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Religiöse Zeichen in der Landschaft (Heiko Berner)[46]

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Kleindenkmale als Zeugen der Geschichte

In katholischen Regionen auf der ganzen Welt finden sich in Dörfern, auf Feldern oder in der freien Natur religiöse Flur- oder Kleindenkmale. Häufige Formen sind Marterl, Kapellen, Gipfel- oder Wegkreuze. Oft ist der Tod, in der symbolisch dargestellten Kreuzigung Christi oder über die Vorstellung des Schutzes vor bösen Geistern, ein zentrales Moment. Einigen von ihnen, besonders den Marterln, liegen konkrete persönliche Motive – Erinnerung an Unfall, Unglück – zugrunde, sie fungieren daher als Gedenkstätten für Verstorbene. Gipfelkreuze und Kapellen sind meist geweiht, daher können dort Feld- oder Gipfelmessen abgehalten werden – sie dienen der Verlängerung der Kirche in die Landschaft.

Kleindenkmale sind auch Zeugen der Geschichte einzelner Schicksale und jener geschichtlichen Zusammenhänge, in die sie zeitlich, räumlich und stilistisch verwoben sind. In ihrer Gesamtheit begleiten sie so die Geschichte einer Region, sie erlauben, diese Geschichte aus einer bestimmten Perspektive zu betrachten. Verbunden durch Wege, ergeben sie ein Netzwerk über einem Landstrich.

Von Bad Reichenhall zum Dötzenkopf

Ein viel begangener Reichenhaller Weg führt vom Festplatz Bad Reichenhalls hinauf zum Dötzenkopf – einem kleinen Vorgipfel des Lattengebirges. An diesem Weg befinden sich vier religiöse Kleindenkmale: ein Marterl, eine Kapelle, ein Wegkreuz und das Gipfelkreuz des Dötzenkopfes. Unabhängig voneinander entstanden, machen sie diesen Weg auch zu einem Weg des Gedenkens und der lokalen Identifikation mit Tradition, Geschichte und Glauben. Allen diesen Denkmalen ist gemeinsam, dass sie eine sich wandelnde Bedeutung für die Bevölkerung erleben und zum regionalen Leben gehören.

Das Marterl auf dem Weg zum Dötzenkopf erinnert an den Tod eines Jungen im Jahre 1945, der wie 200 andere Personen auch, bei einem Fliegerangriff ums Leben kam. Heute ist das Marterl auch ein Punkt zeitgeschichtlichen Bedenkens.

Der Kapellenbildstock, „das Bildstöckl“ genannt, zwischen 1878 und 1910 geplant und errichtet, hat eine sehr bewegte Geschichte. Sein Errichtungsgrund ist nicht mehr bekannt. Zur Zeit seiner Errichtung beliebter Werbeträger für den Tourismus, ist er heute Gedenkort und Identifikationspunkt des Gebirgstrachten-Erhaltungs-Vereines „Alt-Reichenhaller“, der dort Messen feiert und Partnervereine dazu einlädt. Das Kastenkreuz an der Wegkreuzung zu den Spechtenköpfen ist erst in den 1990er-Jahren erneuert und verändert worden. Ursprünglich wurde es wohl an einer Skiabfahrt aus touristischen Gründen errichtet. Das Gipfelkreuz am Dötzenkopf, auf 990 Metern, wurde 1949 von den Facharbeitern der Saline Bad Reichenhall errichtet – im Gedenken an die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten und Zivilisten.



[46] Kurzfassung von Heiko Berner und Ulrike Kammerhofer-Aggermann

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