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Die Siebenbürger Sachsen im Land Salzburg[4573] (Dieter Lutsch, Stefan Lutsch) – Langtext

Mit innewohnendem Pioniergeist zu neuem Anfang

Unser hoch geschätzter Rektor Richard Engler formulierte es einmal so: „Viele Jahre sind vergangen. Jahre, die für die Siebenbürger Sachsen, einst angesehene Bürger und Bauern ihres Landes, das Elend bedeuteten. Nun haben viele Familien wieder ein neues Zuhause, wieder festen Boden unter den Füßen. Darauf wollen wir bauen. Ein Haus und eine Heimat in einem neuen Land.“

Sachsenheim in Elixhausen[4574]

Für die Zeit der Heimatlosigkeit der Botscher in den neun Jahren von 1945 bis 1954, von der Beendigung des Zweiten Weltkrieges bis zur Gründung der Siedlung Sachsenheim, gibt es nur wenig urkundliche Nachweise über das Schicksal der ehemaligen Bürger der Gemeinde Botsch.

Im Mai 1954 gelang es uns in Elixhausen, 7 km nördlich von Salzburg, ein Bauernhaus mit fünf Joch Grund vom Tischlermeister Feldinger, wohnhaft in Seekirchen, um S 325.000.- zu erwerben. Die Fläche wurde in 40 Parzellen zu je 500 qm aufgeteilt und um S 10.- pro qm den Flüchtlingsfamilien zum Kauf angeboten. Sieben Flüchtlingsfamilien kauften das Bauernhaus um S 100.000.- und errichteten darin sieben Eigentumswohnungen zu je 45 bis 115 qm Wohnfläche. Die beiden Familien Sechshauser und Fleischer erwarben um S 25.000.- zusätzlich noch zwei Nebenräume, wodurch der Kaufpreis der gesamten Liegenschaft abgedeckt werden konnte.

Zu den anfänglich 21 Botscher Familien, die sich im schönen Salzburger Land sesshaft machten, gesellten sich sehr bald andere Familien, sodass die Parzellen im Nu vergeben waren. Frau Gmachl, die Besitzerin des Gasthauses im Ort, war ebenfalls bereit, an uns zwei Joch Grund zu verkaufen, was sie auch tat.

Nach der Flucht war unser Rektor in Botsch, Richard Engler, in Innsbruck gelandet. Obwohl er schon eine Anstellung hatte, folgte er unserer Bitte nach Elixhausen zu kommen. Der Zuzug nach Sachsenheim war so groß, dass wir uns um weiteren Grundkauf und Grundtausch bemühen mussten, was uns durch die Familie Wagner, „Peterbauer“, erleichtert wurde. Nun hatten wir so viel Grund in einer zusammenhängenden Fläche, dass auch der Platz für die Kirche und das Kulturhaus gegeben war, gewissermaßen die Ortsmitte entstehen konnte und kein Sachsenheimer für Straßen und Wege Grund abtreten musste.

Unser vorrangigstes Ziel war nun, da Elixhausen noch keine Wasserleitung besaß, eine solche zu errichten, wofür uns die Gastwirtsfamilie Gmachl gestattete, auf ihrem Grund zwei Quellen zu fassen. Herr Architekt DI Kurt Glondys, der Sohn unseres ehemaligen Bischofs in Siebenbürgen, DDr. Viktor Glondys, erhielt den Auftrag, die Siedlung Sachsenheim zu planen. Inzwischen war die Zahl der Familien auf 55 angewachsen, wobei die Zahl der Botscher überwog. Der Bauträger, an den im Juni 1955 die Bauarbeiten übergeben wurden, war die evangelische Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft „Neusiedler“.

In einer ergreifenden Feier vollzog sich am 26. Mai 1956 die Spatenstichfeier für den Bau der Siedlung Sachsenheim. Ein Dutzend Behördenvertreter war zur Feier erschienen, an ihrer Spitze Landeshauptmann Dr. Josef Klaus, der mit seiner Gattin gekommen war. Der Bezirkshauptmann von Salzburg, der Bürgermeister von Elixhausen, Vertreter der UNO, des Weltkirchenrates, der siebenbürgischen Landsmannschaften u. a. m. Alle waren sie gekommen, um den Neusiedlern zu ihrem Unternehmen Erfolg und Segen zu wünschen. Auch viele Elixhausener nahmen am Fest teil. Die Siebenbürger Sachsen waren zumeist in Tracht erschienen.

Ergreifend waren die Worte des Landeshauptmannes Dr. Klaus:

„Siebenbürger Sachsen, ich beglückwünsche euch zu eurem ebenso harten wie schönen Unternehmen. Ich habe ein Stück eurer schönen Heimat kennen gelernt. Und ich kann es verstehen, dass euer lang gehegter Wunsch es war, wieder ein eigenes Zuhause zu haben. Mit der Erfüllung dieses Wunsches, der für euch hier Versammelten zum Teil kein Traumbild mehr ist, geht ein weiteres mit sich: Der Flüchtling ist nur so lange Flüchtling, so lange er in einer Baracke oder in einem armseligen Quartier wohnt. Hat er aber einmal ein eigenes Dach über dem Kopf, dann gehört er zu dem Boden, auf dem er baute! Und es freut mich auch, dass ihr euch hier gemischt eingefunden habt. Es ist doch der gleiche Gott, der über euch Alt- und Neu-Elixhausener walten wird. Möget ihr eins werden und bleiben.“

Nach zweijähriger Bauzeit und unter Mitbeteiligung der jeweiligen Familie, vornehmlich am Wochenende von Anthering aus, konnte am 30. März 1958 die Siedlung Sachsenheim mit einem Festakt eingeweiht und übergeben werden. Viele Persönlichkeiten der Salzburger Landesregierung, der Evangelischen Kirche und von Elixhausen, die Jugend und die Erwachsenen in Tracht ebenso die Blasmusik und der „Stefan Ludwig Roth-Chor“ aus Salzburg nahmen an der Feier teil. Bischof Gerhard May und Pfarrer Emil Sturm vollzogen die Weihe. Bischof May erhielt als Erinnerung ein von unseren Frauen gesticktes siebenbürgisch-sächsisches Tischtuch geschenkt.

Prof. Otto Folberth berichtet im Sonderdruck Nr. 3 und 4 der Vierteljahresschrift „Österreichische Begegnung Wien 1960“:

„Laut einem Bericht der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft ‚Neusiedler‘ vom 12. Februar 1960 gehört zu jedem der 55 Häuser in Elixhausen-Sachsenheim eine Parzelle von 500–1000 qm. Für die Siedlung wurde eigens eine zentrale Wasserleitung mit Quellfassung und eine zentrale Kanalisation mit einer Kläranlage geschaffen. Die Häuser sind durchwegs gemauert, voll unterkellert, die Decken sind massiv, die Dachdeckung besteht aus roten gebrannten Ziegeln. Im Erdgeschoss befinden sich drei Räume einschließlich Küche, und weitere drei Räume können vom Siedler in der Mansarde ausgebaut werden. Zu jedem Haus gehören ein Badezimmer und Nebenräume. Die Gesamtkosten für die Siedlung, also für 55 Häuser, betragen S 9.811.000.-. Davon macht die bewertete Arbeitsleistung der Siedler rund S 1.480.000.- aus. Nach Abzug der von der öffentlichen Hand bestrittenen Aufschließungsarbeiten von S 348.000.- belaufen sich die Baukosten des Einzelhauses auf rund S 173.000.-. Sie wurden durch österreichische und internationale Darlehen im Verhältnis 1:3 (die nur mit 1 % Zinsen und 1 % Tilgung, zum Teil mit 3,5 % Annuität und zum Teil zinsenlos auf 50 Jahre gegeben worden sind) im Ausmaße von S 107.000.- pro Haus aufgebracht, während der Rest von S 66.000.- auf die Siedler selbst in Form von Arbeit und Geldleistungen auf die Baugenossenschaft entfiel.“

Bau der Johannes-Honterus-Kirche 1959–1961

Unser Wunsch war nun, gleich nach Fertigstellung unserer Häuser, unsere Kirche zu bauen, um in hergebrachter Weise unser Glaubensleben fortführen zu können. Dazu gründeten wir zunächst einen Kirchenbauausschuss, dem folgende Persönlichkeiten angehörten:

Tabelle 30. Mitglieder des Kirchenbauausschusses

Prediger Richard Engler Sachsenheim 24
Stefan Lutsch 5
Stellvertreter Martin Eichhorn 47
Kassier Stefan Brettfeld sen. 16
Johann Kraus 7
Michael Kroner 12
Johann Fleischer 23
Johann Hartig Elixhausen 39
Michael Kräutner Bergheim
Kirchenvater Johann Kräutner Sachsenheim 49
Kirchenvater Michael Schatz sen. 36


In einer großen Versammlung verpflichtete sich jede Familie für den Bau unserer Kirche freiwillig 200 Arbeitsstunden zu leisten, für manche wurden daraus 1.000 Stunden, was praktisch bedeutete, dass für den Bau fast nur noch das Baumaterial zur Verfügung gestellt werden musste.

Am Sonntag, dem 14. Juni 1959, wurde das Fest der Grundsteinlegung im Beisein von Pfarrer DI Emil Sturm, Salzburg, begangen, bei welcher die Kirche den Namen „Johannes-Honterus-Kirche“ erhielt, benannt nach dem Humanisten Honterus, dessen „Reformationsbüchlein“ von 1542 im Jahre 1547 zur Grundlage der Kirchenordnung aller Deutschen in Siebenbürgen wurde. Honterus ist gleichsam der „Reformator Siebenbürgens“, da durch seine Überzeugungskraft die Siebenbürger Sachsen zum evangelischen Glauben überwechselten.

Der guten Gemeinschaft Sachsenheims ist es zu danken, dass bis zum 29. August 1959 schon 10.000 Ziegel verarbeitet waren, wobei Frauen, Männer und Kinder gleichermaßen an diesem Kraftakt beteiligt waren. Trotz guter Planung war unsere Baukasse leer und die Herren von Salzburg, voran Schatzmeister Driesen, wollten den Turm erst später bauen. Für uns Siebenbürger war eine Kirche ohne Turm unvorstellbar. Dann geschah etwas Wunderbares! Der junge schwedische Pfarrer Bo Hallberg-Ryd war gerade auf Studienreise durch Deutschland und Österreich und besuchte auch unsere Siedlung Sachsenheim. Ich bot ihm an, in meinem Hause zu nächtigen, so kam auch das Problem Kirchbau ins Gespräch. Am zweiten Tag seines Besuches sagte er spontan: „Das Geld für den Turm bringe ich auf!“ Nur wenige Tage nach seiner Abreise erhielten wir von unserem Freund aus Schweden einen Brief mit der Überraschung: „Das Geld für den Turm habe ich auf das Konto ‚Kirchbau Elixhausen-Sachsenheim‘ überwiesen.“ Tiefe Dankbarkeit erfüllte uns alle! Als Draufgabe erhielten wir, dank seiner Initiative, eine Glocke, die von zwei schwedischen Gemeinden gespendet wurde. Unermüdlich wurde an der Fertigstellung der Kirche gearbeitet, oft bis spät abends, nachdem man von der Arbeit nach Hause gekommen war. Zieht man Bilanz, wurden über 20.000 Arbeitsstunden freiwillig geleistet, in zwei Jahren die Siedlung errichtet, welche nun 300 Einwohner zählte und in zwei Jahren das Gotteshaus. Dass es vor allem die Frauen waren, die vor dem großen Fest die Kirche auf Hochglanz brachten, möchte ich besonders lobend erwähnen.

Am 26. September 1961 konnte die Kirche im Rahmen einer großen Feier ihrer Bestimmung übergeben werden. Bereits am Samstag fand in der Werkbaracke ein Siebenbürgischer Heimatabend statt. Eingeleitet wurde er von einem Fackeltanz. Aus Deutschland brachten große Autobusse Gäste, vor allem siebenbürgische Landsleute. Der Festplatz konnte bald kaum mehr die Menge der Besucher fassen.

Zum Einweihungstag waren sie alle gekommen, die vielen Freunde der jungen Gemeinde, vor allem die vielen Botscher, die zerstreut in Deutschland (besonders im Ruhrgebiet und im Kreis Kitzingen) und Österreich wohnen, die Landsleute aus der ebenfalls zu Salzburg gehörenden Gemeinde Bürmoos, die schwedischen Freunde mit dem Direktor des Lutherischen Weltbundes Ake Kastlund (Stockholm), Pfarrer Bo Hallberg-Ryd, der in der Diözese Karlstadt für den Bau des Turmes gesammelt hat und die Pfarrer der Gemeinden Bäcke und Ödschkölt, die die Glocke gespendet haben. Der katholische Ortspfarrer Steinlechner zog mit der örtlichen Musikkapelle und einer Abordnung der Bürgerschaft sowie der Feuerwehr mit Fahnen unter großem Beifall der Versammelten ein. Der lange Festzug setzte sich in Bewegung: Die Blasmusik von Sachsenheim, die auch im Gottesdienst Choräle begleitete, die Trachten, die Geistlichkeit, das Presbyterium und die Diakonissen von Salzburg, der Architekt und die Vertreter der Behörden.

Fast unübersehbar war dann die Zahl derer, die sich nachmittags vor der Kirche versammelten, um an der feierlichen Einweihung teilzunehmen. Die Festpredigt hielt der schwedische Pfarrer Bo Hallberg-Ryd. Die Weihe vollzog Superintendent Wilhelm Mensing-Braun. Der „Stephan Ludwig Roth-Chor“ sang den Satz von Hugo Diestler über „Lobe den Herren“ sowie „Die Himmel rühmen“. Der katholische Pfarrer Steinlechner von der Gemeinde Elixhausen brachte in seiner Begrüßungsrede zum Ausdruck, dass man sich in christlicher Liebe näher kommen werde. Mit diesen Worten wurde die Freundschaft der Einheimischen mit den Flüchtlingen eingeleitet.

Die von Schweden gestiftete Glocke wurde zwei Tage vor der Einweihung der Kirche am 24. September 1961 im Rahmen einer Feier aufgezogen. Sie wurde von der Firma Oberascher in Kasern, Salzburg, gegossen und trägt die Inschrift: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen – Zur Erinnerung an die alte Heimat Siebenbürgen, die wir am 12. 09. 1944 verlassen.“ Auf ihr ist auch der Flüchtlingstreck dargestellt.

Tabelle 31. Zweiter Ausschuss von 1977 bis 1986

Prediger Richard Engler Sachsenheim 24
Obmann Stefan Lutsch 5
Stellvertreter Johann Alzner 20
Kassier Johann Kasper 45
Michael Schatz sen. 36
Johann Schlecht 51
Georg Jung 43 a
Georg Thellmann 67
Georg Alzner Auberg27
Michael KräutnerBergheim


Noch zwei Glocken bestellten wir am 30. Jänner 1980 bei der Firma Oberascher in Kasern bei Salzburg, die im Herbst desselben Jahres fertig gestellt waren und S 202.311.- kosteten.

Auszüge aus den „Flachgauer Nachrichten“, vom 1. Oktober 1981:

„Die Evangelische Pfarrgemeinde Salzburg hat am 26. September in die Predigtstation in Elixhausen-Sachsenheim zur Glockenweihe geladen. Nach der Begrüßungsansprache wurden die Glocken vom Superintendenten Wolfgang Schmid geweiht. Die drei Glocken riefen zum ersten Mal die Bevölkerung zum gemeinsamen Gebet zum Festgottesdienst in die Johannes-Honterus-Kirche in Elixhausen. Beim anschließenden Festakt im großen Saal des Vereinshauses ‚Zur Nachbarschaft‘ konnte der Obmann des Kirchenausschusses Stefan Lutsch eine große Anzahl von Ehrengästen und viele Freunde aus dem In- und Ausland begrüßen. Bürgermeister Erwin Frauendienst begrüßte die Festgäste im Namen der Gemeinde Elixhausen: ‚Glocken begleiten den Menschen von der Geburt bis zum Tode, niemals mögen diese Glocken zum Abschied beziehungsweise zum unfreiwilligen Auszug in ein fremdes Land läuten!‘ Die Glocken sind auf ‚f, g und b‘ gestimmt. Die kleine Glocke wiegt 368 kg und trägt die Inschrift: ‚Das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.‘ Die Glocke wurde von der evangelischen Pfarrgemeinde Salzburg und der Baugenossenschaft ‚Neusiedler‘ gespendet. Die mittlere Glocke wiegt 618 kg und wurde – [wie oben erwähnt] – von Schweden gespendet. Sie trägt die Inschrift: ‚Eine feste Burg ist unser Gott.‘ Die neue große Glocke wiegt 866 kg. Die Inschrift lautet: ‚Fidem genusque servabo‘ (Treue dem Glauben und der Art). Dies ist ein Ausspruch des Gubernators von Siebenbürgen, Samuel von Bruckenthal. Weiter ist darauf zu lesen: ‚Diese Glocke wurde 34 Jahre nach der Flucht aus Siebenbürgen gegossen‘.“

Für den klaglosen Aufzug der Glocken sorgten die Freiwillige Feuerwehr von Elixhausen unter Ober-Brandmeister Josef Kreihammer, zusammen mit der Elektrofirma Sachs und der Firma Oberascher.

Bau des Kulturhauses

„Zur Nachbarschaft“ 1962–1972

1962 begann der Bau des Kulturhauses. Der starke Wille, eine Stätte der Begegnung und ein Haus zur Pflege eigener Art zu schaffen, war das Ziel. Zum Zwecke, siebenbürgisches Brauchtum zu erhalten und zu pflegen, gründete Richard Engler den Verein „Nachbarschaft Sachsenheim“. Der Vereinsbeitrag war nicht in barer Münze zu entrichten, sondern in Form von 200 unentgeltlichen Arbeitsstunden. Zugleich wurden die „Blasmusik der Siebenbürger Sachsen“ und die „Frauenschaft in Sachsenheim“ in den Verein integriert. Eine öffentliche Bücherei und eine siebenbürgische Heimatstube wurden eingerichtet. Die Heimatstube soll zu einem Museum erweitert werden.

Dem eigentlichen Festtag, dem 14. Mai 1972, gingen drei Gemeinschaftsabende voraus. Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich die von nah und fern eingetroffenen Gäste zu den frohen Klängen der Blasmusik Sachsenheim zunächst vor dem Gotteshaus der Sachsenheimer, der 1962 fertig gestellten Johannes-Honterus-Kirche. Superintendent DI Emil Sturm, Salzburg, predigte im Festgottesdienst über die Bibelstelle 1. Mose, 11, 1–9: „Vom Turmbau zu Babel“. Um 11.30 Uhr begann dann im großen Saal des Kulturhauses „Zur Nachbarschaft“ der Festakt, umrahmt mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, geboten von den Salzburger Kammermusikern unter der Leitung von Prof. Steinschaden.

Der Obmann des Vereines „Nachbarschaft Sachsenheim“, Richard Engler, begrüßte die Gäste, an ihrer Spitze Landeshauptmann DDr. Hans Lechner mit Gattin und Landesrat Dr. Herbert Moritz sowie Superintendent DI Emil Sturm und als Entsandte der Rumänischen Botschaft in Wien die Botschaftssekretäre Marinescu und Hostiuk mit ihren Gattinnen. Neben den durch die Verleihung des „Goldenen Ehrenwappens der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich“ Geehrten waren führende Vertreter der verschiedenen Behörden des Landes Salzburg sowie der befreundeten Landsmannschaften anwesend. Eine Abordnung des Katholischen Gemeinderates von Elixhausen unter Pfarrer Krzewitza, Bürgermeister Kübler und Vizebürgermeister Quehenberger, viele alteingesessene Mitbürger aus Elixhausen, zahlreiche Landsleute, der Bundesobmann der Landsmannschaft Dr. Roland Böbel und der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Erhard Plesch, waren erschienen.

Bundesobmann Dr. Böbel überreichte das „Goldene Ehrenwappen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich“ an die Herren Landeshauptmann Hans Lechner, Superintendent Emil Sturm, Kirchenrat Pfarrer i. R. Wilhelm Ziegler (Karlsruhe), Senior-Pfarrer Heinrich Meder, Obmann der Baugenossenschaft „Neusiedler“ Wien und an Pfarrer Paul Zipp, Leiter des Gustav-Adolf-Werkes, Gießen.

Landeshauptmann Hans Lechner wies in seiner Ansprache auf das initiative Wirken der Siebenbürger Sachsen hin und unterstrich ihre Bedeutung für ihre neue Heimat: „Auch jetzt bei der Eröffnung ihres Gemeinschaftshauses werde die Kraft ihres Menschseins, die Kraft des eigenen Volkstums sichtbar, eine Kraft, die aus den Quellen der alten und der neuen Heimat geschöpft werde.“

Anschließend überreichte der Landeshauptmann an Schulrat Richard Engler, den Hauptinitiator des Gemeinschaftshauses und bewährten Organisator und Obmann der Nachbarschaft sowie an den Ehrenobmann der Siebenbürger Sachsen in Salzburg, Prof. Dr. Otto Folberth, das ihnen von der Landesregierung verliehene „Silberne Verdienstzeichen des Landes Salzburg“. In einer umfassenden Laudatio würdigte Landeshauptmann Lechner das Wirken der beiden Ausgezeichneten und damit den Pioniergeist der Siebenbürger Sachsen. Rektor Richard Engler war Lehrer in Elixhausen und betreute die Leute von Sachsenheim auf dem Gebiet der Seelsorge; auch die Blasmusik Sachsenheim wurde von ihm gegründet. Er war überdies viele Jahre Gemeindevertreter in der Gemeinde Elixhausen. Im Jahr 1961 wurde durch seine Initiative die Kirche und in der Folgezeit das Kulturhaus „Zur Nachbarschaft“ errichtet.

Danach nahm Superintendent Emil Sturm die Weihe des Kulturhauses vor. Der feierliche Akt wurde mit Kirchenliedern der versammelten Gemeinde umrahmt. Es war ein ergreifender Abschluss eines erhebenden Festaktes, als sich alle Festteilnehmer von den Sitzen erhoben und das Lied „Nun danket alle Gott“ anstimmten.

Unter dem Titel „Festliche Einweihung des Kulturhauses in Elixhausen-Sachsenheim“ schreibt Alfred Hönig in der „Siebenbürgischen Zeitung“, vom 20. Juni 1972: „Eine Tat beispielhaften Pioniergeistes“ nannte der Landeshauptmann von Salzburg, DDr. Ing. Hans Lechner, „das Aufbauwerk nachbarlicher Zusammenarbeit, das die Siebenbürger Sachsen in Elixhausen-Sachsenheim bei Salzburg am 14. Mai dieses Jahres mit der Einweihung ihres Kulturhauses ‚Zur Nachbarschaft‘ gekrönt haben. Es sei eine Kraft aus Quellen der alten und der neuen Heimat wirksam gewesen, die nun aus dieser Gemeinschaft in großartiger Weise in das ganze Land hinausstrahle.“

Festredner Prof. Dr. Otto Folberth sprach in seiner Ansprache von den hohen und höchsten sittlichen Werten, die kritisch urteilende Menschen hinter der scheinbaren Primitivität siebenbürgischer Lebensformen erkennen.

Diese Bewertung des neu geschaffenen Kulturhauses der Sachsenheimer wird erst verständlich, wenn man bedenkt, dass dieses Häuflein von Flüchtlingen (etwa ein Drittel der nordsiebenbürgischen Gemeinde Botsch), heute repräsentiert von 140 Mitgliedern des Vereines „Nachbarschaft Sachsenheim“, in den schweren Nachkriegsjahren buchstäblich mit eigenen Händen zuerst die Siedlung, dann die eigene Johannes-Honterus-Kirche und seit 1962 Zug um Zug das neue Kulturhaus erbaut hat. Die einzelnen Gemeindemitglieder leisteten dabei je 200 bis 2.000 unentgeltliche Arbeitsstunden. Diese nachbarschaftliche Hilfe fand dabei Bewunderer, Freunde und schließlich auch Helfer und Spender.[4575]

Die alte Baracke, die bereits zu Beginn der Bautätigkeit in der Siedlung auf dem vorgesehenen Kirchplatz errichtet wurde und die viele Jahre bis zur Einweihung des Gemeinschaftshauses als Versammlungsraum für kirchliche Andachten, Theateraufführungen, Festveranstaltungen und als Treffpunkt der Jugend diente, hatte nun ihren Zweck erfüllt und konnte abgetragen werden.

Gründung der neuen Pfarrgemeinde 1981

Das Gebiet „Nördlicher Flachgau“ erstreckt sich von nördlich der Autobahn bis an die Grenze Bayerns und an die Landesgrenze von Oberösterreich. Es umfasst die Predigtstellen Elixhausen-Sachsenheim, Bergheim, Obertrum, Mattsee, Seeham, Oberndorf, Bürmoos, Neumarkt, Strasswalchen, Henndorf, Seekirchen und Eugendorf mit einer Zahl von knapp 2.000 Seelen. Diese Predigtstellen wurden von Salzburg betreut.

Da dieses Gebiet sehr groß ist, wurde für Elixhausen-Sachsenheim im Jahr 1981 die Selbstständigkeit mit eigener Pfarre beantragt. Diesem Ansuchen wurde vom Oberkirchenrat in Wien am 17. Juli 1981 zugestimmt und die Gründung der Pfarre „Nördlicher Flachgau“ genehmigt. Es wurde eine Gemeindevertretung, ein Presbyterium und als erster Kurator Rektor Richard Engler gewählt. Fünf Jahre lang war die neue Pfarre ohne eigenen Pfarrer. Ein Grund dafür war auch, dass die Kirchengemeinde dem zukünftigen Pfarrer noch keine entsprechende Wohnung anbieten konnte. Das Einfamilienhaus, vom Verein „Nachbarschaft Sachsenheim“ für diesen Zweck vorgesehen, war zu klein und musste mit den notwendigen Nebenräumen ausgebaut werden.

Bau des Pfarrhauses 1984–1986

Im Jahre 1984 wurde mit dem Bau des Pfarrhauses begonnen. Das Startkapital für ein Pfarrhaus waren eine Grundparzelle der Siedler, die verkauft werden konnte und das vorgesehene Einfamilienhaus des Vereines „Nachbarschaft Sachsenheim“. Den Plan zum Umbau erstellte, zu einem sehr günstigen Preis, Herr Ing. Johann Fleischer. Nach zweijähriger Bauzeit konnte der Umbau mit folgendem Ergebnis abgeschlossen werden:

  1. Der Verein „Nachbarschaft Sachsenheim“ hatte schon in den 70er-Jahren in Sachsenheim ein Eigentumshaus für eine geplante Pfarrstelle erworben. Dieser Besitz (Parz. e. z. 213,537/20 mit 752 qm und dem Einfamilienhaus) stellte der Verein der neu gegründeten Pfarrgemeinde „Salzburg-Nördlicher Flachgau“, zu der nun die Predigtstation Sachsenheim gehörte, zur Verfügung.

  2. Der Verein „Nachbarschaft Sachsenheim“ verkaufte eine in seinem Besitz befindliche Bauparzelle von 771 qm und finanzierte aus dem Erlös von S 693.900.- den Aus- und Umbau des Einfamilienhauses nach den Plänen des Vereinsmitgliedes Ing. Johann Fleischer zu einem modernen Pfarrhaus.

  3. Als Beihilfe für den Umbau erhielt der Verein von der Bau- Siedlungsgenossenschaft „Neusiedler“ den Betrag von S 200.000.-.

  4. Weitere Spenden kamen:

    1. von Lutherischen Weltbund: S 20.000.-

    2. über die Superintendentur von der Landesregierung: S 30.000.-

    3. Gustav-Adolf-Werk, Hessen (Deutschland): S 420.000.-

Im Pfarrhaus befindet sich eine Wohnung mit 116 qm, eine zweite kleinere Wohnung mit 64 qm, eine Pfarrkanzlei, ein Gästezimmer, eine Gemeindestube für Jugendarbeit, Versammlungen und Vorträge, eine Bastelstube für die Frauen und eine Bastelstube für die Männer mit den dazugehörigen Toiletteneinrichtungen.

Für besonderen Einsatz bei den Arbeitsleistungen sind namentlich zu nennen: Michael Kräutner, Franz Georg aus Bergheim, Jung Georg, Michael Alzner und der Schatzmeister Johann Wagner, der beim Einkauf günstige Preise erzielte und alle Abrechnungen tätigte. Für drei Firmen, die am Bau tätig waren, ist der Bauherr zu besonderem Dank verpflichtet. Es sind dies: Elektrofirma Georg Brettfeld, Firma Fritz Schmid, Installateur, und Firma Stefan Wolf, Fliesenfachgeschäft, die zu jeder Zeit zur Verfügung standen und preislich sehr günstig waren.

Der erste Pfarrer in Sachsenheim

Pfarreinführung am 25. Januar 1987

Von 1954 bis zur Neueinführung eines Pfarrers im Jahre 1987 war Rektor Engler ehrenamtlich in der Siedlung Sachsenheim als Seelsorger tätig. Über die Pfarreinführung in Sachsenheim schreiben die „Salzburger Nachrichten“

„Zu einem großen Fest gestaltete sich die Amtseinführung von Pfarrer Magister Peter Buchholzer am 25. Januar 1987 in der Honteruskirche. Superintendent Mag. Wolfgang Schmid, mit einem Gefolge von 26 evangelischen Pfarrherren und vielen weiteren Geistlichen, begleitete den neuen Pfarrer in die Kirche. Die Kirchenbesucher empfingen und begrüßten stehend den Einzug. Der Gottesdienst wurde betont siebenbürgisch gestaltet, mit gesungener Liturgie. Ein Präludium von Bach und Lieder der Singgemeinschaft Elixhausen und des Stephan-Ludwig-Roth-Chor mit Chorleiter Rektor Engler, umrahmten den Gottesdienst. Nach der feierlichen Angelobung in der Kirche waren alle Besucher Gäste der Sachsenheimer Frauenschaft, die im überfüllten Gemeindesaal Kuchen und Kaffee anbot. Im Festsaal der Nachbarschaft kamen auch alle kirchlichen und weltlichen Vertreter mit Grußbotschaften zu Wort.“

Allgemeines aus dem Vereinsleben der Frauenschaft

Die Frauenschaft zählte 1991 78 Mitglieder, 49 Frauen unterstützten uns mit Spenden. Traditionelle Veranstaltungen sind der Kinderfasching, das Kaffeekränzchen (zugleich Hauptversammlung), das „Blasifest“ (seit 1980 in Zusammenarbeit mit der Frauenbewegung Elixhausen), der „Tortenball“ (Kathrein-Ball) und die Bescherung der Kinder am Weihnachtsabend. Frauen erhalten mit 70, 75, 80 und ab 80 jedes Jahr zu ihren Geburtstagen einen Blumenstrauß als kleine Aufmerksamkeit. Frauen ab dem 75. Lebensjahr bekommen zu Weihnachten ein Kerzengesteck. Der Schaukasten im Stiegenhaus zum Vereinshaus wird je nach Jahreszeit mit Oster- bzw. Weihnachtsschmuck dekoriert. Das „Kirchenkehren“ ist ebenfalls Aufgabe der Frauen. Zu festlichen Umzügen, bei Ehrungen oder anderen besonderen Anlässen tragen die Frauen Tracht und bewirten, wenn es erforderlich ist, Gäste mit selbst gebackenen Kuchen und Kaffee.

2004 waren 10 Frauen im Ausschuss unter der Leitung von Gertrude Schmid tätig.

Tabelle 32. Frauenschaft Sachsenheim[a]

1958 findet die Einweihung der Siedlung Sachsenheim statt.
1960 beginnen die ersten schriftlichen Aufzeichnungen des damals so genannten „Evangelischen Frauenvereins“. Nachbarschaftsmutter ist Ida Rehner, Kassierin und Schriftführerin Renate Eichhorn. Aus den Protokollen ist ersichtlich, dass im Allgemeinen alle 2–4 Jahre eine neue Leitung gewählt wird, ebenso erfolgt ein kurzer Tätigkeitsbericht.
1964 Nachbarschaftsmutter ist Katharina Alzner, Kassierin Rosina Kräutner und Schriftführerin Renate Eichhorn. Zu Weihnachten werden den Spendern und Förderern des Kirchen- und Saalbaues siebenbürgische Stickereien überreicht.
1969 Nachbarschaftsmutter ist Maria Alzner, Kassierin Maria Böhm, Schriftführerin Renate Eichhorn. Das so genannte „Frauenzimmer“ im Vereinshaus wird als siebenbürgische Heimatstube eingerichtet. Mehrere Polster, eine gestickte Tischdecke und die Vorhänge werden genäht. Für den Vereinssaal werden Vorhänge genäht.
1972 Nachbarschaftsmutter ist Friederike Tontsch, Kassierin Maria Schlecht, Schriftführerin Susanna Konnerth. Anlässlich der Einweihung des Kulturhauses findet eine Ausstellung von „Siebenbürger Trachten“ statt. Das Theaterstück „Der Dorfdrachen“ wird nach der Einstudierung durch Frau Tontsch aufgeführt. Im Musikerproberaum werden selbst gestickte Handarbeiten zum Verkauf angeboten. Vorhänge für die Bühne im Vereinshaus werden angefertigt.
1974 Obfrau ist Maria Alzner, Kassierin Susanna Schatz, Schriftführerin Hermine Wagner.
1976 Obfrau ist Maria Alzner, Kassierin Irmhild Jung, Schriftführerin Maria Thellmann. Unter der Leitung von Maria Alzner werden sechs komplette Trachten für unsere Tanzgruppe angefertigt.
1980 Obfrau ist Maria Alzner, Kassierin Maria Schmid, Schriftführerin Maria Thellmann.
1982 Vorstand ist Irmhild Jung, Kassierin Maria Schmid, Schriftführerin Augustine Brettfeld. Die Näharbeiten für die „Siebenbürger Trachtenpuppen“ für das Schaufenster beim Aufgang in den Vereinssaal werden abgeschlossen.
1985 Vorstand ist Maria Schmid, Kassierin Gertrude Schmid, Schriftführerin Augustine Brettfeld.
1986 Vorstand ist Gertrude Schmid, Kassierin Maria Schmid, Schriftführerin Maria Thellmann. In Zusammenarbeit mit der Musikkapelle werden 42 Lebensmittelpakete nach Siebenbürgen geschickt. Nach Fertigstellung des Pfarrhauses werden die Räumlichkeiten nach den Bauarbeiten gereinigt und Vorhänge für den Sitzungsraum genäht. Am Wohltätigkeitsabend unter dem Motto „Hilfe für Siebenbürgen“ werden ca. 30 Baumstritzel und viele Bastel- und Handarbeiten zum Verkauf angeboten.
1987 50 Lebensmittelpakete werden nach Siebenbürgen abgeschickt.
1988 Vorstand ist Gertrude Schmid, Kassierin Rosina Rudholzer, Schriftführerin Maria Thellmann. „30 Jahre Sachsenheim“: Der Erlös des Verkaufs von Bastel- und Handarbeiten geht an die Aktion „Hilfe für Siebenbürgen“. Es werden Vorhänge, eine Garderobe für das Frauenzimmer und Damasttischtücher, die bei Veranstaltungen gebraucht werden, angeschafft.
1989 werden 54 Lebensmittelpakete nach Siebenbürgen geschickt.
1990 Die Gemeinde Elixhausen veranstaltet im Vereinshaus ein Benefizkonzert für die Aktion „Hilfe für Rumänien“. Mitwirkende sind die beiden Blasmusikkapellen und die beiden Chöre von Elixhausen und Sachsenheim. 545 Lebensmittelpakete und zwei Tonnen Textilien werden von der Frauenschaft zusammengestellt, mit neun Kleintransportern nach Botsch in Siebenbürgen befördert und an die gesamte Bevölkerung direkt aufgeteilt. Das Krankenhaus erhielt Medikamente, Bettwäsche, Schlafgewand und Morgenmäntel. Die Schule erhielt Schreibmaterial, einheitliche Kapperl und Süßigkeiten. Zur gleichen Zeit schickten wir mit der Post 28 Lebensmittelpakete an bekannte Siebenbürger in anderen Orten.
1991 im Februar werden weitere 50 Lebensmittelpakete nach Siebenbürgen abgeschickt. Insgesamt werden 89 Lebensmittelpakete nach Siebenbürgen geschickt.
1992 Vorstand ist Gertrude Schmid, Kassierin Rosina Rudholzer, Schriftführerin Maria Lutsch; 46 Lebensmittelpakete werden wieder nach Siebenbürgen geschickt.
1993 werden 50 Lebensmittelpakete nach Siebenbürgen gesendet.
1995 Vorstand ist Gertrude Schmid, Kassier Ing. Stefan Fleischer, Schriftführerin Maria Lutsch; es werden Sesseln und ein Teppich für das Frauenzimmer gekauft.
1997 Die Einnahmen des „Blasifestes“ werden für das „Siebenbürger-Zimmer“ im umgebauten Gemeindesaal verwendet (gestickte Vorhänge, bemalte Keramikkrüge).
1998 Vorstand ist Gertrude Schmid, Kassier Ing. Stefan Fleischer, Schriftführerin Maria Lutsch.
1999 Der traditionelle Kathrein-Ball wird erstmals gemeinsam vom Verein „Nachbarschaft Sachsenheim“, der Siebenbürger Blasmusik und dem Frauenverein veranstaltet.
2000Kinderfasching am letzten Sonntag im Fasching; Blasi-Fest (Schulfest) Ende Juni, Dorffest am 2.Sonntag im August, Kathrein-Ball mit Beginn der Ballzeit, Geschenkpakete für die Kinder bei der Christmette.
2001 Kinderfasching am letzten Sonntag im Fasching; Blasi-Fest (Schulfest) Ende Juni, Dorffest am 2.Sonntag im August, Kathrein-Ball mit Beginn der Ballzeit, Geschenkpakete für die Kinder bei der Christmette.
2002 Kinderfasching am letzten Sonntag im Fasching; Blasi-Fest (Schulfest) Ende Juni, Dorffest am 2.Sonntag im August, Kathrein-Ball mit Beginn der Ballzeit, Geschenkpakete für die Kinder bei der Christmette.
2003 Kinderfasching am letzten Sonntag im Fasching; Blasi-Fest (Schulfest) Ende Juni, Dorffest am 2.Sonntag im August, Kathrein-Ball mit Beginn der Ballzeit, Geschenkpakete für die Kinder bei der Christmette.
2004Kinderfasching am letzten Sonntag im Fasching; Blasi-Fest (Schulfest) Ende Juni, Dorffest am 2.Sonntag im August, Kathrein-Ball mit Beginn der Ballzeit, Geschenkpakete für die Kinder bei der Christmette.

[a] Protokollauszüge, zusammengestellt von Frau Maria Thellmann.


Blasmusik der Siebenbürger in Sachsenheim

Die Blasmusik der Siebenbürger Sachsen in Elixhausen-Sachsenheim, wohl eine der jüngsten im Lande Salzburg, hat eine alte Tradition. Schon im Mittelalter gab es in den siebenbürgisch-sächsischen Gemeinden bei kirchlichen Feiern musikalische Helfer. Daraus entwickelten sich die Blasmusikkapellen. In Nordsiebenbürgen nannten sie sich „Turner“ (Turmbläser; Turm = siebenbürgisch-sächsisch: Turn); in Südsiebenbürgen „Adjuvanten“ (Helfer).

Die Musikkapelle (Turner) der Gemeinde Botsch hatte vor der Evakuierung einen Stand von 36 Musikern. Nachdem die Hoffnung auf Rückkehr in die alte Heimat schwand, begannen die Flüchtlinge ihr Gemeinschaftsleben nach überlieferten Bräuchen und Sitten neu zu gestalten. Einige Mitglieder der ehemaligen „Turner“ aus Botsch hatten auf der Flucht ihre Instrumente mitgebracht, und nach Überwindung vieler Anfangsschwierigkeiten konnten sie 1950 als „Blasmusik der Siebenbürger“ auftreten.

Die meisten Flüchtlinge waren in Baracken untergebracht. Die großen Baracken waren mit Bretterverschlägen unterteilt, und in diesen Abteilen hausten die einzelnen Flüchtlingsfamilien. Anfang der 50er-Jahre startete Deutschland die so genannte „Kohlenaktion“. Flüchtlinge aus Österreich, die sich verpflichteten, in den Kohlengruben im Ruhrgebiet zu arbeiten, erhielten die deutsche Staatsbürgerschaft und zugleich ein Eigenheim. Das Angebot war so verlockend, dass eine große Zahl der Flüchtlinge nach Nordrhein-Westfalen übersiedelte. Dadurch verlor auch die neu erstandene Musikkapelle die meisten Musiker. Der Versuch der zurückgebliebenen Flüchtlinge, eine geschlossene Siedlung zu errichten, gelang in der Gemeinde Elixhausen.

Aus Innsbruck holte man den ehemaligen Lehrer und Treckführer von Botsch, Richard Engler, der den Aufbau der Siedlung Sachsenheim durchführen sollte. Unter anderem stellte er mit sieben angelernten und fünf ehemaligen Botscher Musikern die „Blasmusik der Siebenbürger“ in Elixhausen-Sachsenheim auf. In einer provisorisch errichteten Baracke in Sachsenheim fanden die Proben statt. In der Baracke wurden auch die Gottesdienste abgehalten. 1961 zählte die Musikkapelle schon 33 Mitglieder. 1962 begannen die Sachsenheimer mit dem Bau eines Kulturhauses (Vereinshaus), und schon ein Jahr darauf konnte die Musikkapelle in den vorgesehenen, aber nicht ganz fertig gestellten Musikerraum übersiedeln.

Mit den 1965 bestellten 26 Trachtenjoppen und 28 neuen Trachtenhüten konnte sich die Musik in Siebenbürgischer Tracht zeigen. Das kulturelle und gesellschaftliche Leben in einer Dorfgemeinschaft wäre ohne die Blasmusik kaum denkbar.

Die „30-Jahr-Feier der Siebenbürger in Salzburg“ und das Fest des „25-jährigen Bestehens der Blasmusik der Siebenbürger in Elixhausen-Sachsenheim“ erreichten Sonntag, den 6. Juli 1975, mit einem Festakt in Elixhausen ihren Höhepunkt. Die Feierlichkeiten hatten schon am 2. Juli mit einem Festabend begonnen. Beim Festgottesdienst hielt der seinerzeitige Ortspfarrer der Gemeinde Botsch, aus der die Siebenbürger nach Salzburg gekommen waren, Sepp Scheerer, die Predigt. Richard Engler, der den Treck der Auswanderer aus der alten Heimat geführt hatte und jetzt als Obmann der Nachbarschaft das enge Verhältnis der Sachsenheimer Siedler untereinander fördert, sprach Worte des Gedenkens an harte Kriegszeiten und einen mit viel Mühe verbundenen Beginn. Am Festakt, in dessen Rahmen auch eine Gedenksteinenthüllung auf dem Programm stand, nahmen 27 Musikkapellen, 38 Trachtenvereine und weit über 1.000 Besucher teil.

Die Blasmusik der Siebenbürger hat in den vergangenen Jahren unter anderem an Veranstaltungen in Graz, München, Drabenderhöhe und Stuttgart teilgenommen. Als Höhepunkt in der Geschichte der Blasmusik der Siebenbürger steht die 3-wöchige Konzertreise in die Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada. Vom 10. Juli bis 31. Juli 1982 konzertierte die Trachtenmusik in 12 Städten der „Neuen Welt“, unter anderem in Detroit, Windsor, Kitchener, Youngstown, Columbus und Chicago. Die Lokalzeitungen brachten Bilder von Elixhausen und waren von den Darbietungen begeistert. Die Mitglieder der Blasmusik freuten sich, den Namen Elixhausen in die weite Welt hinausgetragen und einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet zu haben.

Im Jahr 2000 feierten wir 50-jähriges Bestandsjubiläum unserer Kapelle sowie das Botscher-Treffen in Elixhausen und verzeichneten 27 Ausrückungen. Im Jahr 2001 verzeichneten wir 30, im Jahr 2002 25, im Jahr 2003 26 Ausrückungen. Im Jahr 2004 verzeichneten wir 24 Ausrückungen, der Höhepunkt war das 50-jährige Bestandjubiläum des Siebenbürger Vereins Salzburg sowie das Botscher-Treffen in Elixhausen.

Nachfolger von Richard Engler als Kapellmeister wurde im Jahr 1971 sein Stellvertreter Johann Alzner. Von 1984 bis 1990 übernahm Dietmar Eichhorn die Kapellmeisterstelle. Von 1990 bis 1994 war wieder Johann Alzner Kapellmeister der Blasmusik. 1994 wurde wieder Dietmar Eichhorn zum Kapellmeister gewählt, was er bis Mai 2004 war. Unser neuer Kapellmeister seit Mai 2004 ist Herr Florian Alber.

Nachbarschaft Sachsenheim

Verein zur Pflege altösterreichischer Traditionen und Bräuche

Dieser Verein wurde 1958 auf Initiative von Schulrat Richard Engler gegründet. Der Vereinszweck ist der Betrieb eines kulturellen und gesellschaftlichen Zentrums zur Wahrung der Interessen und zur Pflege der Traditionen und Bräuche aus den Gebieten der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie, insbesondere aus Siebenbürgen.

Zur Erfüllung des Vereinszweckes wurde in den Jahren 1962 bis 1972 das Kulturhaus „Zur Nachbarschaft“ in zahlreichen freiwilligen, unentgeltlichen Arbeitsstunden errichtet. Dieses Kulturhaus bildet den Mittelpunkt für gesellschaftliche Zusammenkünfte und sonstige Veranstaltungen kultureller, gesellschaftlicher und sportlicher Art. Zur Erinnerung an das siebenbürgisch-sächsische Wohnzimmer ist als ein Teil davon die Heimatstube in der Nachbarschaft mit Originalmöbel eingerichtet. Zusätzlich ist in einer Vitrine im Eingangsbereich zum Festsaal eine Trachtenfamilie mit Originaltrachten ausgestellt.

Der Jahresablauf beginnt mit dem von der Frauenschaft veranstalteten Kinderfasching. Dieses bereits traditionelle Faschingstreiben erfreut sich bei Jung und Alt großer Beliebtheit. Zum Ausklang wird am Faschingsdienstag der von der Bevölkerung sehr gut angenommene Faschings-Kehraus veranstaltet. Ein Teil der traditionellen österlichen Bräuche aus Siebenbürgen ist das am Ostermontag abgehaltene „Bruschoi“-Essen. Bruschoi ist eine Eierspeise in einer großen Pfanne. Im Wonnemonat Mai spielt unsere Musikkapelle zum Maiblasen und Muttertagskonzert auf. Ein Höhepunkt des Dorflebens, damals und heute, ist das „Blasifest“. Es ist ein Schulfest, das in Botsch am 24. Juni (Schulschluss) abgehalten wurde. Mit dem Kathrein-Ball („Tortenball“) wird auch bei uns in Elixhausen der Tanz eingestellt. Als Besonderheit werden von unserer Frauenschaft viele verschiedene Torten und Kuchen angeboten. Nach der Christmette werden als Aufmerksamkeit für unsere Kinder von der Frauenschaft kleine Geschenke verteilt. Wir sehen es als Herausforderung als Elixhausener die Siebenbürger Geschichte, die Bräuche und Kultur auch weiterhin zu pflegen und an die Jugend weiterzugeben.



[4573] Erstveröffentlicht in: Botsch – Die Erinnerung bleibt. Ende einer 800-jährigen Kulturgeschichte in Nordsiebenbürgen. Hrsg. v. Nachbarschaft Sachsenheim. Erscheinungsjahr 2000. S. 146–157.

[4574] Abschnitt von Stefan Lutsch, Elixhausen, mit Auszügen aus dem Beitrag von Richard Engler; Walter Engler; Dieter Engler: Sachsenheim. In: Gemeinde Elixhausen. Chronik. Hrsg. v. d. Gemeinde Elixhausen 1991, S. 137–191.

[4575] Hier seien nur einige Spitzenleistungen aufgezählt: Dankbar verzeichnete Schulrat Engler die finanzielle Hilfe seitens der Landesregierung Salzburg und die Spenden von Kirchenrat Wilhelm Ziegler aus Karlsruhe. Dank gebührt allen, die hier nicht namentlich aufgezählt werden können.

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