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Bruderschaften und Zünfte im Rupertiwinkel (Hans Roth)[245]

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Die Entstehung von Bruderschaften und Zünften

Die Idee der christlichen Brüderlichkeit führte seit dem frühen Mittelalter zur Gründung von Gebetsgemeinschaften, aus denen auch weltliche Vereinigungen hervorgingen. Im Spätmittelalter entstanden spezialisierte Handwerke und Handwerksstrukturen. Sie stellten sich unter den Schutz von Heiligen, deren Lebensgeschichte und Erkennungszeichen mit dem jeweiligen Handwerk in Verbindung gebracht werden konnten. So entstanden die Berufs- und Bruderschaftspatrone. Bruderschaften waren religiöse, handwerkliche und gesellschaftliche Zusammenschlüsse, aus denen sich die Zünfte entwickelten.

Die Zünfte, eine Art Standesvertretung, dienten der Selbstdarstellung der Handwerke in der Öffentlichkeit, der internen Organisation sowie der sozialen wie religiösen Fürsorge. Selbstverfasste und obrigkeitliche Ordnungen regelten das jeweilige Gewerbe.

Die Bildung von Handwerkszünften begann im Erzstift Salzburg erst mit dem 1481 von Kaiser Friedrich III. erlassenen Ratsbrief. Als erste schlossen sich 1485 die Salzburger Maurer und Zimmerleute zusammen, denen weitere folgten. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts waren sie starken Einschränkungen in ihrer Wirkungsmöglichkeit unterworfen.

Bruderschaften in der Stadt Laufen – die Schiffleut-Bruderschaft

Das heutige Schifferschützen-Corps Oberndorf (ein Verein) leitet seine Tradition vom Berufsstand der Laufener Schiffleute ab. Dieser dominierte einst das städtische Leben und den geregelten Salzvertrieb auf der Salzach.

Die Schiffleut-Bruderschaft dürfte in das frühe 15. Jahrhundert zurückreichen. Im 17. Jahrhundert prägte sie weitgehend das religiöse Leben der Salzachstadt. Neben den jährlichen Ausgaben für Gottesdienste, Jahrtage, Andachten und Prozessionen, spendete die finanzkräftige Bruderschaft auch „Hilfsgeld“ für städtische und kirchliche Aufgaben. Zu den Einnahmen aus der Schifffahrt verfügte die Bruderschaft über zinsträchtigen Grundbesitz und ein eigenes „Mesnerhaus“.

Bruderschaften in der Stadt Laufen

Die erste Erwähnung der Arme-Seelen-Bruderschaft stammt von 1456. Spätestens seit 1586 war mit der Allerseelen-Bruderschaft auch die Rosenkranz-Bruderschaft vereinigt. Beide Bruderschaften erloschen Anfang des 17. Jahrhunderts.

Nach dem Vorbild der 1613 von Erzbischof Markus Sittikus in Salzburg gegründeten Bruderschaft erfolgte 1628 die Gründung der Corpus-Christi-Bruderschaft in Laufen. 1657 wurde die nach dem Frömmigkeitsideal der Franziskaner ausgerichtete Scapulier-Bruderschaft vom Berge Carmel errichtet. Sie zählt nach der 1634 zu St. Peter begründeten zu den ältesten im Erzstift Salzburg.

Die Sebastian-Bruderschaft geht auf ein Gelübde im Pestjahr 1634 zurück. 1846 wurde die Herz-Mariae-Bruderschaft errichtet. Die Hauptfeste der Bruderschaften wurden festlich begangen.

Die Handwerkszweige der Lebensmittelversorgung

Die erzbischöfliche Handwerksordnung wurde im 15. Jahrhundert für das gesamte Erzstift Salzburg erlassen. Sie beschränkte sich zunächst auf jene Handwerkszweige, die die Sicherung der Grundnahrungsmittel und Grundbedürfnisse der Bevölkerung zum Ziel hatten.

1459 wird die Bruderschaft der Bäcker zu Laufen erwähnt. Diese Bruderschaft verfügte über sechs zinsbare Krautäcker, was für einen gewissen Wohlstand der Handwerksvereinigung spricht. In Laufen wurden zwischen acht und elf Bäckereien betrieben. Die Grenzziehung des Jahres 1816 beeinträchtigte dieses Handwerk sehr, denn sie trennte die Vororte Altach und Oberndorf von der Stadt Laufen ab. Die Zunftfahne verblieb bei den Laufener Meistern.

Die ersten Müller in Laufen werden bereits im 8. Jahrhundert genannt. Die Bildung der Müllerzunft erfolgte 1570, damals noch ohne Beteiligung der Bäcker. Seit 1707 gehörten der Laufener Lade auch die Mattseer Müller an, die sich wegen der weiten Entfernung 1791 selbstständig machen wollten, was nicht genehmigt wurde. Die Müller-Lade war die größte Zunft in Laufen, 1792 gehörten ihr 79 Müller an.

Die erste Nachricht über die Zunft der Laufener Fleischhauer stammt zwar erst von 1603, doch dürfte sie früher entstanden sein. Als Viertellade gehörte sie der Salzburger Hauptlade an. Die erhaltene Metzger-Ordnung von 1609 geht auf eine ältere Fassung zurück und regelte die Fleischpreise. 1792 gehörten der Zunft zehn bürgerliche Stadt- und Landfleischhacker an. Von den Zunftaltertümern hat sich lediglich das barocke Zunftkreuz erhalten.

Weitere Handwerkszweige und Zünfte in Laufen

Da Laufen über kein Quellwasser verfügte, befanden sich die Brauereien zuerst in Oberndorf. Erst 1540 entstanden mit der Holzwasserleitung auf der Halbinsel Braustätten. Die wechselnden Brauhäuser stellten Braunbier her, Märzenbier ab dem 16. Jahrhundert, später Weißbier. Die Brauer waren angesehene Bürger, sie waren im Stadtrat vertreten und stellten Bürgermeister.

1769 wurden die Wirte mit den Brauern vereinigt. Die Zunft der Bier- und Weinwirte bestand seit 1564 und stand unter Aufsicht des Schiffgerichts. Die Zunftmonstranz der Laufener Wirte ist erhalten. Die früheste überlieferte Handwerksordnung stammt von 1595.

Im späten 15. Jahrhundert vereinigten sich die Laufener Schuhmacher zu einer „Zeche“. Die Schuhmacher sowie die Sattler und Riemer bezichtigten sich häufig der Beeinträchtigung des Handwerks. Die Sattler besaßen seit 1513 eine Handwerksordnung.

Die Weber und Tuchmacher gehörten zu den angesehensten Handwerkszweigen, denn die Wolltuchproduktion blühte im 14. und 15. Jahrhundert im Inn-Salzach-Gebiet. Ihre Ordnung soll 1533 errichtet worden sein, seit 1528 besaßen sie eine Lade.

Die älteste Handwerksordnung der Schneider stammt von 1582, seit 1701 bildeten die Schneider der Stadt und des Pfleggerichtes eine gemeinsame Lade.

Die Schiffbauer (Ordnung von 1688) standen unter der direkten Aufsicht des Landesherren, waren sie doch für den Salzvertrieb besonders wichtig. Sie gehörten mit dem einzigen Tittmoninger und den Halleiner Schoppern zur Salzburger Hauptlade. Die Bezeichnung „Schopper“ leitet sich vom Abdichten der Fugen zwischen den Planken ab, die mit getrocknetem Moos „geschoppt“, d. h. ausgestopft wurden.

Das Ende der Zünfte

Die Bruderschaften wurden in den 1770ern stark eingeschränkt und schließlich verboten. Mit dem Zuschlag Salzburgs an Österreich verloren auch die Zünfte 1816 ihre Privilegien.

Die strengen Zunftgesetze hatten vielfach zur Erstarrung des Handwerks geführt. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als sich frühindustrielle Fertigungsformen durchzusetzen begannen, wurde der Ruf nach einer kartellfreien Wirtschaftsgebarung laut. Kaiser Josef II. führte für die Habsburger Länder Gewerbereformen durch, die die Stellung der Zünfte stark einengten. In Frankreich brachte die Revolution ab 1789 die Liquidierung der Zünfte und die Gewerbefreiheit; davon waren (um 1800) auch die französisch besetzten Gebiete (auch Teile Bayerns) betroffen. Als Österreich 1859 die Gewerbefreiheit einführte, folgte darauf die Vereinheitlichung in den deutschen Ländern.

Als Nachfolger der Zünfte wurden in Bayern 1881 die Innungen als Körperschaften des öffentlichen Rechts geschaffen und vereinigten das jeweilige Gewerbe innerhalb eines oder mehrerer Bezirksämter, heute Landkreise.

Schon wenige Monate nach Auflösung der Zünfte in Bayern folgte am 28. April 1868 eine Entschließung des Staatsministeriums des Inneren an die Unterbehörden, die im Besitz der Zünfte befindlichen „denkwürdigen Kunstgegenstände“ unter Vorbehalt der Eigentumsrechte den öffentlichen Sammlungen und Archiven zu übergeben, was aber nur in wenigen Fällen befolgt wurde.



[245] Kurzfassung von Ilona Holzbauer und Ulrike Kammerhofer-Aggermann

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