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Heimatpflege im Konflikt der Kulturen (Ernst Hanisch)[340]

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Stärkung der „Heimatfront“ – Ausdruck einer Salzburger Identität

Die Gründung des Salzburger Heimatwerkes (1942)[341] erfolgte in der NS-Zeit: Zum einen verfolgte die nationalsozialistische Propaganda nach dem Scheitern des deutschen Angriffskriegs gegen die Sowjetunion (1941) nicht länger die Gewinnung von neuem „Lebensraum“, sondern die Stärkung der „Heimatfront“ durch ein „Heimatbrauchtum“ (Tracht, Volkstanz, Volkslied). Zum anderen sollte die Gründung des Heimatwerkes einen Kompetenzstreit (unzählige Dienststellen befassten sich mit der so genannten „Volkstumsarbeit“) und den Konflikt zwischen nationalsozialistischem Volkskitsch und der als echt, rein, germanisch bezeichneten „Brauchtumspflege“ beenden. Der Vereinszweck einer „Gestaltung im Einklang mit der nationalsozialistischen Weltanschauung“[342] richtete sich zudem gegen die katholische Volkskultur (Kreuz in Schulen, oppositionelle Wallfahrten, Beharren auf den Bauernfeiertagen).

Nach dem Sieg über Hitlerdeutschland (1945) setzte eine Umcodierung der Volkskultur ein. Die Volkskultur war nicht länger deutsch, sondern österreichisch. Die Tracht, für die Nationalsozialisten Ausdruck des „deutschen Volkstums“ (Verbot des Trachtentragens für Juden), wurde zum Ausdruck eines Österreichbewusstseins. Um das Land zu stabilisieren und um der amerikanischen Besatzungsmacht eine neue Salzburger Identität entgegenhalten zu können, wurde das Salzburger Heimatwerk 1946 als Dachorganisation der Landesregierung neu gegründet.[343] 1946 (bzw. 1948) wurde durch das Bestreben von Tobi Reiser zudem die Genossenschaft Salzburger Heimatwerk gegründet. Die Bezeichnung beider Institutionen mit „Heimatwerk“ führte im Alltag zur Verwirrung: daher blieb der Name „Heimatwerk“ bei der Genossenschaft, die Dachorganisation innerhalb der Landesregierung wurde in „Dienststelle für Heimatpflege“ umbenannt.



[340] Kurzfassung von Melanie Lanterdinger

[341] An der Spitze dieser zentralisierten Institution des Reichsgaues, in Form eines Vereines, stand Gauleiter Scheel. Geschäftsführer war Kuno Brandauer.

[342] [Kerschbaumer 1996], S. 330.

[343] Die Leitung wurde dem Kulturreferenten des Landes, dem sozialistischen Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Peyerl übertragen.

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