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Der Sattler: Ein Beruf im Wandel der Zeit (Ursula Lindenbauer)[5251]

„22 Sattlermeister gibt es im Bundesland Salzburg, die wider Erwarten so viel zu tun haben, daß es ruhig noch ein paar mehr geben könnte“, so der schon lange in diesem Beruf tätige Sattlermeister Robert Pamminger aus Bischofshofen.

Wer weiß denn schon, daß dem Beruf des Sattlers eine ganz neue Aufgabe zuteil wird. So gibt es nicht nur den „traditionellen“ Pferdesattler, der Sättel nicht nur näht, sondern auch repariert und sich Pferdegeschirren aller Art annimmt. Eine neue Bedeutung dieses Handwerkes findet man in der Herstellung und Bearbeitung von Autositzen und anderem Autozubehör – dem sogenannten Autosattler.

Robert Pamminger – ein Sattler des „alten Schlages“, seit 1961 selbständiger Tapezierer- und Sattlermeister, hat sich der traditionellen Art dieses Berufes, nämlich dem Sattel- und Geschirrmachen verschrieben. „Obwohl“, so Pamminger, „heutzutag’ hat es fast keinen Sinn mehr, einen Sattel noch selber zu machen, da die Billigkonkurrenz aus dem Ausland diese gar nicht mehr rentabel macht“. So zum Beispiel kommen heute viele Sättel aus Osteuropa, die dort viel billiger sind. Teure Sportsättel hingegen kommen vorwiegend aus Deutschland und England und werden von den Reitern meistens direkt auf den Turnieren erstanden.

Jedoch ganz aufgeben kann und will er es auch nicht, denn „zum Reparieren habe ich fast jede Woche einen“. Auch das Pferdegeschirrmachen muß gelernt sein; der Meister braucht durchschnittlich eine Woche für ein neues, welches aus dem Kummet (beim Sportgeschirr das Zaumzeug), dem Überwurf und den Halftern mit den Zügeln besteht. So ein Geschirr muß an die Größe des Pferdes angepaßt werden – und all das braucht seine Zeit. Auch unterscheidet Herr Pamminger ein Arbeits- von einem Hochzeitsgeschirr; letzteres wird natürlich viel aufwendiger und schmuckreicher gemacht. Denn bei einer Bauernhochzeit, wie man sie auf dem Land „Gott sei Dank“ noch häufig findet, darf eine Kutsche mit schönem Pferdegespann wirklich nicht fehlen. Der Familienbetrieb des Herrn Pamminger hat seine Kundschaften eigentlich vorwiegend in der Tauernregion, aber es kann schon sein, daß einer mit einem kaputten Stück „von weit her“ kommt, da es oft im Nahbereich keinen Sattler mehr gibt. Auch die Glockenriemen der Kuhglocken gehören zu eines Sattlers Ressort. „Gerade beim Almabtrieb muß ja zumindest die Leitkuh a gscheite Glockn umghängt haben.“

All dieses und noch viel mehr findet man in der kleinen und noch urtümlich belassenen Werkstatt des Meisters aus Bischofshofen. Man hat bei einem Besuch wirklich das Gefühl, daß dieser Mensch hinter seinem Beruf steht; und das ist, so Herr Pamminger, „das einzige, wodurch ein Handwerk nicht verlorengehen kann.“



[5251] Zeitschrift Salzburger Volkskultur, 20. Jg., April 1996, S. 105–107.

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