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7.14. Arnold Pichler: Lungauer Bräuche

Arnold Pichler (Museumskustos in Mariapfarr bis 2006) im Gespräch mit Verena Trifich

Welche besonderen Lungauer Bräuche und Traditionen gibt es in der Weihnachtszeit?

Die besonderen Lungauer Bräuche, die es in der Weihnachtszeit gibt, beziehen sich auf das Sakrale. Das Anglöckeln gibt es im Lungau in zwei verschiedenen Formen. Eine Gruppe in Mariapfarr, die geht von Haus zu Haus und kündigt die Weihnachtszeit als festliche Zeit an. In anderen Orten wandern Gruppen mit der Herbergssuche von Haus zu Haus. An typischen Speisen gibt es im Lungau das Kletzenbrot und die Bratwurst, das Bratwurstessen ist heute noch ein gern gepflegter Brauch. Nach der Mette versammeln sich die Leute am bäuerlichen Tisch, wo diese Speisen gegessen werden.

Welche Bedeutung haben diese Bräuche heute?

Es hat sich schon etwas verändert. Früher waren die Bräuche mehr dem Religiösen zugeordnet, heute verbindet man das Kirchliche nicht mehr in erster Linie mit diesen Bräuchen. Heute gibt es im Lungau zum Beispiel viele Krampusgruppen, die nicht ursprünglich vom Lungau stammen. Bei diesen Krampusläufen geht es hauptsächlich nur mehr um Spaß. Meines Erachtens ist das Brauchtum vielfach schon sehr oberflächlich geworden. Das kommt daher, dass die Zusammenführung von der Wurzel bis zur Blüte momentan fehlt. Bei den Zusammenhängen gibt es große Lücken. Insofern wäre es gut, wenn man die Leute mehr informieren würde. Es wäre eine Möglichkeit, dass im Lungau zum Beispiel die Schützen und andere eine Art Prüfung ablegen müssten, damit sie über den Ursprung der Bräuche Bescheid wissen. Die Zusammenführung von der Wurzel bis zur Blüte fehlt momentan.

Sie haben persönlich sehr intensiv mit Bräuchen und kulturellen Inhalten zu tun. Wie hat sich das ergeben?

Meine Verbindung mit den Bräuchen steht in Verbindung mit meiner Abstammung. Ich komme aus einer bäuerlichen Familie, die dem Heimatlichen immer sehr verbunden war. Schon als Kind habe ich viele Geschichten von der Großmutter gehört, das hat sich sehr stark eingeprägt. Mit der Zeit bin ich in diese Bräuche immer mehr hineingewachsen. Seit 30 Jahren beschäftige ich mich nun damit sehr intensiv. Es hat mich vor allem auch immer interessiert, wo die Bräuche herkommen. Ich habe immer nach dem Ursprung der Bräuche gesucht.

Verstehen Sie sich eher als Hüter, Bewahrer, Weiterentwickler oder Neubegründer von Bräuchen, oder spielen – je nachdem – alle diese möglichen Zugänge bei Ihnen eine Rolle?

Kultur bedeutet Veränderung, somit verändert sich also auch das Brauchtum. Für mich persönlich ist das Aufheben, das Archivieren wichtig, das dazu dient, damit man später weiß, wo unsere Ursprünge sind. Ich bin da sehr bedacht, dass jemand nicht nur oberflächlich Brauchtum verwendet, sondern auch weiß, welchen Ursprung das hat. Die Bräuche sollten nicht nur für den Fremdenverkehr eingesetzt werden, obwohl dieser auch eine Bedeutung hat, denn ohne Fremdenverkehr wären viele der Bräuche schon längst verschwunden. Vieles verschwindet natürlich, das muss man akzeptieren, denn man kann nicht in der Vergangenheit leben, aber wenn ich Dinge aus der Vergangenheit verwende und lebe, sollte ich auch den Ursprung kennen.

Wie verbringen Sie persönlich die Weihnachtszeit und Weihnachten?

Für mich selber und meine Kinder bemühe ich mich, Weihnachten so zu verbringen, wie ich es als Kind verbracht habe. Für mich ist es unvorstellbar, Weihnachten in der Südsee oder ohne Christbaum zu verbringen. Selbst das Holen des Christbaumes richte ich mir noch so ein, dass ich ihn nicht am Markt kaufe, sondern dass ich den Baum mit den Kindern vom Bauern hole. Zu Weihnachten gehen wir zur Christmette oder am Christtag zum Festgottesdienst. Das sind ein paar Tage im Jahr, wo bei vielen Leuten noch der Bezug zum Christlichen da ist. Ich persönlich bemühe mich, das Weihnachtsfest im Gedanken auf die christliche Botschaft zu verbringen und als Familientag zu feiern.

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