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7.11. Roswitha Meikl: „Adventlieder schenken“

Roswitha Meikl (Vorsitzende des Salzburger VolksLiedWerkes seit 2005) im Gespräch mit Marina Wimmer

Sie haben persönlich sehr intensiv mit Bräuchen und kulturellen Inhalten zu tun. Wie hat sich das ergeben?

Hauptsächlich über die Familie und über den Beruf. Von der Familie her hat sich viel ergeben. Mein Bruder war beim Adventsingen und ich habe ihn immer als „Anstandsdame“ begleitet und dann selbst im Chor gesungen.

Verstehen Sie sich eher als Hüterin, Bewahrerin, Weiterentwicklerin oder Neubegründerin von Bräuchen?

Ich würde mich nicht als Bewahrerin von Bräuchen sehen – aber solange das Bedürfnis vorhanden ist, wird man Bräuche immer brauchen und sie werden sich auch sicher weiterentwickeln, und zwar aus sich heraus. Ein Brauch entwickelt sich entweder weiter, wenn man ihn braucht, oder er hört auf. Meiner Meinung nach kann ich nicht von mir sagen: „Ich bin eine Weiterentwicklerin des Brauchtums.“ Das wäre sehr vermessen, wenn man so etwas von sich sagen würde. An Bräuchen kann nur existieren, was sich aus sich heraus entwickelt. Es kommt etwas Neues hinzu, es fällt etwas Altes weg im Laufe der Zeit.

Welche Rolle spielen Lieder in der Weihnachtszeit für Sie?

Lieder spielen eine sehr große Rolle. Für mich und allgemein glaub ich, für jeden Menschen in der Weihnachtszeit. Das ist die einzige Zeit, wo die Menschen, die vielleicht überhaupt nicht mehr singen, wieder singen, oder wo sie es am ehesten akzeptieren. Singen ist etwas sehr Persönliches, man gibt von sich sehr viel her, wenn man die Stimme zum Singen bringt, zum Klingen bringt, da ist sehr viel Seele dabei beim Singen.

Welche Erfahrungen machten Sie mit den Kindern in der Schule beim Singen von Adventliedern?

Die Volksschulkinder waren sehr begeistert. Sie waren doppelt motiviert, wenn es um die Weihnachtszeit gegangen ist, Nikolauslieder, Adventlieder, Weihnachtslieder, Hirtenspiel. Mit den Kindern wurden diverse Bräuche in der Schule durchgeführt, zum Beispiel das Adventkranzbinden und kleine Hirtenspiele und die diversen Lieder dazu. Wichtig war es anzuregen, dass man viele Dinge selber machen kann und nicht alles kaufen muss. Ich habe immer versucht, gegen das Passive zu steuern. Man soll selbst aktiv sein, man soll selbst singen, basteln, selbst aktiv in einem Schauspiel sein. Das habe ich versucht, den Kindern mitzugeben, das Gefühl, dass das, was man selbst macht, am meisten Freude bringt und auch den anderen Freude bringen kann.

Welche Erfahrungen haben Sie beim Informationsstand „Adventlieder schenken“ im vergangenen Dezember gemacht?

Sehr überraschende, sehr gute Erfahrungen. Ich bin mit sehr wenigen Erwartungen hingegangen. Es war faszinierend, wie groß das Bedürfnis der Leute nach Weihnachtsliedern und nach Weihnachtssingen ist. Es hat fünf offene Singabende gegeben, der Raum war jeden Tag voll, es waren sicher 60 Personen mit dabei. Die Leute waren sehr erstaunt über die Idee, dass man Weihnachtslieder schenken kann. Es wurde ihnen erklärt, worum es ging, es lagen Mappen auf mit Weihnachtsliedern, daneben ein Kopierer, man konnte sich das Lied kopieren und mit nach Hause nehmen. Beim offenen Singen war immer ein anderer Singlehrer, ca. sechs Lieder wurden dann gemeinsam gesungen – es war ein offenes Kommen und Gehen. Zielgruppe war jedermann, der Durchschnitt war ca. 40 Jahre alt.

Wie verbringen Sie persönlich die Weihnachtszeit und Weihnachten?

Das geht los mit dem Adventkranzbinden und der Adventkranzweihe. In der Familie wird mit Freunden ein privates Adventsingen veranstaltet – in einem Kreis von ca. 25 Personen, immer am 7. Dezember, vor dem Feiertag. Der Weihnachtstag wird sehr familiär gestaltet, die Kinder fahren am Nachmittag zu den Großeltern und die Großeltern kommen am Abend vorbei. Man singt, man setzt sich zusammen, man musiziert.

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