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Vereinstrachten in Salzburg (Andrea Maurer)

Andrea Maurer, Fachreferentin für Tracht des Landesverbandes der Salzburger Heimatvereinigungen, Hausfrau, gab Marina Wimmer am 18. Juni 2003 im Referat Salzburger Volkskultur ein Interview.

Seit 2001 sind Sie Fachreferentin für Tracht des Landesverbandes der Salzburger Heimatvereinigungen – welche besonderen Aufgaben haben Sie sich gestellt?

Ganz eine große Aufgabe ist, dass ich die echte Tracht wieder in die Vereine hineinbekomme, hauptsächlich bei den Musikkapellen, wo ich heuer eigentlich schon einen sehr guten Start gehabt habe und schon viele Mithelfer gefunden habe. Ziel ist es, dass Frauen keine Lederhosen mehr tragen, sondern ein richtiges Dirndl – es kann ein einfaches Dirndl sein und muss nicht unbedingt ein echtes Dirndl sein.

Der zweite große Punkt sind die Bezirke. Hier möchte ich mit Kursen neuen Schwung hineinbringen: Nähkurse, Klöppelkurse, Strickkurse. Das ist heuer schon ganz gut angelaufen, dass die Trachtenfrauen durch die Kurse ein bisschen aktiviert werden und auch, dass man die Jugend dazu bringt, zum Beispiel die Landjugend. Oft möchte die Jugend eine Tracht, ein Dirndlgewand für ihren Verein, kann es sich aber nicht leisten und hier möchten wir Kurse anbieten, dass man sich das selbst machen kann.

Welchen Stellenwert hat Ihrer Meinung nach Tracht im Leben (bei Festen und im Alltag) der Salzburgerinnen und Salzburger?

Bei festlichen Anlässen hat die Tracht einen ganz großen Stellenwert, wo man auch richtig merkt, dass der ganze Ort unterwegs ist. Das fängt wieder bei den Vereinen an, von der Musik bis zu den Schützen, der Feuerwehr etc. In den Landgemeinden sind dann Dreiviertel der Bewohner unterwegs. Also in dieser Hinsicht ist die Tracht schon groß geschrieben. Durch die Veranstaltungen, die es im Jahreskreis gibt, ist das alles schon viel besser geworden und man sieht auch, wie wichtig Vorbilder sind – so wie es die Jungen von den Alten sehen, so machen sie es selbst dann auch wieder. Im Alltag wird es auch wieder besser. Durch die normalen Baumwolldirndln werden sie jetzt auch wieder mehr angezogen und wir sind da recht dahinter, dass man zum Beispiel zum Einkaufen oder wenn man auf den Berg geht, genauso ein Dirndl anziehen kann – das ist schon wichtig. Ich selbst habe 300 Tage im Jahr ein Dirndl an.

Lange Zeit war die „Trachtenmode“ in aller Munde und wurde viel getragen. Diese auch als „Landhausstil“ bezeichnete Kleidung hat ihre Beliebtheit bereits wieder eingebüßt. Sehen Sie diesen Kleidungsstil als Konkurrenz zu den Vereinenstrachten in Salzburg?

Nein, Konkurrenz habe ich eigentlich nie gesehen, weil die Tracht ist einfach allgegenwärtig, die ist vor 100 Jahren gewesen und wird in 100 Jahren noch sein und der Landhausstil ist sicher von der Wirtschaft abhängig, aber eine richtige Konkurrenz ist das nicht gewesen. Beim Landhausstil sieht man zum Beispiel, wenn man ein Dirndl trägt, das älter ist, dass das die Mode von diesem oder jenem Jahr ist – man sieht ganz genau, wann das gemacht wurde. Tracht wird von den Omas, Urgroßmüttern und so weiter angezogen und solange nicht die Figur ganz anders wird, hat man sie auch über Jahrzehnte und gibt sie weiter an die nächste Generation. Dass heute im Alltag doch weniger Tracht angezogen wird, liegt vielleicht auch an der Schnelllebigkeit unserer Zeit: vielleicht fühlt man sich als Einzelne, die ein Dirndl trägt, auch nicht so wohl in der Gesellschaft.

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