozessionen gehören und das Zunftkreuz begleiten, werden in der Bruderschaftsurkunde von 1617 bereits erwähnt. Aus dem Jahr 1628 hat sich bis heute auch das „Kleine Zunftkreuz“ erhalten.

Walter Irlinger, seit 1967 bis zu seinem Ruhestand vor einigen Jahren Vermessungstechniker beim Salzbergwerk Berchtesgaden, schreibt in seinem Buch „Die Zunft der Berchtesgadener Bergknappen“: „Beim Salzbergwerk Berchtesgaden hat sich die Zunft der Bergknappen bis auf den heutigen Tag erhalten. Sie pflegt die Tradition und das Brauchtum und tritt bei kirchlichen und kulturellen Anlässen in Erscheinung, auch wenn sich im Laufe der Zeit manches geändert hat.“[2854] Das Gewerbe der Bergleute unterlag allerdings in den letzten 500 Jahren großen Veränderungen, die in der Literatur vielfach dargestellt wurden. Das ursprüngliche, kastenähnliche System der Bergleute existiert heute längst nicht mehr, das Gewähren von Sicherheiten wurde von anderen Trägern übernommen. Die Identifikation und Repräsentation über historische Traditionen – auch wenn sie begrifflich aus heutigem Geschichtsbedürfnis gesetzt werden – wird daher umso wichtiger erachtet.

Dem Lobamt-Versprechen zu Gott und zu Ehren der Jungfrau Maria in der „Bruderschaftsordnung“ vom 1. Oktober 1617 wird, abgesehen von dem Amt am Festtag des Heiligen Sebastian (20. Januar) im Weihnachtsfestkreis in der Stiftskirche in Berchtesgaden, am Ostersonntag eine heilige Messe zu Ehren des Heiligen Rupertus gefeiert. Er, der Salzburger Landespatron, der mit dem Salzfass dargestellt wird, ist Schutzpatron der Salzbergknappen in Berchtesgaden sowie am Dürrnberg. Das erste Lobamt findet am Sonntag nach der Kreuzauffindung in der Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau am Kunterweg“ in Ramsau statt. Das zweite Lobamt wird am Sonntag vor Pfingsten in der Wallfahrtskirche Maria Gern gehalten. Absoluter Höhepunkt des Dankes im Zunftjahr der Berchtesgadener Bergknappen ist der Bergknappen-Jahrtag zu Pfingsten: „Der Bergknappe trägt eine blaue Hose mit weißer Biese, einen weißen Bergkittel, das Arschleder, einen schwarzen Schachthut mit ‚Schlägel und Eisen‘ aus Messing, versilberter Kokarde mit Königskrone [Bayerns]; in dieser wird der weißblaue Federbusch befestigt. Die Uniform ist nach Rang des Bergmannes verschieden ausgestattet. So hat zum Beispiel der Steiger am Schachthut eine Silberlitze und versilbertes ‚Schlägel und Eisen‘ auf wappenförmigem Schild sowie einen großen weißblauen Federbusch. An den unteren Jackenärmeln und am Kragen sind blaue Litzen aufgenäht, am Oberarm zwei blaue Tressen in Samt, daran Kordelfransen und Boullionraupen [Goldbouillon = Spiraldraht aus Metall, zum Sticken verwendet]. Die Uniform in der jetzigen Ausführung und Farbe wurde am 12. März 1892 beim Zapfenstreich zum Prinzregentengeburtstag eingeführt.“[2855]

Tannengrün und Fichtenboschen mit weißblauen und rotblauen Schleifen (die Landesfarben und die des Marktes Berchtesgaden) schmücken zum Bergfest das Stollenportal des Ferdinandberges und den Eingang zum Mitterberghaus gegenüber der Bergeinfahrt. Das Jahrtagslokal wird am Eingang und im Saal festlich geschmückt.

Am Abend des Pfingstsonntags marschieren Pioniere, Trommler und die Knappschaftskapelle mit Musik durch den Markt Berchtesgaden: vom historischen Nonntal kommend, am Rathaus vorbei bis zur Franziskanerkirche und zurück zum Schlossplatz, wo das anschließende Stadtkonzert stattfindet. Es ist dies der Auftakt bzw. die Vorankündigung zum Bergfest am darauf folgenden Pfingstmontag. Um 6.30 Uhr marschieren die Bergleute wieder mit den Trommlern und der Knappenkapelle durch den Markt Berchtesgaden. Nach dem Weckruf erfolgt die Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal für die gefallenen Bergknappen. Nach dem Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“ treffen sich um 8.00 Uhr die Werksangehörigen mit den geladenen Gästen. Sie fahren gemeinsam mit dem Einfahrtswagen in das Kaiser-Franz-Sinkwerk ein. In dem ehemaligen Sinkwerk wird seit 1980 der Festakt abgehalten. Der Standortleiter gibt einen ausführlichen Bericht über das abgelaufene Betriebsjahr ab. Dienstjubilare werden geehrt, neue Bergleute begrüßt, Beförderungen ausgesprochen und wegen Pensionierung ausgeschiedene Bergleute verabschiedet.

Nach der Ausfahrt aus der Grube stellt sich die Belegschaft zum Kirchenzug auf. Nach einer festgelegten Festzugordnung marschieren die Pioniere mit gelbem Lederschurz über der Uniform, auf der Schulter das Horn (Bundaxt). Es folgt der Tambourmajor mit den Trommlern, der Kapellmeister und die Musiker. Der Knappenkapelle, in der auch der so genannte türkische Halbmond (Schellenbaum) mitgeführt und gespielt wird, schließen sich die Fahne und das Bergmandl an. Es folgt der Bergwerk-Standortleiter. Es folgen drei Züge, die von Steigern angeführt werden. Entsprechend ihrer Tätigkeit im Bergbau werden von den Bergleuten Arbeitsgeräte und Werkzeug mitgetragen. Mit dem Kommando des Fahrsteigers „Knappschaft habt Acht“ setzt sich der Kirchenzug in Bewegung. Die Kapelle spielt den Fahnenmarsch, die Fahnenabordnung und der Träger des Bergmandl treten aus dem Mitterberghaus heraus und reihen sich in den Zug ein. In der festlich geschmückten Stiftskirche sind der große Zunftleuchter und die Prozessionsfahne aufgestellt. Die Knappenkapelle umrahmt das Lob- und Dankamt musikalisch. Nach dem Gottesdienst erfolgt vor dem Rathaus die Aufstellung zum Festzug, der durch die Straßen des Marktes Berchtesgaden bis zur Franziskanerkirche und über die Bräuhaus- und Bergwerkstraße wieder zum Ausgangsort Mitterberghaus (gegenüber der Bergeinfahrt) zurückführt. Dort hält der Festzug an. Nach einem entsprechenden Kommando treten die Fahnenabordnungen und der Bergmandlträger unter den Klängen des Fahnenmarsches aus dem aufgestellten Zug. Traditionsgemäß erhält die Ehegattin des Standortleiters den Fahnenstrauß überreicht. Die Bergleute legen das mitgeführte Gezähe (Nachbildungen bergmännischer Werkzeuge) ab und damit löst sich der Festzug auf.

Am Abend trifft sich die Belegschaft mit ihren Frauen im Jahrtagslokal zum Festessen. Nach dem Essen wird der mit Buchskränzchen und weißblauen Schleifchen geschmückte „Schied“ (= Schild, Tischzunftzeichen) von den Musikanten mit einem Ländler hereingespielt und über der Tanzfläche vom Betriebsrat angebracht. Nach Begrüßung der anwesenden Frauen und Pensionisten durch den Standortleiter und Betriebsratsvorsitzenden wird der Tanz eröffnet.

Auch heute noch erhalten alle Bergleute zum Knappenjahrtag in der Woche vor Pfingsten die so genannten Reichnisse in Form von Fleisch (je ein Kilogramm Rauchfleisch und Ochsenfleisch).

Die „Bergknappenzunft“ nimmt auch alljährlich an der Fronleichnamsprozession teil. Die kleine Prozession führt durch den Markt Berchtesgaden, die große, im darauf folgenden Jahr, führt ab Bergwerk über die Gollenbachbrücke durch das historische Nonntal zur Stiftskirche. Das Ehrengeleit für das Allerheiligste wird seit alters her von Bergleuten und einem Trommler, unter Führung eines Steigers, gestellt. Die große Zunftfahne wird von einem Fahnenträger und zwei Begleitern mit Tragstange mitgetragen. Bergmannssöhne in Knappenuniform tragen drei Stangenheilige (Schutzheilige, als Vortragstangen) mit: Es sind dies der Heilige Bartholomäus, der Heilige Sebastian und der heilige Bischof Rupert. Im Prozessionszug folgt anschließend ein Bergmann im Ruhestand in Festtagstracht mit dem Kleinen Zunftkreuz, hinter ihm gehen „Zunftangehörige“. Die große Prozession beginnt vor dem Portal des Mitterberghauses, wo die „Bergknappenzunft“ einen Altar aufbaut. Während der Prozessionszug sich nach der heiligen Messe in Richtung Markt bewegt, salutieren die Untersalzberger Weihnachtsschützen am Pointbichl.

Laut Auskunft des derzeitigen „Zunftmeisters“ Armin Irlinger[2856] wird der Fackelzug am Vorabend des Bergfestes (Pfingstsonntag) (was bisher Tradition war) seit der Einführung der Sommerzeit nicht mehr abgehalten. Die Reihenfolge der Ämter:

  1. Lobamt der Bergknappen findet in der Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau am Kunterweg“ in Ramsau statt (Sonntag nach Kreuzauffindung, am 4. Mai);

  2. Lobamt der Bergknappen findet in der Wallfahrtskirche „Maria Gern, Patrozinium Mariä Heimsuchung“ am Sonntag vor Pfingsten statt;

  3. Lobamt der Bergknappen wird in der Wallfahrtskirche in Dürrnberg am Sonntag nach dem Anna-Fest (4. August) in Ettenberg abgehalten;

  4. Lobamt der Bergknappen findet in der Wallfahrtskirche in St. Bartholomä am Sonntag nach Bartholomäus (1. September) statt.

Die genauen Daten richten sich selbstverständlich nach den beweglichen Feiertagen, zum Beispiel Pfingsten etc.; das Anna-Fest in Ettenberg ist jeweils am Sonntag nach dem Namenstag Anna.

Bäcker- und Müllerzunft

„In den Fronleichnamstagen finden sich in unserer Stiftskirche verschiedene Abzeichen aufgestellt. Es sind dies Fahnen, Lichter tragende Engel auf Stangen [Anm.: Vortragstangen], zwischen diesen hölzerne Zunftkreuze [Anm.: Vortragkreuze], die aussehen wie Monstranzen. Es sind die Abzeichen der ehemaligen Zünfte oder Handwerke“, schreibt Matthias Schmidhammer in der „Bergheimat“ Nr. 13 vom 13. November 1926. Darunter waren auch die Insignien der Bäcker und Müller.

Im Jahr 1667 erhielten die „Pöckchen und Müllner“ (= Bäcker und Müller) in „Berchtolsgaden“ ihren Zunftbrief, den ihnen Administrator und Fürstpropst Max Heinrich von Bayern (1650–1688) am 4. Februar 1667 bestätigt hat. Zunftpatronin war die Heilige Katharina (25. November), an deren Tag sie auch ihr Hauptfest feiern. Die „Pöckchen und Müllner“ waren der Frauenbruderschaft zugeschrieben. Für die Prozession kauften sie sich eine Bruderschaftsfahne, die heute noch vorhanden ist.[2857] Matthias Schmidhammer zitiert in der „Bergheimat“: „‚Jährlich am Festtag S. Catharina item am Fest des hl. Pauli-Gedächtnis hielt das ehrsambe Handwerk in dem würdigen Gottshaus und Pfarrkirchen alhie jedesmahl ‚ein gesungenes Ampt, dann auch zu jeder Quatemper ein Seelenambt für alle des Handwerks abgestorbenen Brüder und Schwestern.‘“[2858]

Im Jahr 1723 gab es im fürstlichen Berchtesgaden über 40 „Mauthmühlen“. (Mautmüller waren zum „Lohnmahlen“ berechtigt, d. h. sie durften Getreide gegen „Maut“, Entlohnung, zum Mahlen annehmen. Daneben kauften sie, wie üblich, Getreide, aus dem sie das Mehl verkauften.) So genannte „Gmachmühlen“ (Hausmühlen) gab es ungefähr 30. Ihre Inhaber hatten keinerlei gewerbliche Befugnisse und durften nur eigenes Getreide für den Haus- oder Nachbarschaftsbedarf mahlen.[2859]

Derzeit gibt es noch acht Bäcker, Mühlen gibt es im Berchtesgadener Land keine mehr. Einem engagierten Bäckerehepaar ist es zu verdanken, dass man sich erneut der jahrhundertealten Handwerkstradition erinnert. Die alte Zunftfahne wurde vor zehn Jahren mühevoll restauriert. Drei Tage nach Kathrein trafen sich (1983) die Bäcker und Konditoren der Innung Traunstein/Berchtesgaden in der ehrwürdigen Stiftskirche in Berchtesgaden zu ihrem Jahramt. Das vergoldete Zunftkreuz mit dem Bild der Krönung Mariens schmückte während des Gottesdienstes den Altar. Weizengarben, Blumen und ein Korb mit verschiedenen Brotsorten verwiesen zusätzlich auf das Handwerk. Die restaurierte, aufgezogene Zunftfahne, aus blauem Damast gefertigt, mit dem Bildnis der Heiligen Katharina, verwies ehrwürdig und auch mit etwas Stolz an die Geburtsstunde ihres Berufsstandes und auf das noch einzig vorhandene Wertezeichen. Ein über 300 Jahre alter Brauch wurde wieder mit Leben erfüllt. Ich schließe mich gern dem seinerzeitigen Wunsch des Pfarrers, Geistlichen Rat Otto Schüler, am ersten Jahramt an, dass es nach 60-jähriger Pause wieder zur ständigen Einrichtung werde und so das ehrsame Handwerk seiner traditionsreichen Berchtesgadener Heimat im christlichen Sinn treu bleibe.[2860]



[2841] Die Ausführungen beruhen auf den Aussagen führender Mitglieder der Zünfte sowie auf: Roth, Hans: Handwerkervereinigungen, Zünfte und religiöse Bruderschaften. In: Brugger, Walter; Heinz Dopsch; Peter F. Kramml (Hg.): Geschichte von Berchtesgaden. Stift – Markt – Land. Bd. II/Teil 1. Berchtesgaden 1993, S. 641–674. – Die im Beitrag mehrmals zitierte „Bergheimat“ erschien in den Jahren 1921 bis 1942 als Beilage zum „Berchtesgadener Anzeiger“. 1977 wurden vom „Verein für Heimatkunde des Berchtesgadener Landes“ im Verlag „Berchtesgadener Anzeiger“ die gesamten Ausgaben der Bergheimat aufgelegt. Zum Thema „Handwerk“/„Zunft“ vgl. zum Beispiel: Pfarrer Baethke: Berchtesgadener Handwerkskonzession 1824 (11/1924), M. Schmidhammer: Das ehrsam Handwerk der Pökhen und Müllner in Berchtesgaden (13–14/1926), Franz Hanser: Von der Schuhmacherzunft zu Berchtesgaden (5/1930), ders.: Aus der Geschichte der Zimmerleut-Zunft zu Berchtesgaden (11–12/1930), ders.: Die Metzgerzunft in Berchtesgaden (3–4/1931), ders.: Die Weberzunft in Berchtesgaden (18/1931), ders.: Handwerksordnung der Schneider in Berchtesgaden 1673 (5/1932), ders.: Von Schmieden und Wagnern, von Schlossern und Tischlern im alten Berchtesgaden (11/1932), ders.: Handwerksordnung der Huf- und Hackenschmiede in Berchtesgaden (12/1932), ders.: Die Zunft der Pfeifenmacher in Berchtesgaden (10/1933), A. Mitterwieser: Zur Geschichte der Berchtesgadener Hausindustrie (2/1934), Franz Hanser: Von den Berchtesgadener Verlegern (6/1935), ders.: 400 Jahre Sebastianibruderschaft in Berchtesgaden (8/1935), ders.: Von der Schneiderzunft in Berchtesgaden (7/1937), ders.: Von den Schäffelmachern, Löffelmachern und Faßbindern in Berchtesgaden (2/1938), ders.: Von den Müllern und Bäckern im alten Berchtesgaden (7/1939). Die „Bergheimat“ war lange Zeit die einzige Quelle für die Geschichte des Raums der ehemaligen Fürstpropstei Berchtesgaden, für den gegenwärtigen Forschungsstand siehe: Brugger, Walter; Heinz Dopsch; Peter F. Kramml (Hg.): Geschichte von Berchtesgaden. Stift – Markt – Land. 3 Bde. Berchtesgaden 1991ff.

[2842] Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch. Nachdruck der 2. Ausgabe München 1872–1877. München 1985, Band 1/2, Sp. 1763: Das Wort Gnotschaft kommt von Gemeinschaft, Genosschaft und bezeichnet in Berchtesgaden kleinste Landgemeinden, von denen mehrere eine Rotte ausmachen. Offenbar gehörten diese Gnotschaften früher in leibeigener Abhängigkeit zu übergeordneten Herrschaften.

[2843] Die Angaben wurden vor Ort vom zweiten Zunftmeister der Maurer- und Zimmerleutezunft in Berchtesgaden (Ramsauer Zimmermeister und zweiter Zunftmeister) und vom Mesner der Pfarrei gemacht und vom Autor im Dezember 2002 niedergeschrieben.

[2844] Nach Auskunft des Zunftmeisters, Christian Resch, erster Zunftmeister, Stangenwald, Bischofswiesen. Niederschrift des Autors im Dezember 2002.

[2845] Ausführlich abgehandelt wird das Thema „Märkte“ bei: Hederer, Kerstin: Die Entwicklung der Märkte Berchtesgaden und Schellenberg. In: Brugger, Walter; Heinz Dopsch; Peter F. Kramml (Hg.): Geschichte von Berchtesgaden. Stift – Markt – Land. Bd. II/2. Berchtesgaden 1995, S. 701–898.

[2846] Nach Auskunft des Zunftmeisters und weiterer Vorstandsmitglieder, Kassiere, stellvertretende Zunftmeister etc., Befragung im November 2002 durch den Autor.

[2847] Die Ausführungen beruhen auf persönlichen Nachforschungen des Autors im Dezember 2002. – Hanser, Franz: Aus der Geschichte der „Zimmerleut-Zunft“ zu Berchtesgaden. In: Bergheimat. Beilage zum Berchtesgadener Anzeiger. Nr. 12. 10. Jg. 7. Juli 1930, S. 45–47.

[2848] Die Niederschrift erfolgte aufgrund von persönlichen Befragungen des Autors beim Forstamt Berchtesgaden im Dezember 2002. Befragt wurden Herr Gödde, jahrelanger Angestellter beim Forstamt und Forstoberrat Peter Renoth, stellvertretender Amtsleiter beim Forstamt.

[2849] Die Niederschrift erfolgte im Dezember 2002 nach Befragung des Bürgermeisters der Gemeinde, der jahrelang erster Haumeister beim Forst war. Der Ablauf der Veranstaltung dürfte auf die Jahrhunderte bestandene Abgeschiedenheit Ramsauer Gnotschaften zurückzuführen sein. Die Befragung ergab, „es war immer so“ und so kennt man den Jahrtag eben auch nur als „Ramsauer Holzbier“ ohne weitere Erklärung im ganzen Land. Darin zeigt sich, dass Alter und Geschichtlichkeit von den Menschen immer nach dem persönlichen Erinnern und den Erzählungen der unmittelbar erlebten Personen gewertet werden.

[2850] Der „Berchtesgadener Christbaum“, um das Jahr 1912 erstmals aufgebaut, ist zu einem Schaufenster der „Berchtesgadner War“ geworden. Der Berchtesgadener Kunstmaler, Anton Reinbold, als geistiger Urheber der Angelegenheit bekannt, hatte diese Idee, den seinerzeit in Berchtesgaden noch kaum bekannten Fichten- oder Tannenbaum anstelle der heute noch im Herrgottswinkel als Schmuck verwendeten Tannenzweige mit dem Spielzeug und den Miniaturgegenständen des Alltags, wie es die Holzhandwerker heute noch herstellen, zu behängen. Die Industrialisierung verdrängte seinerzeit nach und nach die überlieferten Waren und so auch die Berchtesgadener, die Absatzschwierigkeiten mit ihrer Ware bekamen. Heute ist der „Berchtesgadener Christbaum“ eine Besonderheit, die bei Jung und Alt gleichermaßen anerkannt und beliebt ist. Er symbolisiert als Art Schaufenster auch die 900-jährige Geschichte dieses ehemals fürstlichen Berchtesgaden.

[2851] Zu den Reichnissen der bäuerlichen Bevölkerung selbst noch eine kurze Umschreibung: Man spricht darin vom Meister und Gesellen. Der Vater ist der Meister und Reichnisinhaber. Dessen Sohn ist der Geselle. Nach dem Ableben des Vaters rückt der Sohn als Meister nach und dessen Sohn ist wiederum der Geselle. Das Reichnis ist nur einer männlichen Person vererbbar. Es verfällt oder erlischt, wenn kein männlicher Erbnachfolger in der Familie vorhanden ist. Wer dieses Bezugsrecht hat, bekommt von dem zuständigen Forstamt in Berchtesgaden kostenlos einen so genannten Meisterbaum bzw. Gesellenbaum. Der Holzstamm für den Meister wie für den Gesellen wird alljährlich kostenlos vom Forstamt bezogen; diesem gegenüber müssen jährlich die gefertigten und verkauften Holzwaren mit Rechnungsbelegen nachgewiesen werden. Der Handwerksstamm wird danach vom zuständigen Revierförster des Forstamtes Berchtesgaden in Gegenwart von dem Berechtigten aufgezeigt und zum Aufhieb freigegeben. Alle Kosten für die Bringung des Stammes hat der Berechtigte selbst zu tragen.

[2852] Zum Zunftkreuz: Es handelt sich um eine besonders schöne und wertvolle Bildhauerarbeit. Sie ist farbig gefasst und weist die Form einer Monstranz auf. In dem Oval, das von einem Kranz versilberter Wolken mit vergoldeten Strahlen gebildet ist, stehen sich zwei Heiligenfiguren gegenüber. Der Heilige Rochus ist erkennbar durch die Pestwunde am Oberschenkel; ein Engel zu seinen Füßen, der zu seinen Attributen zählt. Ihm gegenüber steht der Heilige Sebastian, nach welchem sich die Handwerkerzunft seit alters her auch Sebastiani-Bruderschaft bezeichnet.

[2853] Nach Angaben des Zunftmeisters, Josef Hölzl, Steinerlehen, Scheffau. Die Niederschrift erfolgte im Dezember 2002. – Kromas, Angelika: Das Holzhandwerk. In: Brugger, Walter; Heinz Dopsch; Peter F. Kramml (Hg.): Geschichte von Berchtesgaden. Stift – Markt – Land. Bd. II/Teil 1. Berchtesgaden 1993, S. 579–632. – Roth, Hans: Handwerkervereinigungen, Zünfte und religiöse Bruderschaften. In: ebda, S. 641–674.

[2854] Irlinger, Walter: Die Zunft der Berchtesgadener Bergknappen. 1. Aufl. Berchtesgaden 1996, S. 42.

[2855] Irlinger, Walter: Die Zunft der Berchtesgadener Bergknappen. 1. Aufl. Berchtesgaden 1996, S. 57.

[2856] Befragung und Niederschrift im Dezember 2002.

[2857] Vgl. dazu den Zeitungsartikel: Die „Pöcken und Müller“ feiern wieder. In: Berchtesgadener Anzeiger. Nr. 225, 23./24. November 1998. Dieser Artikel beruht auf: Schmidhammer, Matth[ias]: Das ehrsamb Handwerck der Pöckhen und Müllner in Berchtolsgaden. In: Bergheimat. Beilage zum Berchtesgadener Anzeiger. Nr. 13. 6. Jg. 13. November 1926, S. 63–65.

[2858] Zitiert nach: Schmidhammer, Matth[ias]: Das ehrsamb Handwerck der Pöckhen und Müllner in Berchtolsgaden. In: Bergheimat. Beilage zum Berchtesgadener Anzeiger. Nr. 13. 6. Jg. 13. November 1926, S. 63–65, hier S. 63.

[2859] Vgl. Hauser, Franz: Von den Müllern und Bäckern im alten Berchtesgaden. In: Bergheimat. Beilage zum Berchtesgadener Anzeiger. Nr. 7. 19. Jg. 26. Oktober 1939.

[2860] Nach Auskunft der Gattin des Bäckers Franz Neumeier. – Vgl.: „Berchtesgadener Anzeiger“, vom 3. Dezember 1983 [ohne Seitenangabe].

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