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Das „Miteinander-Fest“ in Wagrain (Maria Thurner)

Maria Thurner, Volkstanz-, Jodler-, (Volkslieder-)Referentin bei der Schuhplattlergruppe Wagrain, Obfrau der Schuhplattlergruppe Wagrain, kaufmännische Angestellte, schickte im November 2003 ein schriftliches Statement. Dieses ist aus einem Gespräch mit Cornelia Maier am 5. Juli 2003 hervorgegangen. Die Fragen wurden von Lucia Luidold formuliert.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, Kindern und Jugendlichen Volkstänze zu vermitteln?

Die Möglichkeiten sind über Schulen und Vereine vorhanden. In den letzten Jahren war ich in Pongauer Schulen unterwegs und habe Workshops gemacht. Hinsichtlich der Schulen hat sich leider eine deutliche Änderung ergeben, da die Stunden einfach nicht mehr vorhanden sind. So habe ich bis jetzt noch keine Interessenten gefunden, um in Schulen als Referentin zu arbeiten. Vielleicht tut sich da wieder einmal mehr. In Wagrain war ich acht Jahre hindurch ganzjährig in der Volksschule. Wir haben Volkstänze, Volkslieder und Bräuche im Jahreskreis vermittelt. Das Ganze war mit dem Projekt „Mit allen Sinnen“ verbunden und wurde mit einer großen Abschlussveranstaltung am Marktplatz beendet. „Mit allen Sinnen“ war auch verantwortlich, dass wir in Wagrain ein „Miteinander-Fest“ feiern.

Über den Verein erleben wir zurzeit einen richtigen Boom – wir haben zwei Gruppen. Am 20. November 2003 veranstaltete unsere Kindergruppenleitung, Barbara Scheffauer, in Zusammenarbeit mit mir, einen sehr gut besuchten Kinderkathreintanz, bei dem Jung und Alt recht viel Spaß zusammen hatten. Das Schöne war dabei, dass die erweiterte Familie (Oma, Opa, Goti, Tante, Onkel usw.) von uns eingeladen wurde und wirklich sehr zahlreich gekommen ist.

Wie bringen Sie den Wagrainer Kindern diese Volkstänze nahe?

Wir bieten jeden Freitag ein Treffen – abwechselnd einmal für die Kleinen und einmal für die Großen – an, wobei Barbara Scheffauer die Kindertanzgruppenleitung übernommen hat. Zusätzlich werden noch Thomas und Philipp Thurner sowie Stefanie Ellmer in Zukunft mithelfen. Es handelt sich dabei um Mitglieder der Wagrainer Volkstanz- und Schuhplattlergruppe unter meiner Leitung.

Vielfach wird behauptet, der Heimatabend sei „tot“. In einer Traditionsgemeinde wie Wagrain interessieren sich viele Touristinnen und Touristen dennoch für Salzburger Bräuche, Lieder und Tänze. Wie und inwieweit werden diese den Touristen geboten?

Wir haben das große Glück, vor Ort Menschen an den richtigen Stellen zu haben, die die Weitervermittlung der traditionellen Volkskultur zulassen. So werden wir recht zahlreich zu Veranstaltungen vom Tourismusverband auf der einen und vom Sporthotel Wagrain auf der anderen Seite eingeladen. Wir haben im Jahreskreis ca. 25 bis 30 Veranstaltungen und Ausrückungen – sind also sehr präsent. Ich glaube, es gibt keinen Wagrainer, der unsere Gruppe nicht kennt.

Und wenn uns Einheimische beim Heimatabend (wie wir ihn immer noch nennen, wiewohl wir wissen, dass es höchst an der Zeit wäre, eine Umbenennung vorzunehmen) besuchen, kommen sie zu uns, um uns für den netten Abend zu danken. Gäste sind manchmal sehr interessiert und manchmal konsumieren sie unsere Darbietungen im „all inclusive“-Stil: sie kommen, setzen sich hin und lassen das nicht in sich hinein … wie fernsehen – so ist halt diese Zeit. Unser Programm ist sehr vielfältig: Wir bieten eine gruppeneigene Saitenmusik, Viergesang sowie Ziehharmonikastückeln mit Bass und Gitarrenbegleitung und natürlich Volkstänze, Spiele und Plattler. Immer wieder erzähle ich von den gerade aktuellen Bräuchen, die stattfinden. Manchmal laden wir auch Gäste ein, so konnten wir in diesem Sommer [2003] das Bläserquintett „Vocario Brass“ aus Pfarrwerfen unter der Linde am Marktplatz beim Heimatabend begrüßen. Solche Glücksfälle sind natürlich auch für unsere Gruppe schön. Dann organisierte ich noch einen Heimatabend im Point zusammen mit den Kleinarlern – und im Winter kommen wir zu ihnen. Es ist mir sehr wichtig, auch für die Gruppe alles erfreulich zu organisieren, und der Erfolg gibt mir Recht – es haben wieder ein paar Junge angefangen.

Das „Miteinander-Fest“ in Wagrain haben viele Menschen als besonderes Erlebnis miterlebt. Was waren Ihre Intentionen? Wie schaut es künftig mit derartigen Begegnungen aus? Betrachten Sie diese Veranstaltung als Erfolg?

Das Miteinander-Fest ist bereits ein Fixpunkt im Wagrainer Geschehen. Langsam bricht etwas wie Toleranz und Verständnis dafür auf. Viele Einheimische tun sich noch hart, zu akzeptieren, dass hier Menschen leben, die anders sind. Mein Bestreben ist es, die interessanten Seiten dieser Zuwanderer zu zeigen. Wobei mir ganz wichtig ist, keine Zwei-Klassen-Gedanken aufkommen zu lassen. Es sollen sich alle Teilnehmer auf einer Augenhöhe bewegen und vorstellen. Und das ist eine sehr dünne Decke, da muss ich die größte Vorsicht walten lassen, um nur ja nicht den einen oder anderen zu viel oder zu wenig zu erwähnen – da wird genau darauf geachtet. Wichtig ist das Fest jedem Teilnehmer! Auch dem, der eher ablehnend gegenübersteht. Deshalb bin ich mir der Verantwortung sehr bewusst und ich brauche viel Kraft und Zeit für dieses Fest. Unterstützung muss ich noch mehr einfordern – so werde ich auch Vertreter der Salzburger Volkskultur bitten, in Zukunft etwas einzubringen. Wird mir alles gelingen?

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