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Ein eigenes Lebensmodell finden (Barbara Frischmuth)

Barbara Frischmuth übersandte am 5. November 2004 in Beantwortung der Fragen von Melanie Lanterdinger ein schriftliches Statement. Barbara Frischmuth lebt als freie Schriftstellerin in Wien und Altaussee.

Sie haben sich in Ihrem Werk eingehend mit prägenden Lebensetappen und mit konkreten Beschreibungen von Lebenszusammenhängen beschäftigt. Was halten Sie im Hinblick auf weibliche Lebensentwürfe für notwendig?

Im Hinblick auf weibliche Lebensentwürfe halte ich Selbstbestimmung und ein realitätsbezogenes Einschätzen der eigenen Fähigkeiten für notwendig. Es gilt vor allem sich zu fragen, wie man leben möchte. Durch die Gleichstellung, auch wenn sie noch nicht in allen Bereichen wirklich greift, bleibt es frau nicht erspart, sich das gewünschte Modell selbst zu suchen, es notfalls selbst zu entwerfen. Da es keine allgemein verbindlichen Lebensentwürfe mehr gibt, nimmt der Entscheidungsdruck zu. Das ist der Preis für die Emanzipation.

Ihre Bücher spannen einen weiten Bogen: unterschiedliche Kulturen, Religionen, Sprachen, das Märchenhafte und das Mythische finden darin ebenso Platz wie Ihre Heimat, das Ausseerland. In den „Mystifikationen der Sophie Silber“ ist die Tracht ein sichtbares Zeichen einer Gruppenzugehörigkeit, das Faschingstreiben zum Beispiel verortet das Magische in eine konkrete Landschaft. Welche Bedeutung messen Sie Trachten und Bräuchen im alltäglichen Leben bei?

Tracht und Bräuche spielen noch immer eine, wenn auch regional unterschiedliche Rolle. Sie helfen, Menschen in eine Gemeinschaft besser einzubinden, legen den Jahresrhythmus fest und erleichtern den Umgang miteinander, da sie Regeln vorgeben, an die man sich halten kann. Das sind die positiven Seiten. Die negativen wären Ausgrenzung aller nicht Dazugehörigen, Verächtlichmachung der Regeln anderer und Überbetonung des Stallgeruchs, sprich: der eigenen Herkunft.

Gibt es Verwandtschaften zwischen den Berufen der Schriftstellerin und der Gärtnerin?

Sowohl beim Schreiben als auch beim Gärtnern ist genaues Hinsehen, das heißt erhöhte Aufmerksamkeit, gefragt. Aber auch Ausdauer, Geduld und das Erlernen bestimmter Fertigkeiten, will sagen: das Handwerkliche spielt bei beidem eine große Rolle, ist sozusagen Grundvoraussetzung fürs Glücken, auch wenn die Anstrengung letztlich weit über das Handwerkliche hinausgehen muss.

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